Die nahende US-Zinswende wird das Börsengeschehen in der neuen Woche beherrschen. Obwohl eine Anhebung des Schlüsselsatzes durch die Notenbank Fed allgemein erwartet werde, sei Verunsicherung zu spüren, betont Finanzmarkt-Experte Jörg Rahn von Marcard, Stein & Co. "Die Einen trennen sich von Aktien, weil sie die Konsequenzen für die Wirtschaft fürchten. Andere steigen ein, weil sie auf eine Kurserholung hoffen." Die Nervosität werde sicher anhalten. In den vergangenen Tagen büßte der Dax mehr als zwei Prozent ein. In den USA ging es für den Dow vergangene Woche 3,3 Prozent nach unten, der S&P verlor 3,8 Prozent, die Nasdaq 4,1 Prozent.

Am Mittwoch wird die Fed den Leitzins voraussichtlich um 25 Basispunkte auf 0,5 Prozent anheben. Die Reaktion der Finanzmärkte auf den Fed-Entscheid werde entscheidend von den begleitenden Kommentaren der Notenbanker abhängen, betonte Rahn. Sollten sie eine zurückhaltende Straffung der Geldpolitik signalisieren, könne mit einer Erholung der Aktienkurse gerechnet werden. Die Wahrscheinlichkeit hierfür sehe er bei zwei Drittel zu einem Drittel.

Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner geht allerdings davon aus, dass die Fed künftig die geldpolitischen Zügel etwas stärker anziehen wird als allgemein erwartet. Die meisten Börsianer tippen auf eine bis drei Zinserhöhungen um jeweils 25 Basispunkte im kommenden Jahr. Für die US-Konjunktur seien die Zinserhöhungen kein Problem, betont Weidensteiner. "Denn die Konsumenten sind angesichts einer deutlich reduzierten Verschuldung gut auf steigende Zinsen vorbereitet."

Einige Börsianer warnten allerdings vor überzogenen Erwartungen an die Äußerungen der Notenbank. Konkrete Signale seien eher unwahrscheinlich. Daher werde der Kurs des Euro wohl weiter um die Marke von 1,10 Dollar pendeln.

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KONJUNKTURDATEN SPIELEN NUR DIE ZWEITE GEIGE



Die Diskussion um die Fed-Politik drängt die Konjunkturdaten in den Hintergrund. Eine Ausnahme bilden die US-Verbraucherpreise, die einen Tag vor dem Fed-Entscheid veröffentlicht werden. Denn die Inflation ist ein wichtiger Faktor für die Geldpolitik. In der neuen Woche werden außerdem die Konjunkturbarometer der Federal Reserve Bank von New York (Dienstag) und von Philadelphia (Donnerstag) veröffentlicht.

In Deutschland liefert der ZEW-Index am Dienstag Hinweise auf die Stimmung der Börsianer. Am Donnerstag folgt der Ifo-Index, der die Investitionslaune der Unternehmen widerspiegelt.

HEXENSABBAT SORGT FÜR KURSAUSSCHLÄGE



Auf Unternehmensseite sind Termine dagegen dünn gesät. Am Mittwoch legen der SAP -Rivale Oracle und der Deutsche Post -Konkurrent FedEx ihre Geschäftszahlen vor.

Am Freitag verfallen Index-Futures sowie Optionen auf Indizes und einzelne Aktien. In den Tagen vor dem sogenannten Hexensabbat schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.

Reuters