Artnet ist ein Dienstleister für den internationalen Kunstmarkt. Das Geschäft ruht auf vier Säulen. Operativ am wichtigsten ist eine Datenbank, in der die Ergebnisse aller Auktionen der vergangenen 30 Jahre enthalten sind. Die Price-Database wird über Abonnements vertrieben. Umsatzbringer Nummer 2 ist das Netzwerk, das Galerien die Onlinepräsentation ihrer Angebote ermöglicht. Drittens der Nachrichtenkanal Artnet News ein Portal, das von Werbeerlösen lebt. Und last but not least gibt es die Auktionsplattform, auf der seit 2008 Onlineversteigerungen stattfinden.

An der Börse wird Artnet mit 18,6 Millionen Euro bewertet. Dieser Wert dürfte allein mit der Datenbank abgedeckt sein. Laut Geschäftsbericht bringt das Segment einen Deckungsbeitrag von umgerechnet 4,5 Millionen Euro. Werden übliche Fixkosten abgezogen, dürfte das isolierte Betriebsergebnis mehr als 2,5 Millionen Euro betragen. Legt man Faktor zehn an, wie das etwa im Fall von Übernahmen üblich ist, wäre allein dieser Bereich rund 25 Millionen Euro wert.

Das Problem:


Der Cashflow des Datenbankgeschäfts subventioniert das Auktionsgeschäft und die Nachrichtenplattform. Die Frage ist: Wann kann vor allem das Geschäft mit Auktionen nennenswert zum Gewinn beitragen? Dass hier hohe Wertreserven liegen, ist unumstritten. Die Versteigerung, gerade von hochpreisiger Kunst, erfolgt noch in einem sehr geringen Umfang online. Doch das ändert sich offenbar gerade. Und hier entsteht für Artnet als Pionier für Onlineversteigerungen theoretisch die Chance, bei den ganz großen Auktionshäusern wie etwa Sotheby’s oder Christie’s zu wildern.

Praktisch hat Artnet das bisher aber nicht geschafft. Die Entwicklung im vergangenen Jahr macht jedoch Hoffnung. Das Unternehmen setzt nun vor allem auf höherwertige Lose. Und das scheint zu gelingen. Der Umsatz der Auktionsplattform konnte im vierten Quartal um mehr als 40 Prozent auf 1,25 Millionen US-Dollar gesteigert werden. Gute Ergebnisse bei Auktionen im ersten Quartal könnten einen Hinweis auf Nachhaltigkeit geben.

Während das Galeriegeschäft und der Nachrichtendienst Artnet News wohl nur konzernintern wertvoll sind, kann die Auktionsplattform bei entsprechenden Wachstumsraten auch einen hohen Wert für die Artnet-Aktie haben. Es ist vorstellbar, dass dieser über kurz oder lang durch eine Übernahme realisiert werden könnte. Die Aktie ist nicht sehr liquide. Anleger sollten Aufträge limitieren.