Wenn die Studie fortgesetzt werden könne, sollte man - wie zuvor in Aussicht gestellt - noch vor Jahresende wissen, ob der Impfstoff vor dem Virus schütze, sagte Soriot in einer Online-Konferenz. AstraZeneca hatte die Studien mit dem Corona-Impfstoffkandidaten, den die Weltgesundheitsorganisation WHO als einen der vielversprechendsten ansieht, wegen einer ungeklärten Erkrankung bei einem Studienteilnehmer unterbrechen müssen und damit Sorgen vor einer Verzögerung bei der Zulassung geschürt.

Medienberichten zufolge leidet der Proband unter transverser Myelitis - eine Entzündung des Rückenmarks, die oft durch Virusinfektionen ausgelöst wird. Soriot sagte, AstraZeneca kenne die Diagnose noch nicht und es sei noch nicht klar, ob es sich um transverse Myelitis handelt. Weitere Tests seien nötig. Der Vorgang werde nun von einem unabhängigen Ausschuss geprüft, der entscheide, ob die Studie fortgesetzt werde. "Das kommt sehr häufig vor und viele Experten werden ihnen das bestätigen", sagte der Manager zur Unterbrechung. "Der Unterschied zu anderen Impfstoffversuchen besteht darin, dass die ganze Welt sie natürlich nicht beobachtet. Studien werden gestoppt, überprüft und fortgesetzt."

Der Vorstandschef der Mainzer Biotechfirma Biontech, die ebenfalls an einem Corona-Impfstoff forscht und auch zu den führenden Firmen im Rennen gehört, teilt diese Einschätzung. "Es ist nicht sehr ungewöhnlich, dass große Studien kurzfristig pausiert werden, um selten auftretende schwerwiegende Krankheitsfälle näher zu untersuchen", sagte Biontech-Chef Ugur Sahin zu Reuters. "Es zeigt: Sicherheit hat bei der Impfstoffentwicklung oberste Priorität."

Fälle von transverser Myelitis nach einer Impfung wurden bereits beobachtet, ein konkreter Zusammenhang zwischen der Erkrankung und Impfungen wurde Experten zufolge aber noch nicht festgestellt. AstraZeneca hat bereits mit mehreren Ländern wie Großbritannien, den USA aber auch der Europäischen Union vorab Kaufverträge über Hunderte Millionen Dosen seines Impfstoffes geschlossen. Soriot sagte, das Unternehmen werde das Mittel gleichzeitig liefern, um eine faire und gerechte Verteilung zu gewährleisten. Der Konzern stehe kurz davor, drei Milliarden Dosen herstellen zu können, bekräftigte er.

rtr