Börse Online: Wie zufrieden sind Sie mit der operativen Entwicklung im mittlerweile abgelaufenen Geschäftsjahr 2015?
Dirk Markus:
Obwohl uns noch keine belastbaren Zahlen für das vierte Quartal vorliegen, zeichnet sich doch schon jetzt ab, dass wir unsere ehrgeizigen Ziele für das Geschäftsjahr noch übertroffen haben. 2015 war erneut ein Rekordjahr für Aurelius. Mit den Übernahmen von Valora Trade und den Geschäftsaktivitäten der Reuss-Seifert & Hammerl-Gruppe zum 1. Januar 2016 übersteigt der annualisierte Konzernumsatz erstmalig die Marke von drei Milliarden Euro. Mit den übrigen sechs Akquisitionen des Geschäftsjahres 2015 ist der Aurelius-Konzern nun Heimat für insgesamt 25 Unternehmen.Bei welchen Beteiligungen haben Sie 2015 die größten operativen Fortschritte erzielt?
Wir konnten bei einem Großteil unserer Töchter Umsatz und Ertrag steigern. Herausstellen möchte ich an dieser Stelle insbesondere den Kompressorenhersteller Secop, unsere IT-Töchter, die Berentzen-Gruppe und auch unsere Hotelkette Ghotel.
Sie haben die rege Transaktionstätigkeit im Jahr 2015 angesprochen. Allein mit den vier im Schlussquartal gemeldeten Akquisitionen erhöht Aurelius seinen annualisierten Konzernumsatz um rund eine Milliarde Euro auf über drei Milliarden Euro. Wie gewährleisten Sie, dass dieses schnelle Wachstum nicht zulasten der Profitabilität Ihrer Beteiligungsgesellschaft geht?
Auch wenn wir 2015 stark gewachsen sind, so haben wir doch stets unsere zwei großen Erfolgsfaktoren im Blick: Erstens die strikte Einhaltung unserer Investitionskriterien - wir kaufen ausschließlich Unternehmen in Umbruch- und Sondersituationen mit brachliegendem Potenzial. Und zweitens die nachhaltige Neuausrichtung dieser Unternehmen mithilfe unserer aus Restrukturierungsspezialisten bestehenden Task-Force. Die Kombination aus geringen Kaufpreisen und erfolgreicher Neuausrichtung führt dazu, dass wir auch in Zukunft unser eingesetztes Kapital vervielfachen werden. Wir wollen uns auch künftig an dem in der Vergangenheit bei Verkäufen durchschnittlich erreichten Cash-Multiple von neun messen lassen.
Mit welchen Erwartungen sind Sie ins Geschäftsjahr 2016 gestartet? Wird es nicht immer schwieriger, nach einem Rekordjahr die gestiegenen Erwartungen des Kapitalmarkts zu erfüllen?
Der M&A-Markt ist in guter Verfassung. Die hohe Liquidität an den Kapitalmärkten aufgrund der expansiven Politik der weltweiten Notenbanken wird trotz des kürzlich erfolgten ersten Zinsschrittes in den USA anhalten. Unser Ziel für 2016 ist eine weitere Steigerung von Umsatz und Ertrag; für den Aurelius-Konzern peilen wir damit ein neues Rekordjahr an. Wir verfügen über ausreichend Kapital, um weitere lukrative Übernahmen stemmen zu können, und haben auch etliche vielversprechende Verkaufskandidaten in unserem Portfolio.
Sie sprechen die Verkaufskandidaten an. Im vierten Quartal 2015 haben Sie mit dem Verkauf von Hotelimmobilien stille Reserven in zweistelliger Millionenhöhe gehoben. Wie sieht Ihre Verkaufspipeline für das neue Geschäftsjahr aus?
In unserem aktuellen Firmenportfolio haben wir eine ganze Reihe von Unternehmen, an denen am Markt großes Interesse besteht. Für dieses Jahr gehen wir von mehreren Unternehmensverkäufen aus und befinden uns dazu in kontinuierlichen Gesprächen mit potenziellen Käufern. Wir verkaufen aber nur dann, wenn der Verkauf wirklich die beste Alternative für Aurelius, unsere Aktionäre und für die jeweilige Tochtergesellschaft und deren Mitarbeiter ist. Die derzeit positive Entwicklung von Umsatz und Ertrag bei vielen unserer Töchter lässt uns dabei ausreichend Zeit, den jeweils richtigen Ausstiegszeitpunkt abzuwarten.
Auf Seite 2: Finanzierung der Expansionsstrategie
Zur Finanzierung Ihrer Expansionsstrategie und zur Ausweitung des Aktienrückkaufprogramms haben Sie im November 2015 mit der Emission einer Wandelanleihe rund 166 Millionen Euro eingenommen. Welche Pläne haben Sie konkret?
Die Wandelschuldverschreibung hat für uns eine ganze Reihe positiver Effekte. Zum einen sind wir durch die zusätzlichen Mittel in der Lage, unsere Expansion noch zügiger voranzutreiben. Zusätzlich werden wir einen Teil der Mittel auch für eine Senkung der Finanzierungskosten verwenden, da wir höher verzinsliche Verbindlichkeiten im Portfolio refinanzieren können. Auch die Verwendung für unser Aktienrückkaufprogramm mit seinen positiven Verteilungseffekten für unsere Aktionäre ist eine wertsteigernde Möglichkeit.
Sie haben vor geraumer Zeit mal eine Umsatzgröße von fünf Milliarden Euro als mittelfristiges Ziel ausgegeben. Wann peilen Sie diese Marke an?
Dieses mittelfristige Ziel steht, und wir haben nun bereits schneller als erwartet mehr als die Hälfte des Weges geschafft. Unserer Strategie werden wir dabei auch weiterhin treu bleiben. Wir werden ausschließlich Unternehmen kaufen, die unseren Investitionskriterien entsprechen. Die erreichte Größe versetzt uns dabei in die Lage, auch Übernahmen zu stemmen, die für uns vor wenigen Jahren noch nicht realisierbar waren. Somit ist auch das Angebot an interessanten Unternehmen nun deutlich größer. Mit Sicherheit werden wir aber keine Risiken eingehen, nur um eine geplante Umsatzgröße zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erreichen. Der Umsatz ist auch immer nur ein Zwischenziel auf dem Weg zu Ergebniswachstum.
Die aktuelle Entwicklung in China belastet den Aktienmarkt und verunsichert viele Investoren. Inwiefern ist das auch für Aurelius ein Thema?
China ist für uns vor allem als Fertigungs-standort von Bedeutung. Die aktuelle Schwäche des chinesischen Yuan wirkt sich dämpfend auf unsere dortigen Herstellungskosten aus. Unser Absatz von Produkten und Dienstleistungen in China ist absolut betrachtet noch klein, aber stark wachsend, insbesondere bei zwei Töchtern, dem Kompressorenhersteller Secop und dem Schiffsbauer Hanseyachts. Eine Wachstumsabschwächung konnten wir bisher nicht beobachten. Man darf bei all dem derzeitigen Wachstumspessimismus hinsichtlich China die Gesamtperspektive nicht aus den Augen verlieren: Chinas Wirtschaft ist auch im Vorjahr noch mit fast sieben Prozent gewachsen. In Europa würden wir ein Viertel davon schon als tollen Erfolg feiern.
Dirk Markus: Der promovierte Betriebswirt und ehemalige McKinsey-Berater beschäftigt sich seit 15 Jahren mit Restrukturierung und Weiterentwicklung von Unternehmen. Er gründete 2006 die Beteiligungsgesellschaft Aurelius und steht dem Konzern bis heute als Vorstandschef vor.