Wie ihre deutschen Pendants haben auch Nebenwerte aus der Schweiz in dem seit März 2009 bestehenden Bullenmarkt einen besonders guten Lauf. So ist der SMI Small Cap Index seitdem von 10.020 auf 26.763 Punkte gestiegen und der SMI Mid Cap Index hat gleichzeitig von 4.158 auf 15.669 Zähler zugelegt.
Nach diesem starken Schluck aus der Pulle haben sich zuletzt aber einige Konsolidierungstendenzen breit gemacht. Einige besonders deutlich gestiegene Titel aus der zweiten und dritten Reihe mussten dabei deutliche Rückschläge hinnehmen, wenn es ihnen mit ihren Geschäftszahlen nicht gelungen ist, die inzwischen hohen Erwartungen zu erfüllen.
Bis jetzt ist die jüngste Seitwärtsbewegung im Nebenwerte-Segment aber als trendbestätigend zu werten und intakte langfristige Aufwärtstrends lassen durchaus die Chance auf mittelfristig im Schnitt wieder steigende Notierungen in dem Segment.
Die in dem Bereich mit Einschätzungen aktive Credit Suisse hat auf die jüngsten Kursbewegungen mit Anpassungen bei ihren Hauptempfehlungen vorgenommen. Demnach werden vier Titel als neue Top-Empfehlungen im Schweizer-Nebenwerte-Segment herausgestellt. Auf den nachfolgenden Seiten erfahren Sie mehr über diese Aktien und deren Aussichten. Die Kurspotenziale bewegen sich dabei um 21 Prozent bis 28 Prozent über den aktuellen Börsen-Notierungen.
Auf Seite zwei: EFG International
EFG International-Aktie
Einer der vier Nebenwerte-Favoriten der Credit Suisse heißt EFG International. Das Kursziel beträgt in diesem Fall 9,40 Franken. Daraus errechnet sich theoretisch ein Potenzial von 20,7 Prozent.
Die mit Sitz in Zürich ansässige Privatbankengruppe, die Private-Banking und Vermögensverwaltungs-Dienstleistungen anbietet, litt in den Vorjahren unter Probleme in der Vermögensverwaltung und neben Fehler im Management trugen auch Kapitalerhöhungen zu einer negativen Stimmung rund um das Unternehmen bei.
Doch im ersten Halbjahr 2017 hat die Gesellschaft einen Nettoumsatz von 609 Millionen Franken verbucht, der die Konsensschätzung von 578 Millionen Franken übertraf. Der bereinigte Reingewinn belief sich auf CHF 75 Millionen Franken (Konsens: 59 Millionen Franken).
Die verwalteten Vermögen (Assets under Management, AuM) waren bei 138 Milliarden Franken laut Credit Suisse ein wenig schwächer als erwartet, da das Unternehmen in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres Abflüsse von Nettoneugeldern von 5,5 Milliarden Franken verzeichnete, doch wurden im zweiten Quartal wieder positive Nettoneugelder erreicht.
Die CET1-Kapitalquote bezeichnen die Analysten bei 17,7 Prozent als solide (Geschäftsjahr 2016: 18,2 Prozent). Die Bank selbst verweist darauf, dass die Integration der übernommenen BSI nach Plan verlaufe. Hier ist die Migration der Schweizer IT-Plattform bis Ende 2017 der letzte noch offene Meilenstein. Zudem sollten sich die für das Jahr 2018 geschätzten Synergien schneller einstellen als erwartet.
Zum Kauf wird geraten, weil man in Sachen Geschäftsaussichten optimistischer ist als andere Analysten im Schnitt. Die hauseigenen Schätzungen für die Ergebnisse je Aktie bewegen sich jedenfalls klar über den Konsensschätzungen. Das geschätzte KGV wird auf knapp 20 taxiert.
Vergleiche man die Bewertung auf Basis des Nettoinventarwertes mit jener von Konkurrenten wie Julius Bär oder Vontobel zeige sich ein deutlicher Bewertungsabschlag, der als übertrieben hoch eingestuft wird.
Charttechnik
Die Aktie von EFG International hat schwierige Jahre hinter sich. Der Kurs ist von Mai 2007 bis Juli 2016 von 60,20 Franken auf 3,31 Franken abgesackt. Wer das mitgemacht hat, hat nicht nur viele Nerven sondern auch viel Geld verloren. Doch seit dem erwähnten Rekordtief befindet sich die Notiz auf Erholungskurs. Allerdings ist der langfristige Abwärtstrend nach wie vor intakt. Dieser verläuft momentan bei gut neun Franken und erst ein Sprung darüber würde das Chartbild deutlich aufhellen.
Profil
EFG International AG ist ein Unternehmen mit Sitz in der Schweiz, das im Bank- und Anlagedienstleistungssektor tätig ist. Das Unternehmen bietet Dienstleistungen im Private Banking sowie in der Vermögensverwaltung an. Es ist über drei Hauptgeschäftssegmente tätig: Private Banking and Wealth Management, Asset Management und Investment and Wealth Solutions. Das Segment Private Banking und Wealth Management wird auf regionaler Basis verwaltet und ist in Kontinentaleuropa, die Schweiz, Amerika, das Vereinigte Königreich und Asien unterteilt. Die Region Kontinentaleuropa umfasst Geschäfte im Private Banking in Kontinentaleuropa ohne die Schweiz. Die Region Amerika beinhaltet die Vereinigten Staaten, Kanada, die Bahamas und die Kaimaninseln sowie das PRS-Geschäft. Die Region Asien enthält Hongkong, Singapur und Taiwan. Das Segment Asset Management umfasst auf globaler Basis das Geschäft EFG Asset Management. Das Segment Investment and Wealth Solutions beinhaltet die Bereiche Private Client Trust Services und Institutional Fund Administration Services.
Auf Seite drei: Forbo
Forbo-Aktie
Beim zweiten Mitfavoriten aus dem Nebenwerte-Segment in der Schweiz handelt es sich um Forbo. Die Credit Suisse nennt hier als Kursziel 1.800 Franken. Eine Vorgabe, die sich um 24,1 Prozent über den aktuellen Notierungen bewegt.
Der Hersteller von Bodenbelägen, Bauklebstoffen sowie Antriebs- und Leichtfördertechnik erreichte im ersten Halbjahr 2017 einen Nettoumsatz von 606,3 Millionen Franken (Vergleichsperiode Vorjahr: 590,9 Millionen Franken). In Lokalwährungen entspricht dies einem Wachstum von 4,1 Prozent (+2,6 Prozent in Konzernwährung). Das Betriebsergebnis (EBIT) vor Einmalkosten erhöhte sich um 5,6 Prozent auf 67,9 Millionen Franken (Vergleichsperiode Vorjahr: 64,3 Millionen Franken).
Die EBIT-Marge vor Einmalkosten verbesserte sich auf 11,2 Prozent (Vergleichsperiode Vorjahr: 10,9 Prozent). Das Konzernergebnis aus fortzuführenden Geschäftsbereichen vor Einmalkosten konnte um 4,3 Prozent auf 53,9 Millionen Franken gesteigert werden. Eine Rückstellung für Einmalkosten aus dem Kartellverfahren bei Flooring Systems in Frankreich hat das operative Ergebnis belastet.
Nach Einschätzung der Credit Suisse sollte Forbo von seinen Investitionen in neue Fertigungskapazitäten im Bereich Transport- und Prozessbänder sowie vom Bau einer neuen Anlage für die Herstellung von Vinyl-Bodenbelägen profitieren. Angesichts einer soliden Bilanz, eines Aktienrückkaufprogramms in der Höhe von bis zu zehn Prozent des Aktienkapitals, robuster Renditekennzahlen und einer günstigen Bewertung erkennen wir hier eine vielversprechende Anlagechance.
Die Schweizer Privatbank taxiert das KGV hier auf 18,2. Als besonders attraktiv wird eine Rendite auf das investierte Kapital herausgestellt, die sich bei mehr als 30 Prozent bewegt und damit höher liegt als der Durchschnittswert von rund 20 Prozent bei Schweizer Industrieunternehmen. Außerdem sei die Gesellschaft in der Lage, über einen Konjunkturzyklus hinweg attraktive Cash Flows zu erwirtschaften und darüber hinaus sei die Bilanz praktisch schuldenfrei.
Charttechnik
Viel Geld war im laufenden Bullenmarkt bisher mit der Aktie von Forbo zu verdienen. Allerdings bewegte sich die Notiz im März 2009 mit 140,00 Franken aber auch auf einem Rekordtief. Doch seitdem ist der Kurs in der Spitze bis auf 1.663 Franken gestiegen. Seit Mai nimmt sich der Titel allerdings eine Verschnaufpause, der langfristige charttechnische Aufwärtstrend ist aber intakt, was natürlich grundsätzlich positiv ist.
Profil
Forbo ist ein führender Hersteller von Bodenbelägen, Bauklebstoffen sowie Antriebs- und Leichtfördertechnik. Das Unternehmen beschäftigt über 5 500 Mitarbeitende und verfügt über ein internationales Netz von 24 Standorten mit Produktion und Vertrieb, 6 Konfektionierungszentren sowie 45 reinen Vertriebsgesellschaften in weltweit insgesamt 36 Ländern.
Der Bereich Flooring Systems bietet umweltfreundliches Linoleum, Vinyl-Bodenbeläge, Lösungen für Eingangsbodenbeläge und Teppichfließen. Der Bereich Bonding Systems konzentriert sich auf industrielle Klebstoffprodukte, Fertigklebstoffe und synthetische Polymere, die für die Papierbearbeitung, Verpackungs- und Möbelbranche verwendet werden. Movement Systems bietet Antriebsriemen, Transport- und Prozessbänder sowie Kunststoffmodulbänder sowie Zahn- und Flachriemen aus synthetischen Materialien an. Diese werden unter der Marke Siegling verkauft. Der Nettoumsatz im Geschäftsjahr 2016 betrug 1.185,5 Millionen Franken. Der Sitz der Gesellschaft befindet sich in Baar im Kanton Zug, Schweiz.
Auf Seite vier: Sonova
Sonova-Aktie
Die dritte Schweizer Nebenwerte-Empfehlung der Credit Suisse lautet Sonova. Die Kaufempfehlung ist in diesem Fall mit einem Kursziel von 200 Franken versehen. Damit die Rechnung aufgeht, müsste dieser Wert um knapp 22 Prozent zulegen.
Der Schweizer Hörgerätehersteller war erst am Ende der Vorwoche in den Nachrichten vertreten, weil es zu einem Führungswechsel kommt. Einer Mitteilung zufolge soll Arnd Kaldowski den langjährigen Leiter Lukas Braunschweiler an der Spitze des Weltmarktführers ablösen. Der bisher bei der Danaher Corporation aktive Kaldowski wird demnach am 1. Oktober 2017 zunächst als Chief Operating Officer in die Gruppe eintreten und ab dem 1. April 2018 den Chefposten übernehmen.
Braunschweiler, der nach über sechs Jahren den Chefposten abgebe, werde zur Wahl in den Verwaltungsrat vorgeschlagen. Aus Sicht der Credit Suisse spricht letzteres für Kontinuität und das gelte auch für die vereinbarte Übergangsregelung. Die Personalie sei gut geplant und der designierte neue Chef verfüge über ein geeignetes Profil für den Job.
Die Gruppe hat im Geschäftsjahr 2016/17 einen Gesamtumsatz von 2.395,7 Millionen Franken erreicht, was einen Anstieg von 15,3 Prozent in Lokalwährungen bedeutete. Diese Zunahme war sowohl auf organisches Wachstum in allen Geschäftsbereichen als auch auf Übernahmen - insbesondere die Konsolidierung von AudioNova für sieben Monate - zurückzuführen.
Das organische Wachstum beschleunigte sich im Jahresverlauf markant, wozu vor allem die erfolgreiche Einführung innovativer neuer Produkte beitrug. Unter Ausklammerung von Einmalkosten stieg das konsolidierte EBITA um 12,1 Prozent in Lokalwährungen auf 481,4 Millionen Franken. Sonova hat im vergangenen Jahr die Umsetzung eines vollständig integrierten Geschäftsmodells vorangetrieben und dabei weiterhin profitables Wachstum erzielen.
Die Credit Suisse sieht in Sonova einen Marktführer im unterversorgten Markt für Hörhilfen, der aufgrund seiner Führungsposition in Innovation und Technologie auch künftig mit Kundenakzeptanz rechnen könne. Nach Ansicht der Analysten sollte das Unternehmen deshalb einer der Hauptbegünstigten des demografischen Wandels und einer zunehmenden Lärmbelastung sein. Zudem verfüge man über interessant neue Produkte und die Chance auf Margenverbesserungen. Das KGV sieht man bei knapp 23.
Charttechnik
Die Kursentwicklung bei Sonova war in den vergangenen 20 Jahren von hektischen Ausschlägen bewegt. Nimmt man aber nur die Zeit von März 2003 bis Juni 2017, dann ergibt sich unter dem Strich letztlich ein starker Anstieg von 9,36 Franken auf 165,40 Franken. Mit derzeit 164,20 Franken ist die Notiz auch dicht dran am zuvor genannten Rekordhoch, was dem Titel zu einer insgesamt guten Chartnote verhilft.
Profil
Sonova mit Hauptsitz in Stäfa in der Schweiz ist der weltweit führende Anbieter von innovativen Lösungen rund um das Thema Hören. Die Gruppe ist im Markt durch ihre Kernmarken Phonak, Unitron, Hansaton, Advanced Bionicsund AudioNova vertreten. Sonova bietet ihren Kunden eines der umfassendsten Produktportfolios in der Industrie - von Hörgeräten zu Cochlea-Implantaten bis hin zu drahtlosen Kommunikationslösungen.
Gegründet 1947 ist die Gruppe heute weltweit in über 100 Ländern vertreten und beschäftigt mehr als 14.000 Mitarbeitende. Sonova erzielte im Geschäftsjahr 2016/17 einen Umsatz von 2,40 Milliarden Franken sowie einen Reingewinn von 371,5 Millionen Franken. Über alle Geschäftsfelder hinweg, sowie durch Unterstützung der Hear the World Foundation, verfolgt Sonova die Vision, eine Welt zu schaffen, in der jeder Mensch die Freude des Hörens und damit ein Leben ohne Einschränkungen genießen kann.
Auf Seite fünf: Valora
Valora-Aktie
Beim vierten und letzten Mitfavoriten Valora hat die Credit Suisse ein Kursziel von 365,00 Franken errechnet. Eine Zielsetzung, für deren Erreichung dieser Wert um 27,6 Prozent zulegen müsste.
Der Schweizer Kiosk- und Brezelstandbetreiber musste im ersten Halbjahr 2017 zwar einen Umsatzrückgang von 3,2 Prozent auf knapp über eine Milliarde Franken hinnehmen. Das Betriebsergebnis erhöhte sich jedoch um 14,1 Prozent auf 34,7 Millionen Franken und der Reingewinn kam sogar um 35,3 Prozent auf 24,1 Millionen Franken voran.
Mit diesen Zahlen hat das Unternehmen auf Gewinnbasis die durchschnittlichen Analystenerwartungen übertroffen und beim Umsatz leicht verfehlt. Zum Umsatz hieß es von Seiten der Gesellschaft, es sei ein erhöhter Wettbewerbsdruck im Schweizer Detailhandel zu spüren gewesen sowie ein verstärkter Rückgang bei Presseerzeugnissen in Deutschland. Hinzu kamen historisch hohe Rohstoffpreise für Molkereiprodukte und abnehmende Frequenzen in Einkaufszentren.
Die Verantwortlichen bestätigten den Ausblick für das Geschäftsjahr 2017, wonach eine Zunahme des EBIT auf vergleichbarer Basis von 15 Prozent auf 79 Millionen Franken angestrebt wird. Frühestens 2018 will man außerdem eine Bruttomarge von 42 Prozent (erstes Halbjahr 2017: 41,4 Prozent) und eine EBIT-Marge von vier Prozent erreichen. Die Bilanz wies darüber hinaus eine deutlich verbesserte Eigenkapitalquote sowie eine deutlich verringerte Verschuldung aus.
Die Credit Suisse wittert hier intakte Wachstumsaussichten und lobend Erwähnung findet zudem die hohe Dividendenrendite, die von den Analysten mit gut 4,3 Prozent angegeben wird. Das ist insbesondere für die Schweiz ein überdurchschnittlich hoher Wert. Das KGV taxiert man auf rund 19,5.
Nach der Abgabe von Geschäftseinheiten und ergänzenden Akquisitionen sieht die Credit Suisse das Unternehmen stabiler als bisher aufgestellt. Im Retail-Geschäft sei eine Verbesserung der Margen denkbar, Risiken gebe es aber möglicherweise unter anderem über die Währungsschiene im Falle von unvorteilhaften Bewegungen bei der Euro-Franken-Parität. Letztlich würden aber die positiven Aspekte überwiegen und bei einem unterstellten Gewinnwachstum je Aktie von 2017 bis 2019 von 21 Prozent sei
Charttechnik
Langfristig war mit den Aktien von Valora kein Geld zu verdienen. Denn der Titel notiert derzeit unter dem im Jahr 2000 bei 526 Franken markierten Hoch. Im Tief standen 2008 nur noch 135,60 Franken angeschrieben, doch davon hat sich die Notiz wieder deutlich gelöst. Letztlich steht aber seit dem Jahr 2001 nur ein volatiler Seitwärtstrend zu Buche. Dabei ging es von Mitte 2015 bis zum Ende des ersten Quartals diesen Jahres klar bergauf, doch seitdem hat sich eine Korrekturbewegung breit gemacht, bei der auch der mittelfristige Aufwärtstrend gebrochen wurde, was charttechnisch negativ ist.
Profil
Valora führt als Retail-Unternehmen ein Netzwerk von rund 2.500 Convenience- und Food-Service-Verkaufsstellen an Hochfrequenzlagen in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Luxemburg und Frankreich. Täglich besuchen über eine Million Kunden die kleinflächigen, Verkaufsformate und nutzen die bekannten Eigenmarken. Zum Unternehmen gehören unter anderem k kiosk, Brezelkönig, Ditsch, Press & Books, avec, Caffè Spettacolo, ok.-.
Außerdem betreibt Valora eine der weltweit führenden Produktionen von Laugengebäck und profitiert im Bereich Backwaren von einer stark integrierten Wertschöpfungskette. Valora erzielt jährlich einen Außenumsatz von über 2,5 Milliarden Franken und beschäftigt mehr als 4.000 Mitarbeitende. Der Hauptsitz der Gruppe befindet sich in Muttenz, Schweiz.