DAS IST LOS BEI AURELIUS:
Das Private-Equity-Haus aus Grünwald bei München kauft Firmen, die schwächeln, und verkauft sie oft zu einem Vielfachen des eingesetzten Preises. Jetzt muss Aurelius allem Anschein nach erst einmal Luft holen. Im vergangenen Jahr waren die drei offensichtlichsten Verkaufskandidaten aus dem Aurelius-Portfolio - also die Firmen, bei denen der Umbau am weitesten fortgeschritten war - noch für stattliche Preise an die neuen Besitzer gegangen. Durch eine Rekorddividende von 141 Millionen Euro floss ein guter Teil der Profite den Aktionären zu.
Aurelius kauft schlecht laufende Unternehmen, und davon gibt es nach über neun Jahren Aufschwung immer weniger. So kam die Dachgesellschaft im bisherigen Jahresverlauf nur bei einer Übernahme selbst zum Zug. Die anderen vier Zukäufe in den ersten sechs Monaten wurden hingegen durch Firmen aus dem Aurelius-Portfolio gestemmt - dabei handelt es sich meist eher um kleine Akquisitionen.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Die Aurelius-Aktie kannte bis zum März 2017 nur eine Richtung: nach oben. Dann kam eine Leerverkaufsattacke durch den Hedgefonds Gotham City, in der es unter anderem um die Bilanzierungsmethoden von Aurelius ging.
Das Papier erholte sich von den Vorwürfen gegen Aurelius. Im Mai 2018 hatte die Aktie fast wieder ihren alten Rekordkurs von gut 67 Euro erreicht. Seitdem geht es stetig bergab. Dazu trug zum einen die Rekorddividende von 5 Euro je Aktie bei. Doch neben dieser im Grunde positiven Nachricht spielte auch das Halbjahresergebnis eine Rolle, das Aurelius Anfang August verkündete. Der operative Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen, kurz operatives Ebitda, lag mit 54 Millionen Euro um 28 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum.
Ein Rückgang war nach dem Verkauf dreier großer Beteiligungen im vergangenen Jahr erwartet worden, schließlich fehlen jetzt wichtige Umsatzbringer. Doch vom Ausmaß des Gewinnrückgangs waren sich die Aktionäre offenbar enttäuscht: Von gut 50 auf jetzt gut 45 Euro ist die Aktie seitdem gesunken. Ein am Dienstag angekündigtes neues Aktienrückkaufprogramm über bis zu 20 Millionen Euro konnte das Papier nicht nennenswert treiben, gehören die Käufe bei Aurelius doch mittlerweile schon zum laufenden Geschäft.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Bei Analysten gab es zuletzt erste kritische Stimmen. So zeigte sich Berenberg-Experte Martin Comtesse enttäuscht von der Entwicklung des Ebitda und kritisierte die "träge" Zukaufsaktivität des Finanzinvestors. Gleichwohl bleibt der Analyst optimistisch für das Haus von Konzernchef und Unternehmensgründer Dirk Markus. Comtesse traut Aurelius zu, im zweiten Halbjahr wieder an mehr Deals zu kommen, was den Aktienkurs treiben dürfte. Er hat für Aurelius zuletzt ein Kursziel von 69 Euro mit einem "Buy"-Rating auf dem Zettel.
Commerzbank-Analyst Christoph Blieffert stellt die aus seiner Sicht gute operative Entwicklung heraus. Zum einen würden Verlustbringer wie die britische Bürobedarfs-Kette Office Depot ihr Minus begrenzen, zum anderen würden Portfoliofirmen mit starkem Barmittelfluss wie etwa der spanische Verpackungsspezialist Solidus immer mehr abwerfen. Blieffert traut Aurelius-Chef Markus weitere Verkäufe zu. Mit einem Preisziel von 82 Euro pro Aktie ist er selbst im Vergleich zu seinen Analystenkollegen besonders optimistisch.
dpa-AFX