"Das Frankreich-Risiko, die Präsidentschaftswahl, ist abgehakt, die Aktien-Bewertungen sind für viele Analysten zu hoch, positive ökonomische Überraschungen eher schwierig und was aus den USA an frischen positiven Impulsen kommen soll, ist für viele Akteure mit einem Fragezeichen versehen." Allerdings würden Investoren Rücksetzer sicher dazu nutzen, um wieder in den Markt einzusteigen. "Und zwar eher früher als später."
Auch Anlagestratege Carsten Klude von der Bank MM Warburg äußert sich längerfristig optimistisch. "Unseres Erachtens nach signalisieren die fundamentalen Rahmenbedingungen, dass Anleger dem Aktienmarkt noch die Treue halten sollten." Er traue dem Dax dank der sprudelnden Unternehmensgewinne Ende 2017 nun einen Stand von 13.400 statt 12.800 Punkten zu. In den vergangenen Tagen stieg der Dax zeitweise auf ein Rekordhoch von 12.783,23 Zähler - auf Wochensicht kam er aber kaum vom Fleck.
WENIGE KONJUNKTURDATEN AUF DEM TERMINPLAN
In den USA steht am Montag der Konjunkturindex der Federal Reserve Bank von New York auf der Agenda. Am Tag darauf folgen die Zahlen zur Industrieproduktion sowie am Donnerstag die Frühindikatoren. "Nachdem die US-Wirtschaft im ersten Quartal kaum gewachsen ist, dürften die April-Daten Hoffnung machen, dass die Konjunktur im zweiten Quartal wieder an Schwung gewinnt", sagt Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz.
In Europa werden Zahlen zu Wirtschaftswachstum (Dienstag), Inflation (Mittwoch) und Verbrauchervertrauen (Donnerstag) vorgelegt. Starke Ergebnisse könnten die Diskussion um eine nahende Straffung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB) neue Nahrung geben. Darüber hinaus liefert der ZEW-Index am Dienstag Hinweise auf die Stimmung der Börsianer. Trotz der wachsenden Optimismus in den Unternehmen seien die Analysten von Euphorie weit entfernt, betont Commerzbank-Experte Balz.
BILANZSAISON LÄUFT AUS - ZOFF AUF HAUPTVERSAMMLUNGEN?
Die Flut von Firmenbilanzen ebbt in der neuen Woche langsam ab. Aus dem Dax öffnen der Versorger RWE (Montag) sowie der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck (Donnerstag) ihre Bücher. In den USA legt der Netzwerk-Ausrüster Cisco am Mittwoch seine Zwischenbilanz vor.
Einige Konzerne laden zudem zu Hauptversammlungen ein. Turbulent könnte es beim Treffen der Deutschen Bank am Donnerstag werden. Kritische Töne der Aktionäre könnten die Vorstellung der Strategie in den Hintergrund drängen. Der einflussreiche Stimmrechtsberater ISS drängt auf Sonderprüfungen zu zwei besonders großen Rechtsstreitigkeiten des Geldhauses: Der Skandal um manipulierte Zinsen und die Geldwäsche-Affäre in Russland.
Am Tag vorher muss sich der Vorstand der Deutschen Börse auf unangenehme Fragen gefasst machen. Trotz des Ermittlungsverfahrens gegen Firmenchef Carsten Kengeter und der geplatzten Fusion mit der Londoner LSE kann das Management Experten zufolge mit seiner Entlastung rechnen. Ein Ergebnis von 99,9 Prozent wie im Vorjahr sei aber unwahrscheinlich.
KLEINER VERFALL AM TERMINMARKT
Darüber hinaus laufen am Freitag Optionen auf Indizes und einzelne Aktien aus. In den Tagen zuvor schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.
rtr