Nach skeptischen Aussagen des Lkw- und Busherstellers TRATON am Vortag stimmte nun der französische Zulieferer Faurecia mit einer Umsatz- und Gewinnwarnung in den Chorus der Hiobsbotschaften ein. Der Grund auch diesmal: Der fortgesetzte Chipmangel macht den Herstellern schwer zu schaffen.

Das beeindruckte die Investoren jedoch nicht mehr, im Gegenteil: Der europäische Sektor der Autohersteller und -zulieferer lag hinter den Technologiewerten mit plus 1,7 Prozent mit an der Spitze des Sektortableaus.

Im Dax (DAX 40) setzten sich die Papiere von Continental an die Spitze mit einem Aufschlag von gut vier Prozent. Auch eine gestrichene Kaufempfehlung der Bank of America schockte die Continental-Anleger nicht. Sie konzentrieren sich wohl darauf, dass Analyst Horst Schneider langfristig optimistisch bleibt und nur für das zweite Halbjahr Skepsis äußert. Überdurchschnittlich legten derweil auch Daimler und Volkswagen (Volkswagen (VW) vz) zu sowie die Aktien des die Autobranche beliefernden Chipherstellers Infineon.

Der anhaltende Chipmangel wird die globale Autoindustrie einer Studie zufolge deutlich stärker belasten als bislang erwartet. Wegen der fehlenden Halbleiter dürften der Branche dieses Jahr Umsätze in Höhe von 210 Milliarden US-Dollar entgehen, prognostizierte die Beratungsfirma Alix Partners. Im Mai waren die Alix-Experten noch von einer nur gut halb so hohen Belastung ausgegangen. Das Problem ist aber hinlänglich bekannt - und somit wohl in großen Teilen in den Kursen eingepreist.

Angesichts der Halbleiterengpässe war die Stimmung in den vergangenen Monaten nicht gut für die PS-Branche. Der Autosektorindex hatte im Juni ein Rekordhoch nur knapp verfehlt und hatte in der Folge bis zum Montag wieder um fast 16 Prozent nachgegeben. Zum Vergleich: Der marktbreite Stoxx Europe 600 trat in diesem Zeitraum auf der Stelle.

Daimler-Aktien erhielten derweil Unterstützung von einer Empfehlung. Das französische Investmenthaus Kepler Cheuvreux senkte zwar das Kursziel von 88 auf 85 Euro, setzte sie aber auf eine Favoritenliste, von der im Gegenzug die Aktien von Rheinmetall weichen mussten. Der Kurs des Rüstungs- und Autoteileherstellers gewann gleichwohl 1,1 Prozent in einem für die Autobranche günstigen Umfeld.

In Paris ließen sich die Börsianer von der Umsatz- und Gewinnwarnung von Faurecia nicht beeindrucken. Der Kurs stieg um sechs Prozent, nachdem er schon am Mittwoch kräftig zugelegt hatte. Allerdings waren dies Gewinne auf niedrigem Niveau: Von den Hochs im Frühjahr bei über 50 Euro war der Kurs zuletzt um fast 30 Prozent eingebrochen. Faurecia steht derzeit vor der Übernahme des deutschen Autozulieferers Hella (HELLA GmbHCo). Der schloss sich am Vormittag den Franzosen nahtlos an und schraubte die Erwartungen an das laufende Geschäftsjahr ebenfalls zurück.

dpa-AFX