In puncto Make-up, Düfte und Cremes nutzten Frauen noch vor ein paar Jahren die Expertise der Avon-Beraterin. Die in der Regel perfekt gestylte Dame kam ins Haus und erklärte Kundinnen die Vorteile der Produkte des Kosmetikkonzerns und zu welcher Gelegenheit sie am besten zu nutzen seien. Die Dame ist nun aber ein Teil des Problems. Heutzutage werden Kosmetiktipps und -artikel über das Internet verbreitet. Zwar können Lippenstifte, Gesichtsmasken mit Algenextrakt und vieles mehr seit 2014 auch online bei Avon geordert werden. Doch die digitale Schönheitskonkurrenz ist groß. Im vergangenen Jahr sprachen sich bereits Avon-Anteilseigner dafür aus, Teile des Konzerns zu verkaufen.
Inzwischen haben sich die Perspektiven verbessert. Avon meldete dank einer guten Entwicklung in den Schwellenländern - diese tragen 40 Prozent zum Gesamterlös bei - erstmals seit Langem wieder erfreulichere Zahlen. Im vierten Quartal 2017 erzielte der Kosmetikkonzern einen Nettoerlös von 91,5 Millionen US-Dollar, im Vorjahresquartal musste noch ein Verlust von 10,7 Millionen Dollar verbucht werden.
Die Chance auf einen Turnaround motivierte nicht nur Aktieninvestoren zum Kauf. Auch die bis 2023 laufende Anleihe (siehe Kasten) war zuletzt gesucht. Schließlich scheinen die Sparmaßnahmen des mit 1,8 Milliarden Dollar verschuldeten Konzerns zu wirken. 2017 wurden laut Avon 250 Millionen Dollar an Kostensenkungen realisiert. Der Konzern liegt damit 20 Millionen Dollar über den Erwartungen. Ein Einstieg ist aber weiterhin riskant. Moody’s senkte im Mai vergangenen Jahres die Bonität auf "B1".
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Rückzug aus "Down Under"
Der jüngst zum neuen Chef bestellte Jan Zijderveld will den Sparkurs fortführen. Der Manager, der zuvor 30 Jahre bei Unilever war, weiß um die Herausforderungen. "Business as usual" ist für ihn keine Option. Digitalisierung beziehungsweise E-Commerce hat dagegen Priorität. Für die Avon-Beraterinnen in Australien und Neuseeland ist das bitter. In den beiden Ländern hat der Konzern den Direktverkauf mittlerweile eingestellt.