Zur Jahresmitte verwaltete Vontobel damit noch rund 128 Milliarden Franken. Auslöser des Einbruchs war der im März angekündigte Ausstieg des langjährigen Fondsmanagers Rajiv Jain, der für einen großen Teil des im Branchenvergleich überdurchschnittlichen Wachstums der Bank in den vergangenen Jahren verantwortlich war. Vontobel-Chef Zeno Staub wollte keine Schätzung abgeben, wieviel Kundengelder die Bank noch verlieren könnte. "Unsere Visibilität ist diesbezüglich wahrscheinlich nicht viel besser als die irgend eines anderen Marktteilnehmers."
Der Weggang von Jain, der sich vor allem mit Schwellenländer-Fonds einen Namen machte, hat für die Bank aber auch eine positive Seite: Vontobel muss sein enormes Gehalt nicht mehr bezahlen. Das Institut legte nie offen, wie viel der Mann, der von Florida aus arbeitet, verdiente. Einen Hinweis vermittelt der Personalaufwand seiner Division Asset Management, der trotz eines Anstiegs der Mitarbeiterzahl mit Jains Abgang innerhalb eines Jahres um rund 30 Millionen Franken sank. Die gesunkenen Kosten, die die Bank auch niedrigeren Pensionsleistungen verdankt, schlugen sich auch beim Ergebnis nieder. Vontobel steigerte den Halbjahresgewinn um acht Prozent auf 105,7 Millionen Franken und übertraf damit die Analystenschätzungen deutlich. Die Vontobel-Aktie legte 3,5 Prozent zu.
Zum weiteren Geschäftsgang äußerte sich Vontobel vorsichtig. Die Bank gehe weiterhin von stark schwankenden Märkten, niedrigen Zinsen und politischen Unsicherheiten aus. "Wir sind relativ gut in die zweite Jahreshälfte gestartet", erklärte Staub. Die Erträge entsprächen den Zielen. Insgesamt dürfte die zweite Jahreshälfte aus saisonalen Gründen aber schwächer ausfallen als die erste. rtr