In der Welt des Lichts ist Barco in vielerlei Hinsicht ein Vorreiter. Glanzpunkte setzt der belgische Spezialist für Projektoren, Displays und Bildschirme auch an der Börse. Seit Jahresanfang hat sich der Aktienkurs verdoppelt. Und im Frühjahr feierte Barco die Rückkehr in den BEL20, den Leitindex der Brüsseler Börse. Damit honorieren die Finanzmärkte, dass die Firma aus Kortrijk in Flandern in den letzten zwei Jahren auf der Gewinnseite wieder die Kurve gekriegt hat.
Das Comeback ist eng verbunden mit Jan De Witte, der im September 2016 die Leitung des Konzerns mit seinen mehr als 3600 Mitarbeitern übernommen hatte. Ging es zuerst darum, über effizientere Produktionsabläufe die Kosten zu senken, verbessert Barco inzwischen vor allem dank neuer Produkte und mehr Dienstleistungen die Profitabilität.
Im dritten Quartal, zu dem Barco nur Eckdaten präsentierte, stieg die operative Marge auf 14 Prozent. Ganze acht Prozent standen hier Ende des Geschäftsjahres 2016. Der Umsatz stieg im Vorjahresvergleich um 7,3 Prozent auf 266,9 Millionen Euro. Noch besser sieht es bei den Auftragseingängen aus. Hier verbuchte Barco ein Plus von 13,3 Prozent.
Wichtigste treibende Kraft ist zurzeit der Erneuerungszyklus bei den Kinos in Europa und Nordamerika. Um sich gegenüber den Streamingdiensten zu behaupten, investieren die Lichtspielhäuser in neue Lasertechnologien. Diese liefern eine immer höhere Bildqualität zu deutlich niedrigeren Energiekosten als die herkömmlichen Xenon-Projektoren.
Die Projektoren, LEDs und Systeme für die digitale Bildübertragung von Barco kommen in Kinos, Konzerthallen und Museen sowie auf Musikfestivals und Firmenevents zum Einsatz. Aus der Konzernsparte Entertainment, die zuletzt für 43 Prozent der Konzernerlöse stand, wurde das lukrative Kinogeschäft 2018 in die eigenständige Tochterfirma Cinionic ausgegliedert.
Für solides Wachstum steht die Sparte Gesundheit. Die LED-Displays für die medizinische Diagnostik und die Chirurgie stellen rund ein Viertel der Konzernerlöse. Das weitaus höhere Margenpotenzial hat jedoch der Geschäftsbereich Unternehmen. Hier räumt Barco mit dem Kabelsalat in Konferenzräumen auf - und hat mit ClickShare einen Verkaufsschlager gelandet. Das kabellose Präsentationssystem ist leicht zu bedienen und ermöglicht es, dass sich in Meetings mehrere Teilnehmer gleichzeitig mit nur einem Klick einschalten können, um von Laptops oder Smartphones aus Inhalte einer Präsentation zu teilen. Die Basisausrüstung kostet mehrere Tausend Euro, dazu kommen Updates und Beratungsleistungen als margenstarke wiederkehrende Einnahmen.
Zeit ist Geld
Der ökonomische Nutzen ist enorm. Gelingt es Mitarbeitern nicht, Präsentationstechnik schnell und effizient zu nutzen, geht wertvolle Arbeitszeit verloren. Vom Stress und Ärger, den eine widerspenstige Technik bei allen Anwesenden im Raum auslöst, ganz zu schweigen. Schätzungsweise jede fünfte aller mit Verspätung startenden Sitzungen ist auf technische Probleme zurückzuführen. Darüber hinaus können misslungene Präsentationen - gerade wenn das Malheur in Gegenwart von Geschäftspartnern oder Kunden passiert - zu Einnahmeverlusten führen.
Im Schlussquartal könnte Barco zugute kommen, dass viele Firmen neue IT-Ausrüstung erst zum Jahresende kaufen. "Mehr ClickShare-Bestellungen zum Jahresausklang könnten dazu führen, dass sich die bisherigen Prognosen des Managements für 2019 als zu konservativ erweisen", sagt Berenberg-Analyst Trion Reid. Sein Fazit: "Barco hat das Verbesserungspotenzial bei den Margen noch lange nicht ausgeschöpft."
Dank der Mittelzuflüsse ist Barco wieder in der Lage, um über Zukäufe vor allem das Dienstleistungsgeschäft zu stärken. Zum Ende des ersten Halbjahrs erreichte die Firma wieder einen positiven freien Cashflow und verfügte über eine Netto-Cashposition von 305 Millionen Euro. Über die im September vereinbarte Partnerschaft mit dem chinesischen LED-Hersteller Unilumin - einschließlich einer Minderheitsbeteiligung - sichert sich Barco den Zugriff zum Massenmarkt LED. Zugleich entwickelt die Firma in Zukunft mit dem weltweit drittgrößten LED-Anbieter neue Technologien und Produkte.
Hält man sich vor Augen, dass Branchenexperten für die nächsten zwei Jahre ein durchschnittliches Gewinnwachstum von 25 Prozent erwarten, ist die Aktie keinesfalls zu hoch bewertet und könnte ihren Höhenflug weiter fortsetzen. Barco ist bestens aufgestellt, um die starke Position in der Nische auszubauen. Wegen der geringen Liquidität der Aktie empfiehlt es sich, größere Kauforders an der Euronext Brüssel abzuwickeln. Wir ziehen Stopp- und Zielkurs nach.