Analysten hatten befürchtet, durch die Unterbrechung in Folge der Explosion am Ludwigshafener Landeshafen, bei der drei Menschen starben, könnte die Produktion des Chemieriesen dort wochen- oder gar monatelang stillstehen.
Die nun wieder anlaufenden Cracker sind an dem Standort die Herzstücke: In den Anlagen werden petrochemische Ausgangsstoffe aufgespalten. Sie wurden nach der Explosion am Montag heruntergefahren, da die Versorgung mit Rohstoffen unterbrochen war. Danach mussten auch andere Anlagen die Produktion drosseln oder einstellen. Durch den Start der Cracker würden auch die weiteren Anlagen in den kommenden Tagen schrittweise wieder anfahren oder die Auslastung erhöhen.
VERSORGUNG MIT ROHSTOFFEN HAKT NOCH
Die Versorgung des Standorts mit Rohstoffen stellt aber weiter ein Problem dar. Der Landeshafen Nord, in dem sich die Explosion ereignet hatte, ist außer Betrieb. Bei dem Unglück wurden auch verschiedene Rohrleitungen für zugekaufte Rohstoffe beschädigt. Daher hat BASF "Force Majeure"-Erklärungen für die Abnahme von Naphtha, Ethylen und Propylen herausgegeben. Durch die Berufung auf "höhere Gewalt" ("Force Majeure") wird der Konzern ohne Haftung von seinen Abnahmeverpflichtungen befreit.
Zu den Auswirkungen auf die BASF-Kunden äußerte sich der Konzern nicht näher. Es würden verschiedene Maßnahmen geprüft, um den Einfluss auf Kundenlieferungen so gering wie möglich zu halten, erklärte das Unternehmen lediglich. BASF sei in engem Kontakt mit den Kunden, um sie über die Verfügbarkeit von Produkten zu informieren.
ANALYSTEN ERLEICHTERT
Am Kapitalmarkt wurde die Nachricht mit Erleichterung aufgenommen. "Die frühzeitige Wiederaufnahme der gesamten Produktion (...) hat uns positiv überrascht", urteilte Analyst Peter Spengler von der DZ Bank. "Allerdings werden der Produktionsausfall und die aufwendigeren Lieferrouten die operative Marge von BASF verwässern."
In der Branche kommen Sorgen auf, der Unfall könnte die Regulierungsbehörden dazu bringen, die Vorschriften weiter zu verschärfen. "Wir verfolgen die Untersuchung und die möglichen regulatorischen Folgen für unsere Industrie sehr genau", erklärte ein Sprecher des BASF-Konkurrenten Covestro. "Das größte Risiko bei dem Vorfall in Ludwigshafen sehe ich im Endeffekt darin, dass die Politik und Regierung einschreiten und schärfere Regulierungen für die gesamte Branche verhängen", erklärte Analyst Lars Hettche von Metzler. "Das sehe ich als das eigentliche Problem an - für zuverlässige Aussagen zu Schäden und Produktionsausfällen ist es noch viel zu früh."
rtr