Der Chemiekonzern BASF leidet unter dem starken Preisverfall bei Rohstoffen, insbesondere dem wichtigen Grundstoff Öl. Aus diesem Grund prognostizierte das Unternehmen auch für 2016 einen Rückgang des Vorsteuerergebnisses (EBIT) von bis zu zehn Prozent. Konzernchef Kurt Bock warnte jedoch bereits: Sollte der Ölpreis jedoch auf 30 Dollar pro Barrel oder noch tiefer sinken, werde es für BASF "außerordentlich schwierig" die fehlenden Erträge aus dem Öl- und Gasgeschäft durch höhere Margen und Erträge aus dem Chemiegeschäft zu kompensieren.
Bislang hatte Bock stets betont, dass ein niedrigerer Ölpreis zwar das Öl- und Gasgeschäft belaste, jedoch zu höheren Erträgen im Chemiegeschäft führe. Der höhere Ergebnisbeitrag aus den übrigen Segmenten habe "nicht ausgereicht um den Absturz in Öl & Gas zu kompensieren", musste Bock eingestehen. Der Ölpreis sei zu stark und schnell zurückgegangen. Aus diesem Grund hielten sich viele Kunden mit Bestellungen zurück, weil sie noch niedrigere Preise erwarten.
Der Umsatz sank 2015 um mehr als fünf Prozent auf 70,4 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis vor Steuern (EBIT) ging um 18 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro zurück. Der Nachsteuergewinn brach um fast 23 Prozent auf knapp vier Milliarden Euro ein. Das ist das schlechteste Ergebnis seit dem Krisenjahr 2009. Die Meldung über den Rückgang kam jedoch nicht überraschend. BASF hatte bereits Ende Januar angekündigt, dass die operativen Ergebnisziele nicht erreicht werden.
Ein wichtiger Grund für den Umsatzrückgang war der Anteilstausch mit dem russischen Staatsmonopolisten Gazprom im September 2015. Dabei hatte BASF sein Gashandels- und Speichergeschäft an den russischen Partner übertragen und im Gegenzug Anteile an Öl- und Gasförderung in Russland erhalten. Im vierten Quartal fehlten den Ludwigshafenern allein deshalb drei Milliarden Euro Umsatz im Öl- und Gas-Geschäft. Daneben sank auch der Umsatz im Chemiegeschäft zweistellig.
Der Umsatzrückgang in Öl- und Gas drückte auch auf das Ergebnis. Doch auch im klassischen Chemiegeschäft (Chemicals) sowie in den Segmenten Spezialchemie (Performance Products) und Pflanzenschutz (Agricultural Solutions) war das Ergebnis rückläufig. Lediglich im umsatzstärksten Bereich Functional Solutions (Produkte für Automobil-, Chemie- und Bauindustrie) konnte BASF das operative Vorsteuerergebnis um fast 40 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro steigern.
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Vorsichtiger Ausblick
Für 2016 machte Bock wenig Hoffnung auf Besserung. BASF erwarte einen deutlichen Umsatzrückgang aufgrund der Desinvestitionen im Gashandel und -speichergeschäft. Das EBIT vor Sondereinflüssen könne bis zu zehn Prozent unter Vorjahr liegen. Die Ergebnisentwicklung sei "insbesondere von der Entwicklung des Ölpreises abhängig", sagte Bock. Im Öl- und Gasgeschäft rechnet er mit einem "drastischen Rückgang". Auch das klassische Chemiegeschäft (Chemicals) werde einen deutlich niedrigeren Ertrag beitragen. In den übrigen Segmenten Functional Solutions, Spezialchemie (Performance Products) und Pflanzenschutz (Agricultural Solutions) "wollen wir das Ergebnis dagegen leicht steigern", betonte Bock.
Trotz deutlichem Gewinnrückgang und verhaltenem Ausblick plant das Unternehmen die Dividende von 2,80 auf 2,90 Euro zu erhöhen. Das entspricht einer Dividendenrendite zum aktuellen Kurs von rund 4,75 Prozent. Konzernchef Bock betonte: "Wir streben auch künftig an, die Dividende jährlich zu steigern, sie zumindest aber auf dem Niveau des jeweiligen Vorjahres zu halten".
Empfehlung der Redaktion
Der stark gefallene Ölpreis belastet die Ertragskraft des Chemiekonzerns BASF. Für das kommende Jahr erwartet Konzernchef Kurt Bock einen weiteren Ergebnisrückgang von bis zu zehn Prozent. Einziger Lichtblick ist die attraktive Dividendenrendite von 4,75 Prozent auf den aktuellen Kurs. Langfristig orientierte Anleger können zugreifen, alle anderen sollten weiter abwarten.