BASF liefert gute Zahlen
Die gestern gemeldeten vorläufigen Zahlen des Chemiekonzerns waren tatsächlich die Überraschung des Tages und ebenso überrascht waren die Analysten, deren Konsensschätzungen deutlich geschlagen wurden. Der Umsatz von BASF kletterte um stolze 16 Prozent auf 23 Milliarden Euro, während die vorgegebenen Schätzungen bei 21,7 Milliarden lagen. Auch der operative Gewinn war mit 2,2 Milliarden Euro überraschend und damit beinahe wie im Vorquartal. Grund für diese guten Ergebnisse sind laut Management die kurzfristigen Preiserhöhungen, welche man aber wohl nicht dauerhaft halten könne. Weiterhin wurde bestätigt, dass man "bislang" noch an seinen Jahreszielen festhalte.
Genau an diesem Punkt kommt das Problem ins Spiel, weshalb die Aktie des Chemiegiganten trotz dieser robusten Ergebnisse um 3,6 Prozent einbrach. Neben der allgemeinen medialen Berichterstattungen über die Risiken von BASF und den nur temporären Preiserhöhungen hat jetzt sogar nochmal Vorstandsvorsitzender Dr. Martin Brudermüller vor den kommenden Unsicherheiten im zweiten Halbjahr gewarnt.
Risiko Gas
Grund dafür ist die allgemeine Angst vor dem, was in den nächsten zwei Wochen oder im Laufe des Winters passieren könnte - aus Russland gibt es kein Gas mehr. Was schon für Haushalte, die sich jetzt Ölheizungen und Kamine anschaffen, ein Schreckensszenario ist, wäre für die BASF und ihren berühmten Standort in Ludwigshafen das absolute Schreckensszenario .
Als größter Gasverbraucher in Deutschland ist man stark abhängig von russischen Lieferungen, die ja nun seit gestern für mindestens zwei Wochen (wenn nicht für immer) eingestellt worden sind. Laufen diese nicht wieder an, wird die Belieferung des Standortes in Ludwigshafen mit Gas wohl unter der Hälfte des Bedarfs liegen, was laut Analysten zur Schließung des größten BASF-Standortes führen dürfte. Dies wäre aber nicht nur ein kurzfristiger massiver finanzieller Verlust, denn einige der Maschinen wären wohl nach einmaliger Abschaltung nur schwer oder gar nicht mehr in Gang zu bringen, was enorme Sonderabschreibungen zur Folge hätte.
Ausblick für die BASF-Aktie
Das Risiko der Gasabschaltung hat sich darum auch deutlich im Kurs bemerkbar gemacht. Die Aktie hat auf Sicht eines Jahres jetzt beinahe 40 Prozent an Wert eingebüßt und Anleger die seit fünf Jahren investiert sind haben die Hälfte ihres Kapitals verloren. Inzwischen ist BASF auch nur noch mit dem siebenfachen des Gewinns bepreist und schüttet aber gleichzeitig eine Dividende in Höhe von acht Prozent aus.
Wenn es um die weiteren Aussichten geht, kann man sich eine charttechnische Analyse sparen, da es hier für das Chemieunternehmen beinahe schon um "sein oder nicht sein" geht. Anleger sollten sich der Risiken von Short- und Long-Positionen bewusst sein und wenn sie nicht vollständig von einem der beiden möglichen Szenarien überzeugt sind, die Finger von der Aktie lassen. Der Kurs der BASF liegt nicht mehr in der Hand der Börsen, sondern in der, der Weltpolitik.