Seit März schließt der weltgrößte Chemiekonzern bereits keine neuen Geschäfte mehr in den Ländern ab. Wegen der jüngsten Entwicklungen in dem Krieg und den von der EU verhängten Sanktionen gegen Russland habe BASF nun entschieden, auch die bestehenden Aktivitäten in Russland und Belarus bis Anfang Juli einzustellen.
Die Geschäfte in Russland und Belarus machten im vergangenen Jahr rund ein Prozent des Konzernumsatzes aus, in der Ukraine waren es 0,2 Prozent. Sehr viel abhängiger von Russland ist die Beteiligung Wintershall Dea, die dort 48 Prozent ihrer Produktion erzielt.
An dem Öl- und Gaskonzern hält BASF noch 67 Prozent und will ihn trotz Differenzen mit dem Miteigentümer, der Investmentfirma Letter One des russischen Unternehmers Michail Fridman, an die Börse bringen, wie der Chemie-Riese zuletzt Ende Februar bekräftigt hatte.
Wintershall Dea will am Donnerstag Quartalszahlen veröffentlichen. Der Öl- und Gaskonzern hatte Anfang März angekündigt, alle neuen Projekte zur Öl- und Gas-Förderung in Russland zu stoppen, Zahlungen nach Russland wurden eingestellt. An den bestehenden Erdgas-Förderprojekten Juschno Russkoje und Achimov in Sibirien hält das Unternehmen bisher aber fest.
BASF an langfristigen Gas-Verträgen mit Russland schuld
Die BASF hatte vor fast zehn Jahren der russischen Gazprom bei der Eroberung des westeuropäischen Energiemarktes geholfen. Ende 2012 hatte die BASF-Tochter Wintershall das damals gemeinsam betriebene Erdgashandels- und Speichergeschäft in Deutschland und Westeuropa vollständig der Gazprom überlassen und im Gegenzug eine Viertelbeteiligung an Erdgas-Feldern in Westsibirien erhalten.
Recherchen des ZDF-Magazins 'Frontal' zufolge, hatte BASF damals mit Gazprom Langfristverträge mit Laufzeiten bis zu 30 Jahren abgeschlossen. Es ging insgesamt wohl um 140 Milliarden Euro. Zwar plant die Bundesregierung nun, bis 2024 nahezu unabhängig von russischen Gas-Importen zu sein. Doch wird Deutschland wohl noch bis 2030 für russisches Gas bezahlen müssen - selbst wenn kein Gas mehr aus Russland importiert wird.
Die Finanzierung der vor dem Aus stehenden Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 in Höhe von rund eine Milliarde Euro hat BASF bereits abgeschrieben.
Einschätzung zur BASF-Aktie
Die Aktie von BASF hat sich seit dem Absturz Ende Februar von etwa 69 Euro auf 50 Euro noch nicht wirklich erholt. Unerwartet starke Quartalszahlen sorgten vor gut zwei Wochen nur vorübergehend für Auftrieb. Am Mittwochmittag steht das Papier bei 50,87 Euro mit etwa 0,6 Prozent im Plus.
Das US-Analysehaus Bernstein Research hat die Einstufung für BASF am Montag mit "Outperform" und einem Kursziel von 97 Euro bestätigt. Um die 2030er-Emissionsziele zu erreichen, müsse der Chemiekonzern 15 Millionen Tonnen an Kohlenstoffdioxid einsparen, schrieb Analyst Gunther Zechmann in einer Studie. Dies sei kein einfacher Prozess, der aus wirtschaftlicher Sicht wohl nur mithilfe der öffentlichen Hand zu stemmen sei.
Auch Börse Online ist zuversichtlich, dass sich die BASF-Aktie längerfristig wieder erholt und hat ein Kursziel von 80 Euro ausgegeben. Ein weiteres Kaufargument: Die attraktive Dividende von 3,40 Euro je Aktie für 2021.
mmr mit dpa und rtr