Was sich vor einem Jahr abspielte, war ein klassischer Nachfrageüberhang. In diesem Jahr sieht es nach einem Angebotsüberschuss aus. Das könnte den Preis für Baumwolle wieder verbilligen. Denn die Marktmechanismen beginnen zu greifen. Bekommt man einen guten Preis für seine Ware, dann produziert man eine größere Menge - und genau das führte letztendlich zu diesem Spitzenpreis. Beim Anbau von Baumwolle ist das relativ einfach: Die Farmer weiten ihre Anbauflächen zulasten anderer Saatgüter aus.

Die einjährige Kulturpflanze wird hauptsächlich in China, den USA, Indien und Pakistan angebaut. China ist der größte Produzent, aber auch der größte Importeur. Die Aussaat erfolgt abhängig vom Standort zwischen Anfang Februar und Anfang Juni. Geerntet wird dann zwischen Oktober und Februar.

Produktion höher als Nachfrage


Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) rechnet nun mit einer deutlichen Mehrproduktion der weißen Faser. Vor allem in den USA wird die Erntemenge stark ansteigen. Im vergangenen Jahr verzeichneten die US-Farmer aufgrund des schlechten Wetters hohe Ausfälle. Das wollen die Produzenten in dieser Saison mindestens aufholen.

Branchenbeobachter rechnen deshalb in der Saison 2019/20 erstmals seit fünf Jahren wieder mit einem Angebot, das die Nachfrage bei Weitem übertreffen wird. Denn die Nachfrage ist tendenziell rückläufig. In den USA wird mit einem Baumwollverbrauch von 3,1 Millionen Ballen gerechnet. Das wäre der niedrigsten Stand seit mehr als 100 Jahren.

Die Baumwoll-Terminkurve bildet die Erwartungen des Marktes ab. In der Tendenz sollte sich der Preis bis zum Jahresende verbilligen. Für Anleger, die auf einen sinkenden Baumwollpreis setzen wollen, gibt es eine Reihe von Produkten. Der ETC des Fondsanbieters Wisom Tree ETFS 1 x Short Cotton bildet die Entwicklung des DJ-AIG Short Cotton Sub-Index ab, der unterschiedliche Future-Kontrakte auf Baumwolle vereint. Auf Sicht der vergangenen sechs Monate legte der ETC um rund sieben Prozent zu. Spekulativer ist der Knock-out-Put von Vontobel, der die Preisentwicklung aktuell mit Faktor 6,7 hebelt. Anleger tragen hier aber ein Totalverlustrisiko.