Bei Bayer gibt es seit Monaten eigentlich nur ein Thema: Monsanto. Mit der Übernahme des US-Pflanzenschutzherstellers hat sich der DAX-Konzern eine Serie an Schadenersatzklagen ins Haus geholt. Sonderabschreibungen drückten den Konzern im vergangenen Jahr tief in die roten Zahlen.
Ein Muntermacher auch für den schwächelnden Aktienkurs soll die Pharmasparte werden. Deren Qualitäten und Perspektiven hat der Konzern jetzt mit einer großen Präsentation hervorgehoben. Ein wichtiges Zukunftsfeld sehen die Rheinländer in der Zell- und Gentherapie. "Wir schätzen, dass sie ab der zweiten Hälfte des laufenden Jahrzehnts stark zum Wachstum beitragen werden", sagt Bayer-Pharmachef Stefan Oelrich.
Bei der Zelltherapie beispielsweise werden funktionsfähige Zellen in den Körper eines Patienten eingeschleust, um eine medizinische Wirkung zu erzielen, etwa um geschädigte Zellen zu reparieren. Eine wichtige Säule sollen zudem digitale Gesundheitsangebote werden, die in den nächsten zehn Jahren "erheblich" zum Umsatz beitragen sollen.
Konkret hat Bayer allein im vergangenen Jahr mehr als 25 Kooperationsvereinbarungen und Akquisitionen abgeschlossen. 50 Produktkandidaten befinden sich in der klinischen Entwicklung, unter anderem zur Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, in der Onkologie und in der Frauengesundheit. Einer der Hoffnungsträger ist das Nierenmedikament Finerenon.
Bayer kalkuliert, dass die möglichen Blockbuster in der Pipeline ein Spitzenumsatzpotenzial von zusammen 3,5 Milliarden Euro bringen. Neue Kandidaten sollen Rückgänge bei aktuellen Bestsellern wie dem Gerinnungshemmer Xarelto auffangen, deren Patentschutz ausläuft.
Auch sonst ist Bayer sehr agil in das neue Jahr gestartet: Mit dem Impfstoffentwickler Curevac wurde eine Partnerschaft zur Vermarktung des Corona-Vakzins geschlossen. Zudem platzierte der Konzern Anleihen mit einem Volumen von vier Milliarden Euro. Der Erlös soll unter anderem zur Refinanzierung bestehender Verbindlichkeiten genutzt werden.
Die Bayer-Aktie, im vergangenen Jahr der schlechteste Wert im DAX, hat sich inzwischen stabilisiert. Bei der Dividende stellen sich Börsianer auf eine Kürzung ein. Der Median-Konsens für die im Frühjahr anstehende Ausschüttung liegt bei 2,00 Euro je Aktie. Das wären 80 Cent weniger als im Vorjahr. Die Aktie wird mit etwas mehr als dem Achtfachen der für die kommenden zwölf Monate erwarteten Konzerngewinne gehandelt - das entspricht einem Abschlag von mehr als 20 Prozent zum langjährigen Schnitt.
Trendwende: Die Aktie ist moderat
bewertet, der Kurs hat sich stabilisiert. Bayer bleibt eine Turnaroundspekulation.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 64,00 Euro
Stoppkurs: 39,00 Euro