Befreit die Autoindustrie aus der Elektrofalle!
· Börse Online RedaktionDie europäische Gesetzgebung verlangt, dass ab 2020 alle verkauften Fahrzeuge eines Herstellers in der Flotte maximal 95 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. Wird dieser Wert überschritten, drohen empfindliche Strafen. Der Druck auf die Automobilhersteller ist groß. Allein auf VW könnten ab 2021 Strafzahlungen in Höhe von ca. 3,2 Milliarden Euro zukommen. Denn die Erreichung des Grenzwerts ist mit der aktuellen Zusammensetzung des Vertriebsportfolios längst nicht in Sicht.
An dieser Stelle werden nun zuerst immer die Kritiker laut, die konstatieren, dass Deutschland die rechtzeitige Entwicklung des Elektroautos als die klimafreundliche Alternative schlichtweg verschlafen habe. E-Mobilität ist in aller Munde und wird als die Rettung für unsere Umwelt und vor allem für die Automobilbranche propagiert. Dass ein Elektrofahrzeug als emissionsfrei gilt, ist jedoch der pure Hohn. Aber den Fahrzeugherstellern bleibt derzeit keine andere Wahl, denn die Politik verweigert ihnen die Anerkennung des Klimavorteils anderer innovativer Antriebsarten!
Gemäß der EU-Verordnung 443/2009 werden die Emissionen für die Grenzwertberechnung "Tank-to-Wheel" (vom Tank bis zum Rad) ermittelt, das heißt die Emissionen, die bei der Kraftstoffproduktion entstehen, spielen keine Rolle. Bei der "Tank-to-Wheel"-Betrachtung für ein Elektroauto wird also schlichtweg ignoriert, dass der Strom in Deutschland und Europa immer noch zum großen Teil aus dem Kohlekraftwerk kommt - und damit kann von emissionsfrei keine Rede sein. Trotzdem geht jedes verkaufte Elektrofahrzeug mit null Gramm CO2 pro Kilometer in die Grenzwertberechnung ein. Völlig korrekt, völlig legal, politisch gewollt, aber ökologischer Betrug.
Und nun mühen sich Politik und Automobilbranche ab, den deutschen Verbrauchern mithilfe von Werbekampagnen und Förderprogrammen möglichst viele Elektroautos zu verkaufen. Ohne dass es dazu eine ausreichende Ladeinfrastruktur gibt, ohne dass die zahlreichen Startschwierigkeiten einer neuen Technologie wie Reichweiten und Ladezyklen geklärt sind.
Aber der kluge, konservative deutsche Autofahrer will trotz Förderung bei diesem Spiel nicht mitmachen! Andere innovative Antriebstechnologien, die längst den Kinderschuhen entwachsen sind und über die gesamte Wertschöpfungskette einen echten Klimavorteil bieten, werden einfach ausgebremst. Zu diesen innovativen, nahezu emissionsfreien Antrieben gehören CNG-Fahrzeuge, die mit Biomethan aus Reststoffen betrieben werden. Mit einem ehrlichen Blick auf die Betrachtung aller Emissionen - sprich einer "Well-to-Wheel"-Betrachtung - erreichen diese bis zu 90 Prozent Einsparung bei CO2-Emissionen und Stickoxiden. Auch der "Spiegel" rückte jüngst diesen fortschrittlichen Kraftstoff in das Blickfeld seiner Leser.
Würde die Politik der Automobilbranche den Weg frei machen, um den tatsächlichen Nachweis der "Well-to-Wheel"-Emissionen zusätzlich zur "Tank-to-Wheel"-Betrachtung für die Grenzwertberechnung anzuwenden, könnten sowohl die Hersteller als auch die Verbraucher Zugang zu einer breiteren Palette an bezahlbaren ökologischen Alternativen zu Benzin und Diesel erhalten.
Der Automobilhersteller wäre aus der Elektrofalle befreit und hätte einen Anreiz, die Vermarktung von CNG-Fahrzeugen massiv voranzutreiben. Da es bereits eine breite Palette an CNG-Serienfahrzeuge in zahlreichen Modellvarianten gibt, spart er Entwicklungskosten und vermeidet drohende Strafzahlungen. Der Endverbraucher bekommt mehr Auswahl und preisgünstigere Alternativen für ökologische Mobilität, und der Klimaschutz profitiert nicht mehr nur auf dem Papier.
Claus Sauter: Der Diplom-Kaufmann übernahm 1990 den Familienbetrieb Alois Sauter Landesprodukten-Großhandlung in Obenhausen, Bayern. Seit Mai 2006 ist Sauter, Gründer der Verbio Vereinigte BioEnergie, auch deren Vorstandschef. Verbio ist einer der führenden konzernunabhängigen Hersteller von Biokraftstoffen und zugleich der einzige großindustrielle Produzent von Biodiesel, Bioethanol und Biomethan in Europa.