Für das Gesamtjahr rechnet Heidenreich nunmehr mit einer Marge im operativen Geschäft von über 13 Prozent. Bislang hatte Beiersdorf eine Verbesserung auf eine Ebit-Rendite "leicht über der des Vorjahrs" in Aussicht gestellt - das waren 13,2 Prozent. Für den Betriebsgewinn heißt die vorsichtigere Zielsetzung, dass er 2014 langsamer steigen wird als ursprünglich geplant. Umgerechnet dürfte er bei mindestens 831 Millionen Euro liegen, nach 814 Millionen im Jahr zuvor. Im zweiten Quartal sank der Betriebsgewinn um ein Prozent auf 217 Millionen Euro, die Rendite verharrte bei 13,8 Prozent.
Das Umsatzziel für 2014 ließ Heidenreich unverändert: plus vier bis sechs Prozent. Im ersten Halbjahr wuchsen die Erlöse organisch um fünf Prozent, allerdings zehrten Wechselkurseffekte dieses Plus fast komplett wieder auf. Der Umsatz lag in den ersten sechs Monaten, nach einem leichten Rückgang im zweiten Quartal, mit 3,17 Milliarden Euro kaum höher als vor einem Jahr.
An der Börse reagierten die Anleger verschnupft. Die Aktie lag am Nachmittag mehr als drei Prozent im Minus und zählte damit zu den größten Verlierern im Dax. Die DZ Bank nannte die Halbjahreszahlen enttäuschend, besonders mit Blick auf Lateinamerika oder Asien.
SCHWELLENLÄNDER - DA GEHT NOCH VIEL MEHR
Rund die Hälfte des Geschäfts macht Beiersdorf inzwischen in Schwellenländern. "Da geht noch viel mehr", sagte Heidenreich. "Der Anteil wird steigen." Im Vergleich zur Konkurrenz sei der Konzern dort immer noch klein. Auch wenn Wechselkurseffekte in Argentinien und Venezuela zuletzt besonders negativ zu Buche geschlagen hätten, sei Lateinamerika trotzdem "ein guter Kontinent". Auswirkungen der Ukraine-Krise spüre Beiersdorf indes nicht. "Aktuell merkt man nicht, dass der russische Markt schwächelt", sagte der Vorstandschef. Den Marktanteil habe Beiersdorf zuletzt nicht nur in Schwellenländern, sondern auch in Europa gesteigert. In Deutschland, wo der Großteil des Umsatzes auf dem Heimatkontinent erzielt wird, und wo viele Neuheiten zuerst präsentiert werden, gehe das Geschäft "sehr gut".
In den ersten sechs Monaten verkaufte Beiersdorf sowohl mehr Kosmetikartikel wie Cremes, Duschgel, Deo oder Shampoo als auch mehr Klebstoffe der Tochter Tesa. In der Consumer-Sparte, die für den weitaus größeren Teil der Erlöse sorgt, sank der Umsatz leicht. Der starke Euro sorgte hier für einen Rückgang in Nord- und Südamerika. Heidenreich sagte mit Blick auf neue Produkte, er bleibe zuversichtlich für den amerikanischen Markt. Vor allem für die USA sei er entspannt. In der Sparte Tesa, die Kleber für Verbraucher und die Industrie herstellt, wuchs der Umsatz um gut zwei Prozent. In Amerika und Asien machte Beiersdorf vor allem mit Kunden aus der Auto- und Elektroindustrie gute Geschäfte.
Auf Seite 2: Wie die Aktie derzeit bewertet wird, wie wir die Beiersdorf-Aktie einschätzen
Einschätzung der Redaktion:
Beiersdorf ist eine der teuersten Aktien im DAX. Das Kurs/Gewinn-Verhältnis liegt regelmäßig über 20. Relativiert wird das durch die hohe Cashposition. Der vor allem für seine Marken Nivea und Tesa bekannte Konzern hat eine Nettoliquidität von 2,4 Milliarden Euro in der Bilanz. Das entspricht knapp 15 Prozent des Börsenwertes. Dieses Sicherheitspolster schützt aber nicht vor Kursverlusten. Auf aktuellem Niveau liegt das KGV noch immer über dem historischen Durchschnitt. Charttechnisch steht die Aktie an einer wichtigen Schwelle: Das Tief von 63,38 Euro aus dem Februar 2013 markiert die unterste Grenzen einer Unterstützungszone. Ein Durchbruch nach unten würde die Abwärtsbewegung beschleunigen. Anleger sollten die Aktie weiter meiden.