Die Höhe der erwarteten Belastungen durch das Virus bezifferte der Dax-Konzern aus Hamburg nicht. De Loecker begründete dies damit, dass sich die Folgen für das laufende Jahr noch nicht abschätzen ließen. Das Management gehe 2020 allerdings von "verstärktem Gegenwind" aus. Dazu trage auch der zunehmende Wettbewerb in einigen Märkten bei. Dennoch nimmt sich der Dax-Konzern wieder eine Steigerung des Umsatzes vor und will die Ertragskraft stabil halten.

Unter den Folgen der Virus-Epidemie leide vor allem das Geschäft in China, sagte De Loecker. Die Auswirkungen auf andere Märkte hielten sich noch in Grenzen. Er erwarte aber, dass sich dies ändern werde. Zwei der drei Werke von Beiersdorf in China produzierten nach den verlängerten Neujahrsferien wieder. Eine Fabrik in der Provinz Hubei, wo das Virus zuerst aufgetreten war, stehe noch still. Sie solle demnächst wieder anlaufen. In der Lieferkette gebe es zurzeit keine Unterbrechungen.

Wegen des sich ausbreitenden Virus habe Beiersdorf - wie andere Konzerne auch - Geschäftsreisen eingeschränkt. Für März seien zudem alle Konferenzen abgesagt worden. Er sehe derzeit aber keinen Anlass, die für 29. April angesetzte Aktionärsversammlung zu verschieben, sagte De Loecker. Die Beiersdorf-Aktie, die nach der Veröffentlichung der Zahlen zunächst zugelegt hatte, drehte am Nachmittag ins Minus.

Im vergangenen Jahr sorgten Investitionen in neue Produkte und Zukäufe dafür, dass der Betriebsgewinn des Konsumgüterkonzerns leicht schrumpfte. Das bereinigte operative Ergebnis sank um ein halbes Prozent auf rund 1,1 Milliarden Euro. Den Umsatz steigerte Beiersdorf organisch, also ohne Zukäufe und Währungseffekte, um 4,1 Prozent auf 7,65 Milliarden Euro.

Während der Umsatz im Kosmetikgeschäft um 4,8 Prozent zulegte, hinkte die Klebstoffsparte hinterher, weil hier das Geschäft mit der kriselnden Autoindustrie unter Druck steht. Der Umsatz von Tesa stieg deshalb nur marginal um 0,8 Prozent, die operative Rendite der Tochter sank auf 15,3 (15,7) Prozent. Im Kerngeschäft mit Marken wie Nivea, Eucerin und La Prairie sank die Ebit-Marge sogar um einen ganzen Prozentpunkt auf 14,3 Prozent. Der Nettogewinn des Konzerns erhöhte sich um gut fünf Prozent auf knapp 800 Millionen Euro. Daraus sollen die Aktionäre eine unveränderte Dividende von 70 Cent je Anteilschein bekommen.

MUTIGER ALS DIE KONKURRENZ


Mit der Prognose eines organischen Umsatzwachstums zwischen drei und fünf Prozent sind die Hamburger optimistischer als Konkurrent Henkel, allerdings sind darin die Folgen der Corona-Epidemie nicht enthalten. Der Hersteller von Pritt und Persil aus Düsseldorf erwartet nach bisherigen Angaben für 202O ein organisches Wachstum von bis zu zwei Prozent. Die Rheinländer kämpfen mit Problemen im Kosmetikgeschäft sowie mit dem Abschwung bei wichtigen Kunden ihrer Klebstoffsparte wie etwa der Automobilindustrie. Henkel will seine Zahlen am Donnerstag veröffentlichen.

Beiersdorf-Chef De Loecker richtet den Hamburger Traditionskonzern stärker auf Veränderungen in der Kosmetikbranche aus, in der die Kundschaft vermehrt von Massenmarken wie Nivea abwandert und stärker Naturprodukte nachfragt. Beiersdorf setzt deshalb vermehrt auf Naturkosmetika. Auch der Verkauf übers Internet spielt eine größere Rolle als früher.

Für die Entwicklung neuer Produkte, Zukäufe und die Digitalisierung macht Beiersdorf 70 bis 80 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr locker. Zuletzt hatte der Konzern sein Geschäft auch mit einer Übernahme ausgebaut. Die Sonnenschutzmarke Coppertone ergänzt nun das Produktangebot, vor allem das Geschäft in Nordamerika soll so gestärkt werden. Zudem steckt der Konzern 220 Millionen Euro in den Bau eines neuen Werks der Marke Florena nördlich von Leipzig.

rtr