Während die US-Berichtssaison bereits auf Hochtouren läuft, gehen die DAX-Konzerne mit ihren Quartalszahlen gerade erst an den Start. Dabei zeigt sich zu beiden Seiten des Atlantiks ein positiver Gewinntrend im Schlussquartal 2020, angetrieben vor allem vom verbesserten Industriegeschäft und wieder anziehenden Exporten in Richtung China. Für 2021 deutet sich zudem in den USA eine Erholung der Gewinne auf breiter Front an mit durchschnittlichen Zuwächsen beim Gewinn je Aktie von 24 Prozent.
Nach Zahlen des Marktforschers Refinitv lieferten im breit angelegten S & P 500 Index über 86 Prozent der Konzerne für das vierte Quartal 2020 bereits bessere Zahlen als erwartet. Im stark vertretenen Technologiesektor liegt der Anteil der positiven Überraschungen sogar bei 95 Prozent.
Ein markanter Ausreißer ist allerdings der Flugzeugbauer Boeing, der wegen der Corona-Krise und hausgemachter Probleme mit seinem Verkaufsschlager 737 Max einen Rekordverlust von zwölf Milliarden Dollar vermelden musste. Der Umsatz brach um ein Viertel auf 58 Milliarden Dollar ein.
Die Erwartungen verfehlte auch der Elektroautopionier Tesla mit seinem Quartalsgewinn von 900 Millionen Dollar. Zudem sorgte ein vager Ausblick für Enttäuschung.
Der iPhone-Konzern Apple konnte dagegen im Schlussquartal die Erlöse um 21 Prozent auf 111 Milliarden Dollar steigern und verbuchte damit erstmals in einem Quartal einen dreistelligen Milliardenwert. Bei Facebook legte der Umsatz um 33 Prozent auf 28 Milliarden Dollar zu, der Gewinn um 53 Prozent auf 11,2 Milliarden Dollar.
Trotz der teils durchwachsenen Ergebnisse haben die meisten der S & P-500-Unternehmen, die bislang Zahlen veröffentlicht haben, die Erwartungen übertroffen, berichtet auch Donner & Reuschel-Chefvolkswirt Carsten Mumm. Und das, obwohl die Gewinnerwartungen für das Schlussquartal zuletzt noch nach oben revidiert worden seien.
Techaktien profitieren
Hintergrund sei eine dynamische Entwicklung der US-Wirtschaft, von der Krisengewinner wie die Branchen Technologie, Gesundheit und Onlinehandel profitieren konnten, aber auch viele Industrieunternehmen. Vor allem die Exporte in Richtung China hätten sich zuletzt positiv entwickelt, so Mumm. Auch der robuste Konsum stütze die Erholung der US-Wirtschaft. Als Folge der Unsicherheiten um die weitere Entwicklung der Corona-Krise seien allerdings die Ausblicke der Unternehmen noch wenig aussagekräftig. Während sich bei den sogenannten Corona-Gewinnern in den kommenden Monaten die 2020 explodierten Gewinnerwartungen wieder normalisieren dürften, rechnet Mumm bei zyklischen Aktien vor allem aus den Branchen Industrie und Rohstoffe mit einer Erholung. "Ein genereller Trendwechsel zugunsten von Value-Aktien dürfte dadurch aber nicht einsetzen", erläutert Mumm. "Denn Technologieaktien profitieren weiterhin vom Trend der Digitalisierung, der durch die Corona- Krise noch einmal deutlich angeschoben wurde."
Auch bei den DAX-Konzernen sind die Gewinnerwartungen vor dem Hintergrund steigen- der Industrieproduktion zuletzt nach oben revidiert worden. Das Überraschungspotenzial ist deshalb begrenzt, zumal sich Kapazitätsengpässe etwa bei Logistikdienstleistern oder Zulieferern bemerkbar machten.
Gerade viele Unternehmen aus Deutschland profitieren derzeit wieder von ihrer starken Exportorientierung. Mit Siemens, Volkswagen und SAP legten drei Schwergewichte aus dem DAX bereits vorläufige Zahlen vor. Volkswagen überraschte mit einem operativen Ergebnis von zehn Milliarden Euro für 2020, das sich zwar zum Vorjahr (19,3 Milliarden) fast halbierte, aber dennoch die Erwartungen übertraf. Dank eines guten Schlussquartals schaffte auch der Softwarekonzern SAP seine Jahresziele.