Die erneute Prüfung habe eine weitere Lücke von rund 80 Millionen Euro beim operativen Gewinn ergeben, begründete Bilfinger am Donnerstag die abermalige Korrektur. Damit soll der Prognose-Kehraus für dieses Jahr aber beendet sein. "Wir brauchen keine weiteren Enttäuschungen", sagte Bodner, der nach der Trennung von Koch vor einem Monat aus dem Ruhestand auf den Chefsessel zurückgekehrt war.

An der Börse warfen die Anleger massenhaft Bilfinger-Aktien aus ihren Depots. Die im MDax gelisteten Titel brachen in der Spitze um mehr als elf Prozent auf ein Vier-Wochen-Tief von 52,77 Euro ein. Seit der ersten Gewinnwarnung Ende Juni büßten die Bilfinger-Aktien rund 35 Prozent an Wert ein. "So viele Gewinnwarnungen in so kurzer Zeit, sind nicht gerade vertrauenseinflößend," sagte ein Händler. Für DZ-Bank-Analyst Jasko Terzic ist ernüchternd, dass die Risikobeurteilung nach den Gewinnwarnungen offenbar nicht vorsichtig genug war. "Die Frage ist, ob es bei dieser Gewinnwarnung bleiben wird, oder ob noch mehr nachkommt", fasste Carsten Hilck, Fondsmanager bei der Union Investment, die Sorgen vieler Investoren zusammen. Die Fondsgesellschaft war schon nach der ersten Gewinnwarnung bei Bilfinger ausgestiegen.

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MEHRERE FAKTOREN FÜR PROGNOSESENKUNG VERANTWORTLICH

Nach Aussage von Bodner, der früher selbst jahrelang das Steuer bei Bilfinger in der Hand hielt, hat die Bredouille des im Umbau befindlichen Mannheimer Konzerns mehrere Ursachen. Aufträge für Konstruktion und Wartung von Kraftwerken brechen wegen der Energiewende in Deutschland weg. Hinzu kommt, dass Bilfinger im Zuge der von Koch vorangetriebenen Umstrukturierung weg vom Bau- hin zum Dienstleistungskonzern viele Managementpositionen neu besetzt hat. Das bremste offenbar die Reaktion auf das schlechtere Marktumfeld und verleitete die Führungskräfte, zu optimistische Prognosen abzugeben.

Bodner rechnet für 2014 daher nur noch mit einem bereinigten Ergebnis (Ebita) aus fortzuführenden Aktivitäten von mindestens 270 Millionen Euro. Erst Anfang August hatte Bilfinger die Prognose um 40 Millionen Euro auf 340 bis 360 Millionen Euro gesenkt und zugleich die Trennung von Vorstandschef Koch bekanntgegeben. Aufsichtsratschef Bernhard Walter will vor dem Ende von Bodners Einsatz im Mai 2015 einen neuen Vorstandschef finden.

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STRATEGIE UNVERÄNDERT

Trotz der Krise in der Kraftwerkssparte will Bodner aber an den drei Geschäftsfeldern Energie, Industrie, Bau/Immobilien festhalten und weiter auf die weniger konjunkturabhängigen Ingenieur-Dienstleistungen setzen. "Natürlich wird es Nachschärfungen geben müssen, aber eine Änderung der Strategie ist nicht zu erwarten", sagte er.

Eine neue mittelfristige Prognose soll es erst im Herbst geben. Das Dividendenversprechen, das Ex-Chef Koch nach der ersten Gewinnwarnung noch bekräftigt hatte, stellte Bodner in Frage. Dies könne erst nach Vorlage der Zahlen für 2014 entschieden werden. "Ich kann nicht sicher sagen, was wir da tun werden", sagte Bodner. Auch sei bei der schwächelnden Kraftwerkssparte, wo jetzt der Abbau von rund 300 Arbeitsplätzen ansteht, im kommenden Jahr noch kein großes Wachstum zu erwarten. Bilfinger werde sich darauf konzentrieren, die Rendite zu verbessern.

Nach Einschätzung der UBS ist nun entscheidend, ob mit der Serie von Gewinnwarnungen das Schlimmste ausgestanden ist und sich das Unternehmen auf Erholungskurs begeben kann. "Wir erwarten jetzt, dass der neue CEO Herbert Bodner nahezu alle Risiken weitestgehend berücksichtigen dürfte mit der aktuellen Prognoseanpassung", betonte DZ-Bank-Analyst Terzic.

Reuters