Als Grund für die Misere nannte er die "erheblich" verschlechterte Nachfrage der Kunden aus der Energiewirtschaft in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Bodner, der nach dem Abgang von Ex-CDU-Politiker Roland Koch die Konzernleitung übernahm, bezifferte die Summe der Abschreibungen auf Firmenwerte und weitere Sondereffekte in diesem Jahr mit rund 230 Millionen Euro.
Bilfinger-Großaktionär Cevian wollte die erneute Prognosesenkung nicht kommentieren. Der Finanzinvestor hält über 25 Prozent an Bilfinger. Cevian-Manager Jens Tischendorf hatte sich zuletzt von der erfolgreichen Zukunft Bilfingers überzeugt erklärt. "Cevian Capital investiert langfristig, weil wir wissen, dass man Unternehmen nicht in wenigen Quartalen erfolgreich ausrichten kann."
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AKTIE AUF VIER-JAHRESTIEF
Mit der neuerlichen Hiobsbotschaft vergraulte der Mannheimer Konzern indes seine Anleger, nachdem sie bereits nach den beiden Gewinnwarnungen von Ex-Chef Koch im Sommer den Rückzug angetreten hatten. Bei einem Abschlag von mehr als 15 Prozent auf 42,98 Euro notierten die Titel so niedrig wie zuletzt 2010. Im Frühjahr waren die Papiere noch mehr als doppelt so viel wert gewesen. "Vierter Akt im Drama 2014", brachte es Marc Gabriel vom Bankhaus Lampe auf den Punkt. Der Abschreibungsbedarf sei vom Management in den vergangenen Monaten wiederholt bestritten worden. "Nun ist er da." LBBW-Analyst-Thomas Klee kommentierte: "Dass Bilfinger jetzt noch einmal die Jahresziele kassiert hat, ist ein weiterer deutlicher Rückschlag. Man kann nur hoffen, dass Bilfinger jetzt endlich reinen Tisch gemacht hat und 2015 neu durchstarten kann."
Analyst Jens Jung von Steubing rechnet allerdings auch für die kommenden drei bis vier Jahre mit Problemen im Geschäft mit der schwächelnden Kraftwerkswirtschaft, die unter dem Verfall der Strom-Großhandelspreise infolge des Ökostromausbaus leidet. Analyst Gabriel wie auch Jung befürchten, dass mit dem Konzernverlust auch ein Dividendenausfall einhergehen könnte. Ein Bilfinger-Sprecher betonte aber, in der Vergangenheit sei das bereinigte Konzernergebnis maßgeblich für die Dividende gewesen. Das werde mit 103 Millionen Euro positiv ausfallen allerdings um 50 Millionen unter dem Vorjahreswert liegen
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125 MILLIONEN EURO VERLUST NACH NEUN MONATEN
In den ersten neun Monaten ist Bilfinger zufolge bereits ein Verlust von 125 Millionen Euro aufgelaufen nach einem Gewinn von 116 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Bei einer stagnierenden Leistung von 5,631 Milliarden Euro sank das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) bis Ende September auf 161 (Vorjahreszeitraum: 264) Millionen Euro. Der Auftragseingang ging wegen der schwierigen Marktsituation im Kraftwerkssektor und in der europäischen Prozessindustrie um 500 Millionen auf 5,1 Milliarden Euro zurück.
Der frühere hessische Ministerpräsident Koch war im August als Vorstandschef zurückgetreten, nachdem er zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen seine Jahresziele kappen musste. Die trüberen Aussichten hatte er zuvor mit der Energiewende erklärt, durch die der Kraftwerksbau lahme. Koch hatte als Quereinsteiger 2011 das Ruder bei Bilfinger übernommen und den Konzernumbau seines Vorgängers und derzeitigen Interims-Chefs Bodner weiter vorangetrieben. Statt des angestammten Baugeschäftes konzentriert sich der Mannheimer Konzern inzwischen auf technische Dienstleistungen wie den Entwurf und die Wartung von Kraftwerken und Industrieanlagen.
Wegen der schwächelnden Kraftwerkssparte hatte Koch den Abbau von 200 bis 300 der derzeit rund 70.000 Stellen angekündigt, nachdem mit einem früheren Sparprogramm bereits 1250 Arbeitsplätze in der Verwaltung auf die Streichliste gesetzt worden waren. Nachfolger Bodner räumte zuletzt ein, dass das möglicherweise nicht das Ende der Fahnenstange ist.
Reuters