Spekulationen sind an der Börse das Salz in der Suppe, besonders wenn sich Unternehmen in einer Restrukturierungsphase befinden. Bei Bilfinger scheint der Markt inzwischen auf eine erfreuliche Entwicklung zu setzen, die Aktie zieht bereits kräftig an. Allerdings ausgehend von einem niedrigen Niveau, doch genau darin liegt auch der Reiz.
Verknüpft sind die Hoffnungen auf einen erfolgreichen Turnaround besonders mit dem neuen Managementteam. Im wichtigen Finanzressort wird Axel Salzmann von ProSiebenSat.1 die Nachfolge von Joachim Müller antreten. Ein neuer Vorstandschef steht aber noch nicht fest. Nach der Entlassung von Roland Koch im vergangenen Jahr soll Gerüchten zufolge der Chef von Swissport, Per Utnegaard, die Führung bei Bilfinger übernehmen. Von der Börse gab es für den sich abzeichnenden kompletten personellen Neubeginn bereits einige Vorschusslorbeeren. In den kommenden Monaten wartet viel Arbeit auf die neue Führungsriege. Genau darin liegt eine große Chance - auch für die Aktie.
Die kürzlich gemeldeten 2014er-Zahlen lagen im Rahmen der Erwartungen. Für das neue Geschäftsjahr rechnet der führende Anbieter von industriellen Dienstleistungen mit einer Gesamtleistung von 7,5 Mrd. Euro und einem bereinigten Ebita leicht über dem Vorjahresniveau. Analysten rechnen daher mit 274 bis 285 Mio. Euro. Im Bereich Industrial ist wegen des niedrigen Öl- und Gaspreises von Kundenseite kaum mit einer Belebung zu rechnen. Hingegen könnte das Segment Power, in dem Dienstleistungen zur Lebensdauerverlängerung von Kraftwerken angesiedelt sind, bereits den Tiefpunkt durchschritten haben. Zumindest der Wegfall der Einmalkosten und der Restrukturierungen sollten zu einer Ergebnisverbesserung führen. Mit dem Standbein Building and Facility bietet Bilfinger maßgeschneiderte Immobiliendienstleistungen an. Hier sollte der Trend unverändert aufwärts zeigen.
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Starke Kennzahlen für eine MDAX-Aktie
Beeindruckt hat vor allem der Dividendenvorschlag von zwei Euro je Aktie, nachdem zuvor drei Euro ausgekehrt wurden. Experten hatten eine wesentlich stärkere Kappung erwartet. Offenbar rechnet auch das Management künftig wieder mit einer besseren operativen Entwicklung.
Fundamental ist die Aktie daher auch sehr interessant, wobei natürlich eine große Portion Unsicherheit enthalten ist. Die Dividende liegt bei 3,7 Prozent, dies reicht für Platz sechs im MDAX. Beim Kurs-Gewinn-Verhältnis wird ein Faktor von 15,6 aufgerufen. Nicht gerade wenig, aber hier bestehen auch berechtigte Hoffnungen, dass die Prognose erhöht wird. Unter den Top 10 im MDAX ist die Aktie bei den Kennzahlen Kurs-Buchwert- und Kurs-Umsatz-Verhältnis zu finden. Nachholpotenzial ist also durchaus vorhanden.
Ähnlich ist auch die charttechnische Ausgangslage. Mit dem Sprung über den Widerstand um 51/52 Euro wurde eine Bodenbildung erfolgreich abgeschlossen. Kurzfristig ist die Aktie nach Kursgewinnen von 30 Prozent seit dem Dezember-Tief etwas überhitzt. Solange der Wert aber nicht mehr unter das Ausbruchsniveau zurückfällt, bleiben die Aussichten eher positiv. Eine große Hürde lauert noch bei 58 bis 60 Euro, wo neben einer horizontalen Barriere auch die 200-Tage-Linie verstärkte Gewinnmitnahmen auslösen könnte. Darüber wäre der Weg dann frei, bei 62 Euro hätte die Aktie bereits die Hälfte der Korrektur wieder aufgeholt. Auch das mit den steigenden Kursen anziehende Handelsvolumen spricht für eine nachhaltige Erholung.
Auf Seite 3: Was mutige Anleger tun können
Wer sehr mutig ist, kann mit Knock outs verstärkt auf einen Turnaround setzen. Etwas defensiver aber dennoch sehr attraktiv sind Capped-Optionsscheine, mit denen Anleger bereits von einer Seitwärtsbewegung profitieren würden. Die WKN PA5QRC hat einen Cap von 50 Euro, die obere Grenze liegt somit knapp unter der erwähnten, wichtigen Unterstützung. Notiert die Aktie Mitte Dezember über der Marke, erzielen Anleger mit dem Schein eine Maximalrendite von 51 Prozent oder 62 Prozent p.a. Steht die Bilfinger-Aktie allerdings Ende des Jahres unter 45 Euro, verfällt der Schein wertlos.
Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar".
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