Trotz vieler Krisen war 2023 ein gutes Jahr für die Aktienmärkte. Vor allem Tech-Werte sind außergewöhnlich stark gestiegen. BÖRSE ONLINE blickt nach vorn und stellt sechs Top-Aktien aus den USA mit bis zu 47 Prozent Kurschance vor
Sie waren 2023 das Thema: Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla. Allein 2023 ist der Börsenwert dieser Konzerne um durchschnittlich 109 Prozent gestiegen. Die Aussichten bleiben gut. Die sieben Riesen haben höhere Umsatzerwartungen, höhere Margen und stärkere Bilanzen als die anderen 493 Mitglieder des S&P 500, listet die Investmentbank Goldman Sachs die Vorzüge auf.
An den Börsen zählen aber auch andere Faktoren. Big Tech ist nach der scharfen Rally nicht exzessiv überteuert, aber eben auch kein Schnäppchen. Das Chance-Risiko-Verhältnis sei angesichts der gehobenen Erwartungen nicht außergewöhnlich attraktiv, schränkt Goldman Sachs ein. Anders ausgedrückt: Zum neuen Jahr lohnt sich auch der Blick auf andere Bereiche des Aktienuniversums.
Eine Rezession, die viele Volkswirte lange vorausgesagt hatten, wird es in den USA auch im neuen Jahr wohl nicht geben. Die von uns befragten Experten erwarten, dass die größte Volkswirtschaft der Welt zumindest leicht wächst. Unternehmen haben einen größeren Hebel. Analysten rechnen laut Factset mit einem Gewinnwachstum für die Mitglieder des S&P 500 von 11,5 Prozent. Gleichzeitig liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Index mit etwas über 19 nur leicht über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Das lässt Potenzial für weiter steigende Kurse.
Der politische Höhepunkt sind die Präsidentschaftswahlen im November. Die Ungewissheit über den Ausgang, aber auch die extreme Polarisierung des politischen Klimas könnten die Aktienmärkte im Vorfeld bremsen, sollte aber steigenden Kursen nicht im Weg stehen. Die Statistik zeigt: Seit 1932 hat der S&P 500 in den zwölf Monaten vor der Wahl im Schnitt um sieben Prozent zugelegt. Außerhalb von Wahljahren waren es neun Prozent, also etwas mehr. Die Redaktion hat mit Blick auf das neue Jahr sechs Aktien aus verschiedenen Branchen ausgewählt.
6 Top-Aktien aus den USA
Der Baumaschinenhersteller Caterpillar ist ein Klassiker unter den Zyklikern. Je besser die Wirtschaft läuft, desto größer ist die Nachfrage nach Baggern, Kränen oder auch Dampfwalzen. Mehrere Trends sprechen langfristig für Caterpillar: Staatlich finanzierte Infrastrukturprojekte sollten die Nachfrage der Bauwirtschaft antreiben. Mit einer größeren Zahl an Geräten dürfte das weniger zyklische Servicegeschäft von Caterpillar wachsen. Steigende Kosten kann der Konzern über Preiserhöhungen weitergeben. Die jüngsten Quartalszahlen lagen über Analystenerwartung. Schwächere Auftragseingänge dürften eher eine Normalisierung sein, nachdem sich der Auftragsstau der Corona-Zeit aufgelöst hat. Analysten erwarten bei Caterpillar jährliche Gewinnsteigerungen im mittleren einstelligen Prozentbereich. Das KGV der Aktie liegt leicht unter dem langfristigen Durchschnitt.
Unter Druck geraten sind 2023 viele Aktien aus dem Bereich der erneuerbaren Energien. Stark gestiegene Zinsen und Inflation belasten, ebenso Probleme in den Lieferketten und Konkurrenz aus China. Die besten der Branchen sollten aus der Krise gestärkt hervorgehen und langfristig von der Energiewende profitieren. In diese Kategorie fällt First Solar. Das Unternehmen aus Arizona produziert Dünnschicht-Solarmodule aus Cadmiumtellurid, die Sonnenlicht in Elektrizität umwandeln. Gerade hat First Solar den Bau seiner fünften Fabrik in den USA begonnen. Damit dürfte der Konzern von Steueranreizen der Regierung profitieren. First Solar ist profitabel und wächst kräftig. Analysten kalkulieren, dass sich der Gewinn bis 2025 nahezu verdreifacht. Die Aktie von First Solar hat im Jahresverlauf in der Spitze um rund 40 Prozent eingebüßt, sich inzwischen aber gefangen.
Lange ein ideenloser Verwalter seines Windows-Monopols ist Microsoft inzwischen in allen heißen Wachstumsmärkten der Techwelt vorn dabei. Ein gutes Gespür hatte Konzernchef Satya Nadella vor allem beim Thema künstliche Intelligenz. Dank der Allianz mit OpenAI kann Microsoft seine Programme attraktiver machen und bei Kunden höhere Preise einfordern. Ob die jüngst eingereichte Milliardenklage der „New York Times“ gegen beide Unternehmen die Entwicklung bremsen kann, bezweifeln Experten. Denn alle Produkte von Windows über Office bis zur Suchmaschine Bing sollen mit KI aufgepeppt werden. Analysten erwarten, dass der Software-Dino aus Redmond im Bundesstaat Washington seinen Gewinn um jährlich rund 15 Prozent steigert. Das ambitionierte Kurs-Gewinn-Verhältnis von fast 30 erscheint angesichts der starken Stellung von Microsoft in den spannendsten Wachstumsmärkten als gerechtfertigt.
Kein gutes Jahr hatte die Aktie des Softdrinkherstellers Pepsico. Der Konzern aus New York gilt als potenzieller Verlierer der neuen Abnehmspritzen, die den Appetit zügeln und damit die Nachfrage nach Softdrinks und Knabberwaren drücken könnten. In den Geschäftszahlen ist davon nichts zu sehen. Analysten erwarten Gewinnsteigerungen im hohen einstelligen Prozentbereich. Pepsico erweitert das Portfolio seit Längerem mit gesünderen Produkten wie Sportdrinks, um neue Kundengruppen zu erreichen. Dank der starken Marken konnte das Management die Inflation für Preiserhöhungen nutzen. Ein wichtiges Argument für die Aktie bleibt die Dividende. Seit 51 Jahren steigt sie durchgehend an. Die Dividendenrendite liegt bei drei Prozent.
Der Wettbewerb des Mobilfunkanbieters Verizon in den USA ist besonders intensiv. Das hat die Aktie von Verizon belastet. Der Kurs hatte sich zwischenzeitlich halbiert. Die jüngsten Quartalsergebnisse überraschten positiv, unter anderem dank der Nachfrage von Geschäftskunden. Die Zahl der Breitbandkunden von Verizon stieg auf mehr als zehn Millionen. Das Problem aus Sicht der Börse: Der Gewinn der New Yorker dürfte in den kommenden Jahren wohl nur leicht wachsen. Das macht die Ausschüttung besonders wichtig. Die aktuelle Dividendenrendite der Aktie liegt über dem langjährigen Durchschnitt. Wie viele der Dogs ist Verizon eine Turnaround-Spekulation.
Als Dauerläufer gilt Visa. Der Finanzdienstleister aus Kalifornien profitiert vom Trend zum bargeldlosen Bezahlen. Wird die Plastikkarte an der Kasse auf den Scanner gelegt, darf sich Visa über eine kleine Provision freuen. Das gilt auch für Transaktionen übers Internet. Der Konzern profitiert auch davon, dass die Konsumausgaben trotz der schwierigen Wirtschaftslage robust sind. Die Kundentreue ist hoch, das Geschäft extrem profitabel. Im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr blieben bei knapp 33 Milliarden Dollar Umsatz mehr als 22 Milliarden operativer Gewinn (Ebit) hängen. Analysten rechnen mit jährlichen Gewinnsteigerungen von etwa 15 Prozent. Zugleich will das Management eigene Aktien im Wert von 25 Milliarden Dollar zurückkaufen — rund sechs Prozent des aktuellen Börsenwerts.
Drei erneuerbare Energien Aktien mit bis zu 6,3 Prozent Dividendenrendite