Kontinuität bei der Gewinnausschüttung hat einen besonderen Wert. Wenn Unternehmen regelmäßig und besser noch gesteigert auszahlen, reichen auch kleine Dividendenrenditen für große Einkommen.
In Zeiten, in denen die Börsen boomen, stehen für viele Anleger vor allem die Kursgewinne im Fokus. Doch solange man die Papiere, in die man investiert hat, nicht verkauft hat, sind Kurssteigerungen nur Buchgewinne. Geht es an den Märkten wieder abwärts oder enttäuscht ein Unternehmen mit schlechten Geschäftszahlen, kann das rechnerische Plus im Portfolio schnell wieder dahin sein. Anders hingegen verhält es sich bei der Dividende: Die Ausschüttung an die Anteilseigner wird in bar bezahlt, ist real verdientes Geld, das dem Investor bleibt — egal, wie sich der Kurs einer Aktie entwickelt.
Wer also auf Nummer sicher gehen will, sucht sich Aktien von Unternehmen, die als zuverlässige Dividendenzahler gelten und gleichzeitig ein Geschäftsmodell bieten, das sich auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten rechnet. Denn bei diesen Aktien fallen dann erfahrungsgemäß auch die Kursverluste geringer aus als im breiten Markt. BÖRSE ONLINE stellt hier fünf Unternehmen vor, die diese Bedingungen erfüllen.
Sichere Dividendenaktien: Konsumgüter sind konjunkturstabil
Der amerikanische Konsumgüterkonzern Procter & Gamble ist so ein Idealkandidat für das sichere Dividendendepot. Nicht nur, dass P & G seit dem Jahr 1890 immer Gewinne an seine Anteilseigner ausgeschüttet hat, seit 68 Jahren ist die Dividende auch kontinuierlich gestiegen, in den letzten fünf Jahren zum Beispiel im Schnitt jeweils um rund 6,5 Prozent. Und auch die Kursentwicklung kann sich sehen lassen. Wer sich zur Jahrtausendwende Aktien des Herstellers von Shampoo, Zahnbürsten oder Waschmittel für 1000 Euro ins Depot gelegt hat, ist aktuell mit einem Kurs-Buch-Wert von gut 2860 Euro unterwegs. Im (verschobenen) Geschäftsjahr 2024 sorgten Ariel, Pampers oder Oral B für rund 84 Milliarden US-Dollar Umsatz. Im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres stagnierte der Umsatz zwar bei 21,7 Milliarden US-Dollar, vor allem weil die Nachfrage in China und bei Kosmetika auf der Stelle tritt, doch mit einem Gewinn je Aktie von 1,93 US-Dollar lag P &G über den Erwartungen der Analysten.
Zu den weltweit größten Konsumgüterherstellern gehört auch die britisch-niederländische Unilever, die im Gegensatz zu P&G allerdings noch Lebensmittel im Programm hat — von Knorr-Tütensuppen bis zum Eis von Langnese und Ben &Jerry’s. Im Haushalt helfen Waschmittel von Coral oder die Reiniger Domestos und Viss. An der Gesamtrendite eines Unilever-Investments über zehn Jahre haben die Gewinnausschüttungen fast 40 Prozent Anteil, die Aktie ist also klar ein Dividendentitel. In den vergangenen fünf Jahren trat die Dividendenhöhe allerdings fast auf der Stelle, und auch wenn auf Sicht von zwölf Monaten ein Kursplus von fast 29 Prozent zu Buche steht, hat sich die Bewertung binnen eines halben Jahrzehnts kaum verbessert. Neuen Schwung für den Kurs könnte nun die Ende November beschlossene Abspaltung des Speiseeisgeschäfts bringen. Gut möglich, dass der IPO sich positiv auf die Dividende der Altaktionäre auswirken wird.
Mit heftigen Kursausschlägen nach oben wie nach unten halten die Papiere des französischen Pharmakonzerns Sanofi seit 20 Jahren ihre Aktionäre auf Trab. Strategische Übernahmen oder neue Medikamente lassen die Investoren hoffen. Scheitert ein Präparat mit Blockbusterpotenzial dann etwa in der Versuchsphase, wenden sie sich auch schnell wieder von dem Titel ab. Dass sich Treue zu Sanofi trotzdem auszahlt, liegt weniger am langfristig guten Wertzuwachs des Unternehmens, sondern an seiner Ausschüttungspolitik. Für die Gesamtrendite der vergangenen zehn Jahre ist nämlich zu 66 Prozent die Dividende verantwortlich. Und das auch sehr zuverlässig, seit 28 Jahren fiel die Gewinnbeteiligung jedes Jahr höher aus. Zuletzt gingen fast 87 Prozent des freien Cashflows an die Aktionäre — eine sehr hohe Quote — und die Dividendenrendite dürfte sich auch künftig bei Werten über vier Prozent halten.
Mit einer aktuellen Dividendenrendite von 5,1 Prozent gehört der weltweit tätige Versicherungskonzern Allianz zur Oberklasse in Sachen Ausschüttungen. Gleichzeitig bieten die Münchner ihren Aktionären Sicherheit: In den zurückliegenden 15 Jahren ist die regelmäßige Gewinnbeteiligung nie gesunken, im Gegenteil, auf Zehn-Jahres-Sicht gab es für die Anteilseigner im Jahresschnitt eine Erhöhung um mehr als zehn Prozent. Und da die Münchner als Zielmarke für die Dividendenhöhe 60 Prozent des Gewinns ausgeben, spricht das Gewinnplus in Q3 von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auch für zukünftig üppige Beteiligungen der Aktionäre.
Börsen-Altmeister Warren Buffett weiß, was er an Coca-Cola hat. Der Brausekonzern gehört quasi zur DNA des Portfolios seiner Investmentfirma Berkshire Hathaway. Die Kursentwicklung des Herstellers antialkoholischer Getränke war sicherlich nicht berauschend im Vergleich etwa zum breiten Index S &P 500, doch Buffett ist ein Value-Investor, weshalb für ihn beim Getränkegiganten auch mehr der Sicherheitsaspekt durch zuverlässige Dividendenausschüttungen die Hauptrolle spielt. Seit mehr als 100 Jahren zahlt Coca-Cola konsequent Gewinnbeteiligungen aus und hat sie die vergangenen 62 Jahre auch mindestens einmal pro Jahr (bei vier Auszahlungsterminen) erhöht, im Durchschnitt der letzten zehn Jahre betrug das Plus 4,73 Prozent. Wer vor zehn Jahren in den Dow-Jones-Wert investiert hat, darf gut 44 Prozent seiner Gesamtrendite den Dividenden verdanken.
Noch ein wichtiger Punkt für Dividendeninvestoren: Das langfristige Dividendenwachstum wirkt zugleich wie ein Inflationsschutz, denn meist liegt die Erhöhung über der allgemeinen Teuerung. Und nimmt man einfach mal einen immer gleich bleibenden Aktienkurs sowie einen Anteil der Dividende an der Gesamt rendite dieser Aktie von 33,3 Prozent auf zehn Jahre an — was absolut realistisch ist —, dann hat sich das Investment nach 30 Jahren aus sich selbst bezahlt. Allen hier vorgestellten Titeln ist zudem gemeinsam, dass sie schon durch ihre schiere Größe und damit auch Marktmacht relativ unempfindlich auf starke Schwankungen des Gesamtmarktes reagieren. Anleger können sich also beruhigt zurücklehnen und warten, bis das Cash auf ihren Konto eintrifft.
Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Print-Ausgabe von BÖRSE ONLINE. Diese finden Sie hier
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