"Händler befürchten, dass die jüngste Erholung der Aktien dazu führen könnte, dass Fed-Chef Jerome Powell den Fuß vom Gas nimmt", sagte Marktanalyst Joshua Mahony vom Bankhaus IG. Angesichts der zuletzt überraschend positiv ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten könnte Powell beispielsweise eine Verlangsamung der Anleihekäufe vorschlagen, sagte Stratege Fawad Razaqzada vom Broker ThinkMarkets. Dann bestehe die Gefahr eines Ausverkaufs an den Aktienmärkten. Investoren warteten zudem gespannt auf frische Konjunkturprognosen der Notenbank. An der Zinsschraube dürfte Experten zufolge nicht gedreht werden.

Ein überraschender Anstieg der US-Lagerbestände machte dem Ölpreis zu schaffen. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um zwei Prozent auf 40,34 Dollar je Barrel (159 Liter). Dem US-Branchenverband API zufolge wuchsen die Rohölreserven zuletzt um 8,4 Millionen Barrel statt wie erwartet zu sinken. Das schüre die Furcht vor einer schwachen Nachfrage wegen der Coronakrise, sagte ein Händler.

BANKEN IM AUFWIND


Zu den größten Gewinnern zur Wochenmitte zählten Finanzwerte. Die Europäische Zentralbank treibt Insidern zufolge Pläne für eine "Bad Bank" zur Abfederung möglicher neuer wirtschaftlicher Schockwellen voran. Im Zuge der Coronakrise bereiten sich Europas Banken Experten zufolge auf eine Welle fauler Kredite vor. Aktien von Deutsche Bank gewannen 3,7 Prozent auf 8,94 Euro. Nur anderthalb Prozent aufwärts ging es für Commerzbank-Titel. Finanzinvestor Cerberus fordert von dem Geldhaus einen Strategiewechsel sowie zwei Sitze im Aufsichtsrat. Cerberus scheine nach einer langen Zeit des Stillhaltens nun die Daumenschrauben anzuziehen, sagte ein Händler.

Schlusslicht im Dax war die Lufthansa mit einem Minus von rund fünf Prozent. Der Fluggesellschaft setzten Pläne der Bundesregierung zu, die Reisewarnung für Touristen für Drittstaaten außerhalb Europas mit Ausnahmen bis zum 31. August zu verlängern. Wegen der Pläne schmissen Anleger auch Tui-Papiere aus den Depots. Die Aktien des Reisekonzerns gaben an den Börsen in Frankfurt und in London in der Spitze um mehr als acht Prozent nach. Dem Konzern machte auch die explizite Warnung vor Kreuzfahrten zu schaffen, sagte ein Händler. Reuters hatte aus Regierungskreisen erfahren, dass die Reisewarnung in Drittstaaten bis zum 31. August verlängert und von Kreuzfahrten weiterhin dringend abgeraten werde.

Hornbach-Aktien legten hingegen um bis zu 9,5 Prozent zu. Die gestiegene Nachfrage der Kunden im Zuge der Coronakrise bescherte dem Baumarkt-Konzern im ersten Geschäftsquartal ein kräftiges Umsatz- und Ergebnisplus.

rtr