von Christine Romar, Citi
Für die erfolgreiche und passgenaue Vermögensanlage sind viele Faktoren entscheidend. Eine besonders große Rolle spielt aber das Verhältnis von Chancen und Risiken. Dabei haben Anleger von den Chancen in der Regel eine klare Vorstellung. So lassen sich die maximalen Ertragsmöglichkeiten bei den meisten Anleihen aus Zins, aktuellem Wert und Rücknahmepreis relativ einfach berechnen. Aktieninvestoren orientieren sich bei ihren Erwartungen häufig an den Konsensschätzungen der Analysten oder eigenen Kurszielen. Bei Immobilien wiederum ist in erster Linie die Mietrendite entscheidend. Deutlich schwieriger ist für Privatanleger dagegen die Erfassung des Anlagerisikos. Hier fehlen oft konkrete Größen, die eine Orientierung ermöglichen.
Dies galt bis vor kurzem im Prinzip auch für Bonus Zertifikate. Seit Emission der ersten Produkte dieses Derivatetyps im Jahr 2003 gehört die Bonusrendite zu den meist beachteten Kennzahlen. Gerade Anleger nutzen diese Kennzahl zur Orientierung hinsichtlich der angestrebten (Minimal-)Rendite - obwohl bei Papieren ohne Cap natürlich auch höhere Werte möglich sind. Dagegen konnten sich Besitzer entsprechender Zertifikate vom Risiko einer Barriereverletzung sowie dem damit verbundenen Verlust von Teilschutz und Anspruch auf die Bonuszahlung bis vor kurzem nur sehr schwer eine konkrete Meinung bilden. Dies hat sich jedoch mit Veröffentlichung der sogenannten Barrierebruch-Wahrscheinlichkeit geändert.
Die Citigroup veröffentlicht als einer der ersten Emittenten für alle von ihr emittierten Bonus, Capped Bonus und (Capped) Reverse Bonus Zertifikate diese Kennzahl. Sie gibt die Wahrscheinlichkeit dafür an, dass die Barriere des jeweiligen Produkts bis zur Fälligkeit verletzt wird. Faktoren, die dabei eine wichtige Rolle spielen, sind naturgemäß der Abstand zwischen dem aktuellen Kurs des Basiswertes und der Barriere, die Restlaufzeit sowie das Ausmaß zukünftiger Kursschwankungen des Underlyings (implizite Volatilität). Mit reiner Intuition lässt sich aus diesen Parametern, zu denen noch weitere hinzukommen, natürlich kein verlässliches Gefühl für das tatsächliche Risiko eines Barrierebruchs entwickeln.
Die Barrierebruch-Wahrscheinlichkeit - angegeben in Form eines ganz konkreten Prozentsatzes - stellt dagegen ein überaus leicht erfassbares Maß für das Risiko dar, das mit einem entsprechenden Investment verbunden ist. Bonus (sprich Chance) und Risiko können damit auf einfache Weise in ein Verhältnis zueinander gesetzt werden. Gleichzeitig erleichtert die Kennziffer den Vergleich verschiedener Bonus Zertifikate - und zwar sowohl von solchen mit unterschiedlichen Barrieren und Bonus-Levels, als auch von Papieren auf verschiedene Basiswerte und ansonsten ähnlichen Ausstattungsmerkmalen.
Auch aus diesem Grund wird die Maßzahl inzwischen von selbstentscheidenden Privatanlegern sowie insbesondere auch von Vermögensverwaltern und anderen B2B-Kunden rege genutzt. Sie setzen die Barrierebruch-Wahrscheinlichkeit übrigens nicht nur bei der Auswahl von Produkten, sondern auch zur laufenden Überwachung bestehender Engagements ein. Wie unzählige Rückmeldungen zeigen, kommt dabei die Berechnung auf Basis impliziter Volatilitäten sehr gut an. Gerade der Blick nach vorne ist den Finanzprofis extrem wichtig.
Da sich die Barrierebruch-Wahrscheinlichkeit kontinuierlich ändert, kann sie als Momentaufnahme immer nur ein im Kontext zu sehender Indikator sein. Allerdings ermöglicht eine hohe Aktualisierungshäufigkeit, beispielsweise in Zehn-Minuten-Intervallen, besser zu erfassen, wie Produkte und Märkte im Hinblick auf Volatilitätsveränderungen ticken. Insbesondere in einer Börsenphase wie der jetzigen ist dieser Vorsprung kaum zu überschätzen.