Fondsxpress: Herr Born, Seit gut einem Jahr managen Sie den Berenberg European Focus Fund. Wie lautet Ihr erstes Zwischenfazit?
Matthias Born: Mit der Performance bin ich äußerst zufrieden, wir befinden uns unter den besten fünf Prozent aller Europafonds und haben die meisten Hauptwettbewerber mit ähnlichem Ansatz um mehrere Prozentpunkte hinter uns gelassen. Die Entwicklung des Volumens hinkt der Performance ein wenig hinterher, was durchaus branchenüblich ist. Zudem haben wir bei sechs neuen Aktienstrategien im Hause Berenberg die Herausforderung, dass nicht alle genauso schnell wachsen können.
Haben Sie aufgrund der volatilen Märkte das Portfolio zuletzt stärker angepasst?
Das Portfolio hat sich seit Auflage insoweit verändert, dass sich in den Top Ten auch einige neue Titel wie LSE, Teleperformance und Lonza befinden. Zudem haben wir uns rechtzeitig aus strukturell nun schwächelnden Geschäftsmodellen zurückgezogen. Das Small-Cap-Gewicht hat sich leicht erhöht und auf der Sektorenseite haben wir weiter das Gewicht in defensiven Konsumgütern reduziert. In diesem Sektor sehen wir Wachstumsschwächen, erhöhte Konkurrenz und zudem Druck auf der Bewertung durch steigende Zinsen.
Haben Sie aufgrund des bevorstehenden Brexits UK-Titel reduziert?
Unser UK-Gewicht liegt mit 22 Prozent derzeit deutlich unter der Benchmarkgewichtung und unter meinem historischen Durchschnittsgewicht. Das liegt hauptsächlich an besseren Opportunitäten in anderen Ländern. Wir haben voriges Jahr viele interessante Investments in Skandinavien getätigt. Unsere UK-Investments sind in ihrem Geschäftsmodell nur wenig vom Brexit betroffen, dennoch kann ein schwächeres Marktumfeld temporär etwa bei Finanzwerten wie St. James Place zu Einbußen führen. Auch das generell negative Sentiment lastet auf mancher britischen Holding. Doch unsere Aktienselektion hat dort positiv zum Ergebnis beigetragen. Für die Anleger, die das Länderrisiko Großbritannien nicht tragen wollen, bieten wir ja auch den Berenberg Eurozone Focus Fund an.
Wie schätzen Sie aktuell die Märkte ein?
Mein generelles Bild für die Aktienmärkte bleibt positiv. Die Frühindikatoren sollten sich im Laufe des vierten Quartals stabilisieren, dann liegen auch alle potenziell störenden politischen Events hinter uns. Die Zinsen steigen zwar, sind aber auf niedrigem Niveau, die Zinsstrukturkurve gibt auch noch keine Signale einer bevorstehenden Rezession. Die Zollpolitik und die steigenden Zinsen sorgen natürlich immer wieder für Gegenwind und bleiben die Hauptrisiken. Aufgrund der fragilen Lage waren gerade Firmen mit starkem Wachstum und hoher Qualität gefragt. In Europa wird das Wachstum strukturell bedingt und auch wegen der Sektorstruktur niedrig bleiben, somit sollten sich gerade hier Firmen mit sichtbar höherem Wachstum deutlich von der Masse abheben.