Für Jadon Sancho hat sich gerade einiges geklärt: Der 21-jährige britische Fußballstar durfte bei der Europameisterschaft endlich in Englands Nationaltrikot auflaufen. Und in der kommenden Saison wird er voraussichtlich in der Premier League spielen: Sancho soll laut seinem bisherigen Arbeitgeber Borussia Dortmund künftig für Manchester United kicken. Schon 2020 wollte er zu seinem Wunschverein. Wird man sich auch bei den letzten Vertragspunkten noch einig, so streicht der Youngster bei den Red Devils bald 13 Millionen Euro pro Jahr ein.
Dortmund-Chef Hans-Joachim Watzke sieht den Wechsel mit gemischten Gefühlen. "Sancho hat uns in der Rückrunde deutlich nach vorne befördert. Wir hätten ihn gerne behalten", sagte er nach Bekanntgabe des Transfers. Was sich der Westfale verkniff: Die 85 Millionen Euro, die der Klub aus dem Norden Englands überweisen will, kommen für die Borussen wie ein warmer Regen. Es wäre die höchste Transfersumme, die seit Beginn der Pandemie bezahlt wurde, und die dritthöchste, die ManU je berappte.
Sportlich im Aufwind
Nach schwacher Hinrunde und gewagtem Trainerwechsel im Frühjahr lief es zuletzt sportlich wieder rund für die Schwarz-Gelben. Der BVB holte den DFB-Pokal und schaffte die Champions-League-Qualifikation - allein diese ist geschätzt 40 Millionen Euro wert.
Die Pandemie hat die Borussen aber, wie das Gros der Fußball-Bundesligisten, hart getroffen. Im Lockdown verlor der Klub pro Spiel rund vier Millionen Euro Einnahmen. Die Stadioneinnahmen schrumpften so in den ersten neun Monate des Geschäftsjahres um 98 Prozent gegenüber dem Vorjahr, Konferenzbetrieb und Catering verloren gut 80 Prozent Umsatz, auch die Transfereinnahmen brachen ein. Lediglich die Einnahmen aus Werbung, Marketing und TV-Geldern stiegen leicht. Laut Bilanz bis Ende März sank der Umsatz insgesamt um knapp 20 Prozent, das Vorsteuerergebnis (EBT) fiel nach einem Plus im Vorjahr auf minus 45,0 Millionen Euro.
Mit der steigenden Durchimpfung in Deutschland sinkt jedoch das Risiko, dass es im Herbst erneut zu ähnlich starken Einschränkungen der Stadionbesuche kommt. Kaum wahrscheinlich erscheint jedoch, dass die Schwarz-Gelben bald regelmäßig wieder vor ausverkaufter Südtribüne kicken. "Wir rechnen auch in der kommenden Saison mit einer beschränkten Zuschauerzahl", so Analyst Winfried Becker von FMR Research in Frankfurt. Demzufolge dürfte der Erstligist auch 2021/22 kein Ergebnis auf Vor-Corona-Niveau einspielen.
Dank des Sancho-Deals haben die Dortmunder dennoch gute Chancen auf einen Top-Start ins neue Geschäftsjahr. Neben seinen sportlichen Verdiensten spielte der Transfer laut BVB 56 Millionen Euro ins Ergebnis ein. Es war nicht das erste Mal, dass die Borussen an Talenten gut verdienen. Die Stürmer Pierre- Emerick Aubameyang und Ousmane Dembélé etwa verpflichtete der BVB schon früh und weitaus günstiger, als sie einige Jahre später abgegeben wurden. Bei Dembélé summierte sich die Ablöse samt Erfolgsprämien inzwischen auf über 130 Millionen Euro.
Talente mit Kapriolen
Allerdings erzwangen beide Kicker ihre Wechsel mit aberwitzigen Kapriolen. Auch das Beispiel der Abwehr-Hoffnung Leonardo Balerdi zeigt, dass das Transfergeschäft riskant ist. Vor zwei Jahren holte der BVB den damals 19-Jährigen, der sich aber nicht durchsetzen konnte. Jüngst wurde Balerdi mit Millionenverlust verkauft.
Erfreulicherweise stecken im BVB-Team einige Juwelen. Mittelfeldtalent Jude Bellingham etwa entdeckten die Borussen bereits als Jugendspieler. Für 23 Millionen Euro kam der Brite 2020 vom englischen Zweitligisten Birmingham City. Laut Portal Transfermarkt.de wird dem 18-Jährigen derzeit ein Wert von 55 Millionen Euro attestiert, manche Schätzungen liegen weit höher. Noch deutlicher ist die Wertsteigerung von Stürmer-As Erling Haaland, der Anfang 2020 für rund 20 Millionen Euro zum BVB wechselte. Der Wert des Goalgetters liegt dem Branchenportal zufolge bei 130 Millionen Euro - europaweit ist nur Frankreichs Kylian Mbappé mit 160 Millionen teurer.
Trend: Bei der Borussen-Aktie
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