Investoren, Vertreter der EU und ihre eigene konservative Partei hatten May gedrängt, genaue Pläne für die Abkehr vom wichtigsten Handelspartner vorzulegen. Auf dem jährlichen Parteitag der Konservativen versprach May, dass es keinen ungeordneten Austritt geben werde. EU-Ratspräsident Donald Tusk begrüßte auf Twitter die Vorlage des Brexit-Zeitplans. Damit bestehe nun Klarheit für das weitere Vorgehen.
Die für die Einleitung des Brexits notwendige Erklärung nach Artikel 50 der EU-Verträge werde noch vor Ende März übermittelt, sagte May. Nach dem Startschuss sind für die Austrittsverhandlungen zwei Jahre vorgesehen. Die Briten hatten sich am 23. Juni dafür entschieden, der EU den Rücken zu kehren. Das Votum sorgte an den Finanzmärkten für Turbulenzen und schickte das britische Pfund auf Talfahrt. Investoren sind verunsichert, wie die fünftgrößte Volkswirtschaft und das Bündnis der verbleibenden 27 EU-Staaten allein wirtschaftlich bestehen können.
Bislang hatte May lediglich erklärt, den Austrittsantrag nicht mehr in diesem Jahr zu stellen. Neben ihrer eingängigen Äußerung "Brexit heißt Brexit" war zudem nur wenig bekanntgeworden, wie sie sich den historischen Schritt des Königreichs vorstellt. Vor dem Votum hatte sich May, damals noch als Innenministerin, gegen einen EU-Austritt ausgesprochen.
MAY: HÖRE BEI BREXIT-BEDINGUNGEN AUF BRITISCHE WIRTSCHAFT
Sie wolle ein "richtiges Abkommen für den Handel mit Waren und Dienstleistungen" erzielen, sagte May in dem BBC-Interview auf die Frage, ob ihre Regierung eine Beschränkung der Einwanderung über den Zugang zum EU-Binnenmarkt stellt. Dazu höre sie auf die britische Wirtschaft. Die EU will Großbritannien nur dann vollen Zugang zu ihrem Markt gewähren, wenn das Land die Freizügigkeit für EU-Bürger akzeptiert. Die Einwanderung war allerdings für viele Brexit-Befürworter beim Referendum entscheidend.
Der für den Brexit zuständige Minister David Davis erklärte, der Handel mit der EU müsse "so frei wie möglich" sein. "Dabei darf aber der Auftrag des britischen Volks nicht verraten werden, uns die Kontrolle über unsere eigenen Angelegenheiten zurückzuholen."
Um das für Großbritannien richtige Abkommen zu erreichen, dürfe sie die Karten nicht offen auf den Tisch legen, deutete May an. Sie könne nicht "immer alles kommentieren", da dies ihre Verhandlungsposition schwächen würde. Die Umsetzung der Brexit-Entscheidung sei auch eine Frage des Vertrauens, das die Bevölkerung in die Politik habe. "Das Volk hat gesprochen, wir werden das umsetzen."
Handelsminister Liam Fox erklärte, dass die Brexit-Debatte nicht öffentlich geführt werde, bedeute nicht, dass sie nicht stattfinde. Großbritannien habe mit Blick auf den Brexit mehrere Optionen. "Wir wollen den besten Austritt für das Vereinigte Königreich, nicht den schnellsten."
Einige konservative Abgeordnete hatten davor gewarnt, den Brexit zu früh zu beantragen. Die französische Präsidentenwahl im kommenden Frühjahr und die Bundestagswahl im September könnten dann mitten in den Gesprächen zu Unsicherheit führen, wenn es zu Regierungswechseln kommen sollte.
Verkehrsminister Chris Grayling, einer der führenden Brexit-Befürworter, erklärte, Großbritannien werde auch nach dem EU-Austritt an einigen EU-Gesetzen festhalten. Dies gelte etwa für Regelungen zu Arbeitnehmerrechten und Umweltschutz. "Allerdings gibt es andere Dinge, die wir loswerden wollen", sagte Grayling dem Sender ITV.
Für den Brexit muss ein spezielles Gesetz ins britische Parlament eingebracht werden, mit dem die 1972 geschaffene Grundlage für die heutige EU-Mitgliedschaft aufgehoben wird. Davis sagte der Zeitung "Telegraph", am Tag des Austritts würden alle EU-Verordnungen zunächst in britisches Recht übergehen. Etwaige Änderungen würden dann später vorgenommen.
rtr