Es war das Ende einer Ära: Mitten in der Pandemie verstarb mit Sheldon Adelson eine Legende der US-Spielerstadt Las Vegas. Adelson brachte einst singende Gondoliere an den berühmten "Strip" der Glitzermetropole, die Vergnügungsprachtstraße, an der Zocker und Freunde des bunten Nachtlebens seit Jahrzehnten ihre Dollars verpulvern. Mit dem Aufstieg des Spielerparadieses in der Wüste Nevadas wurde Adelson zum drittreichsten Mann weltweit.

Das war einmal. Der Gründer und Chef des globalen Casino-Primus Las Vegas Sands ist tot, sein Glamour-Imperium steckt in großen Kalamitäten. Die pandemiebedingten Zwangsschließungen und Reisebeschränkungen hinterließen 2020 eine Spur der Verwüstung. Der Umsatz des Sands’ kollabierte von 13,7 auf 3,6 Milliarden Dollar, die Hotels brachten Milliardenverluste ein. "Wir befinden uns hier in Las Vegas in einer Welt des Schmerzes", klagte Sands-Chef Rob Goldstein im vergangenen Sommer.

Tausende Mitarbeiter erhielten damals ihre Kündigungen. Im März folgte dann der Abschied der einstigen Größe Sands aus der sündigen Stadt. Goldstein verkaufte die verbliebenen zwei Immobilien in Las Vegas im März in einem 6,3 Milliarden Dollar schweren Deal. Adelsons Nachfolger will sich trotz strikter Regulierung auf das Geschäft in Asien konzentrieren, auf das weltgrößte Spielermekka Macau. Darauf entfiel 2019 das Gros der Immobilieneinnahmen, ein weiterer Schwerpunkt ist Singapur.

Und das, obwohl aus China weitere Hiobsbotschaften auf Sands zurollten: Peking verhängte strikte Einschränkungen für die Casinos in Macau. Das Regime ließ Geldautomaten mit einer Software zur Gesichtserkennung ausstatten, es reduziert das Limit für Geldabhebungen vom Konto. Peking will auch die Zahl der Konzessionen limitieren - und überdenkt gar die Ausschüttung von Dividenden, die auf Gewinnen in Macau basieren, an ausländische Aktionäre. Die Kommunisten wollen künftig Sportstadien, Messen oder Erholungsparks fördern und keine Roulette-Tische.

Ein ähnliches Desaster erlebte Konkurrent Wynn Resorts in China. Wynn machte zuletzt fast die Hälfte seines Geschäfts in der Sonderverwaltungszone Macau, den Rest steuerten vor allem Immobilieneinkünfte aus Las Vegas und Boston bei. Dass Wynn im Vergleich zu Las Vegas Sands im Heimatmarkt noch recht stark ist, erweist sich jetzt als Glücksfall. Die Einnahmen haben sich in den US-Casinos im Vergleich zu Macau, wo viele Corona-Beschränkungen weiterhin bestehen, schneller erholt.

Erholung in den USA

Noch vor einem Jahr hatte Wynn etwa sein Encore-Hotel in Las Vegas von Montag bis Donnerstag geschlossen, 1.000 Angestellte verloren ihre Jobs. Das US-Casino Boyd Gaming hatte gut ein Viertel seiner 24.300 Beschäftigten in zehn Bundesstaaten entlassen. Inzwischen hat sich die Lage entspannt. Zwar wurde nach kompletten Öffnungen im Frühsommer wegen der Delta-Variante wieder die Maskenpflicht eingeführt, die Touristen aber strömen wieder in die "Sin City" Las Vegas.

Wie gut es im Heimatmarkt der großen US-Casinos wieder läuft, zeigt Caesars Entertainment. Im Sommer 2019 schluckte Eldorado Resorts den Rivalen Caesars und übernahm dessen Namen, es entstand der größte Casinobetreiber der USA. Das Geld sprudelt, der Umsatz explodierte im zweiten Quartal von 127 Millionen auf 2,5 Milliarden Dollar. Caesars drehte in die Gewinnzone. Die Gruppe ist einer der diversifiziertesten Player der Branche, es gehören auch Golfklubs dazu. Spielernaturen kennen die Hotel- und Casinomarken Caesars, Harrah’s, Horseshoe und Eldorado, das Bonuspunkteprogramm des Konzerns umfasst alle Häuser und ist führend in der Branche.

In bester Spiellaune

Die Amerikaner können kaum darauf warten, wieder an den Spieltischen zu sitzen und Spaß zu haben. Penn National Gaming, das 42 Casinos in 19 US-Staaten betreibt, hat beim Umsatz sogar bereits das Vorkrisenniveau übertroffen und verdreifachte den Gewinn im zweiten Quartal. "Wir haben eine sehr starke Performance im Juli gesehen", freut sich Chef Jay Snowden. Er hat die Verschuldung gesenkt und hält nach Übernahmen Ausschau. Auch das digitale Casino Barstool, in dem über eine App gespielt werden kann, baut Snowden aus.

Nicht nur an den Black-Jack- oder Roulette-Tischen scheint das Spielfieber ausgebrochen. Mit dem Klassiker MGM Resorts, bekannt auch durch das Prachthotel MGM Grand in Las Vegas, zockte der New Yorker Medienmogul Barry Diller erfolgreich. Diller ist über seine börsennotierte Internetholding IAC größter Aktionär, mitten in der Corona-Krise im August 2020 riss sich Diller ein Aktienpaket von MGM für rund eine Milliarde Dollar unter den Nagel. Jetzt ist es 1,7 Milliarden wert.

MGM betreibt 29 Objekte in den USA und Macau, heimst aber das Gros der Einnahmen in der Heimat ein, am Stammsitz in Las Vegas sowie in New Jersey, Maryland und Michigan. Diller will nicht nur das Geschäft in den traditionellen Glücksspielzentren Las Vegas und Macau ausbauen, sondern auch die Onlinesparte erweitern. MGM wollte den britischen Online-Wettspielanbieter und Kooperationspartner Entain für elf Milliarden Dollar übernehmen, doch die Briten lehnten das als zu knickrig ab.

Seit Diller eingestiegen ist, geht MGM überall in die Offensive. Ende September kaufte MGM das Luxuscasino The Cosmopolitan in Las Vegas für 1,6 Milliarden Dollar vom Vermögensverwalter Blackstone. Im Juli preschten MGM Resorts und die japanische Investmentbank Orix dann mit dem Vorschlag vor, das erste Casino-Hotel in Japan für neun Milliarden Dollar zu bauen. Der Erfolg gibt Diller recht: Im zweiten Quartal verachtfachte MGM den Umsatz, das Ergebnis drehte ins Plus. Die Glitzerbranche wird Corona überstehen.
 


INVESTOR-INFO

Caesars Entertainment

Starkes US-Heimspiel

Der US-Marktführer besitzt 54 Casino- Immobilien und deckt das Geschäft bis zu Online-Sportspielen ab. Das Geld fließt auch in Restaurants, Bars, Nachtklubs, Souvenirläden. Caesars kaufte Ende 2020 den britischen Buchmacher William Hill mit Online-Casinos und Sportwetten für 3,7 Milliarden Dollar, das Europageschäft wurde für drei Milliarden Dollar abgestoßen. Caesars ist nicht in Asien aktiv. Der Umsatz soll sich 2021 fast verdreifachen, Gewinne werden für 2022 erwartet.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 120,00 Euro
Stoppkurs: 83,00 Euro

MGM Resorts

Teurer Glamour

Die bereinigte Marge erreicht auf dem Las Vegas Strip wieder Rekorde. Die Abhängigkeit von China ist moderat. MGM baut seine US-Onlinespieletochter BetMGM aus, die langfristig viele Milliarden zum Umsatz beisteuern soll. Die BetMGM-App kommt in wichtige Märkten schon auf Anteile über 20 Prozent. Zuletzt starke Umsatzentwicklung und Rückkehr in die Gewinnzone. Recht teuer.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 41,00 Euro
Stoppkurs: 34,00 Euro

Las Vegas Sands

Wette auf Klassiker

Die Aktie des globalen Branchenprimus wurde wegen der China-Restriktionen abgestraft und notiert nahe eines Mehrjahrestiefs. Der Vorstand glaubt trotz der Einschränkungen, in Macau und Singapur wieder Besucherzahlen wie vor der Krise registrieren zu können. Die Verluste sinken, Analysten erwarten für 2022 ein Umsatzwachstum von rund 75 Prozent und Gewinne. Riskant.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 42,00 Euro
Stoppkurs: 29,00 Euro