Viele Anleger hatten offenbar damit gerechnet, dass die chinesische Führung am Wochenende weitere Maßnahmen zur Stützung der Märkte ergreift, nachdem diese vergangene Woche elf Prozent verloren hatten. So wurde erwartet, dass die Notenbank mit einer Reduzierung der von den Banken geforderten Mindestreserven mehr Liquidität freisetzt. Dies blieb jedoch aus. Eine offizielle Erklärung, mit der Regeln für die Zulassung von Investitionen der Pensionsfonds am Aktienmarkt formalisiert wurden, blieb ohne spürbare Auswirkungen.
Der Shanghai Composite Index und der Shanghai Shenzhen Index stürzten zeitweise rund neun Prozent in die Tiefe. Die Verluste wurden anscheinend nur durch die Notbremsregelung limitiert, nach der einzelne Werte nicht mehr als zehn Prozent pro Tag fallen dürfen. Nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters waren 80 Prozent der Aktien in Shanghai und Shenzen bis auf das Limit gefallen. Viele Werte wurden vom Handel ausgesetzt.
In Sog der chinesischen Börsen trudelte die gesamte Region abwärts. Der MSCI-Index asiatischer Märkte außerhalb Japans verlor knapp fünf Prozent. In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei -Index 4,6 Prozent niedriger bei 18.540 Punkten. Das ist der größte Tagesverlust seit Juni 2013. Der breiter gefasste Topix verlor 5,86 Prozent auf 1480 Zähler.
"Die Märkte sind in Panik", sagte Takako Masai, Chef der Research-Abteilung der Shinsei Bank in Tokio. "Es sieht so aus wie bei der asiatischen Finanzkrise Ende der 1990er Jahre. Die Anleger verkaufen jene Werte, die ihnen am riskantesten scheinen." Der Analyst Alex Kwok von China Investment Securities in Hong Kong sagte: "Es ist schwer einzuschätzen, ob die Investoren überreagieren oder ob der Markt schon am Boden angekommen ist." Er verwies darauf, dass die wirtschaftlichen Fundamentaldaten schwach blieben und die Stimmung der Anleger niedergeschlagen sei.
Die Konjunkturschwäche in China wirkt sich insbesondere auf die Rohstoffe und die sie exportierenden Schwellenländer aus. So fiel beispielweise der Kupferpreis, ein Indikator für die globale Nachfragesituation, auf ein Sechs-Jahres-Tief. Der Ölpreis sank auf den niedrigsten Stand seit sechseinhalb Jahren. Den Volkswirtschaften der Schwellenländer, lange als Konjunkturlokomotiven der Weltwirtschaft gefeiert, geht der Dampf aus.
Der Euro legte zum Dollar zu und wurde mit 1,1436 Dollar gehandelt, nach 1,1387 Dollar im New York am Freitag. Zum Yen notierte die US-Währung bei 121,09 Yen.
Reuters