Besonders stark dürften sich die Marktakteure vor allem für das Thema "faule" Kredite und die daraus resultierende Risikovorsorge der Banken interessieren. Pandemie-bedingt droht hier erhebliches Ungemach. In der vergangenen Woche kamen von der Fed hinsichtlich der Perspektiven der US-Wirtschaft eher pessimistische Töne, während US-Präsident Donald Trump Optimismus verbreitet. Anleger sollten sich darüber im Klaren sein, dass angesichts der Pandemie seriöse Prognosen bezüglich der weiteren Geschäftsentwicklung der US-Banken derzeit unmöglich sind. Bereits bei der Bekanntgabe der Q2-Unternehmenszahlen räumte Citigroup-Chef Michael Corbat ein, dass man sich in einem unvorhersehbaren Umfeld bewege, in dem man keine Modelle und Zyklen heranziehen könne.

Das hohe Maß an Unsicherheit bringt auch die US-Notenbank Fed zum Ausdruck. In der vergangenen Woche warnte Fed-Chef Jerome Powell vor einer Abwärtsspirale der US-Wirtschaft und forderte neue Staatshilfen. Im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen am 3. November stehen die Chancen für substanziellen Rückenwind eher schlecht. Seit Wochen streiten sich Demokraten und Republikaner, welche zusätzlichen Konjunkturhilfen während der Rezession nötig sind. Neben der Unsicherheit bezüglich des Wahlausgangs stellt sich vor allem die Frage, ob Trump im Falle einer Niederlage diese akzeptieren wird? Dass die aktuelle Lage als außerordentlich gefährlich einzuordnen ist, kann man auch durch eine andere Entscheidung der Fed erkennen. Bis Ende des Jahres dürfen Großbanken mit einer Bilanzsumme von über 100 Milliarden Dollar weder Dividenden ausschütten noch eigene Aktien zurückkaufen. Die Botschaft ist klar: Finanzinstitute sollen ihr "Pulver trocken halten", um im Falle weiterer Turbulenzen nicht erneut aufgrund ihrer Systemrelevanz eine Rettung durch den Steuerzahler zu fordern.

Analysten überwiegend optimistisch


Trotz der enormen Prognoseunsicherheiten herrscht unter den Analysten mit Blick auf ihre ausgesprochenen Handelsempfehlungen überraschenderweise ein hohes Maß an Zuversicht. Bei folgenden Titeln dominieren laut Daten von FactSet Research ganz klar positive Ratings wie "Kaufen" oder "Übergewichten": Citigroup, JPMorgan Chase, Bank of America, Goldman Sachs und Morgan Stanley. Bei Wells Fargo fällt hingegen von 28 erfassten Analystenmeinungen eine große Mehrheit von 17 Urteilen neutral aus, da lediglich zum Halten der Aktie geraten wird. Außerdem raten drei Analysten sogar zum Verkauf der Aktie von Wells Fargo. Bei allen anderen US-Banken wird weder zum "Untergewichten" noch zum "Verkauf" geraten, mit Ausnahme von JP Morgan Chase, wo aktuell ein Verkaufsurteil vorliegt.

Da wichtige US-Aktienindizes im dritten Quartal neue Rekordhochs markiert hatten, könnten einige US-Banken von dieser Entwicklung profitiert haben. Derzeit glänzen zum Beispiel Citigroup und Morgan Stanley durch einstellige Kurs/Gewinn-Verhältnisse. Grundsätzlich sollten sich Anleger dadurch aber auf keinen Fall "blenden" lassen, schließlich können sich attraktive KGVs während schwacher Aktienmärkte sehr schnell wieder in Luft auflösen. Aufgrund der zahlreichen Unsicherheitsfaktoren sollte man Banken dies- wie jenseits als Investment mit zu vielen Unbekannten und somit als "Black Box" einstufen. Derzeit gehen die Börsen offensichtlich davon aus, dass die Notenbanken und Regierungen auch diese Krise in den Griff bekommen und ihre Volkswirtschaften wieder auf den Wachstumspfad zurückführen werden. Aufgrund der eifrig verteilten "Vorschusslorbeeren" fällt das Restrisiko mittlerweile jedoch relativ hoch aus.