Anleger haben sich zum Auftakt der US-Bilanzsaison und in Erwartung wichtiger Inflationsdaten am Dienstag zurückgehalten. Verkäufe blieben aber aus.

JP Morgan läutete die Bilanzsaison in den USA ein. Aufgrund guter Geschäfte im Investmentbanking und sinkender Risikovorsorge übertraf die Bank mit ihrem Quartalsgewinn die Markterwartungen. Die Einnahmen aus dem Handelsgeschäft waren jedoch rückläufig. Die Aktie sank um etwa zwei Prozent. Der Konkurrent Goldman Sachs konnte den Unternehmensgewinn mehr als verdoppeln. In den Kursen sei bereits viel Positives enthalten, sagten Börsianer. Die Aktie gab ebenfalls um rund zwei Prozent nach.

US-Anleger zogen sich aus Angst vor einer vorzeitigen Zinswende aus dem Aktienmarkt zurück. Vor allem US-Staatsanleihen flogen aus den Depots. Die Inflationsrate kletterte im Juni auf 5,4 Prozent, so das Arbeitsministerium. Der Leitindex Dow Jones und der breitgefächerte S&P 500 fielen zur Eröffnung am Dienstag um rund 0,2 Prozent. Der technologielastige Nasdaq Index markierte den zweiten Tag in Folge ein Rekordhoch.

Auf Unternehmensseite stand Gerresheimer im Fokus. Der Verpackungshersteller habe mit seinem Quartalsumsatz die Markterwartungen übertroffen, jedoch enttäusche die Warnung vor sinkenden Margen, sagte Analyst Scott Bardo von der Berenberg Bank. Die Aktie brach um rund acht Prozent ein.

Auch die Biotech-Firma Qiagen stand unter Druck. Das Unternehmen musste aufgrund sinkender Nachfrage nach Corona-Tests die Umsatzziele für das Geschäftsjahr senken. Die Aktie sank um mehrere Prozent. Ein Gewinner am deutschen Aktienmarkt war SGL Carbon. Der Grafitspezialist erhöhte seine Gesamtjahresziele. Die Aktie stieg um mehrere Prozent.

SAP und Merck gingen als DAX-Gewinner aus dem Handel. Die Schlusslichter waren am Dienstag MTU Aero Engines und Deutsche Bank.

Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war

Fusionen und Börsengänge bescheren Goldman Sachs Gewinnsprung
Glänzende Geschäfte mit Fusionen und Börsengängen haben der US-Investmentbank Goldman Sachs im zweiten Quartal einen überraschend starken Gewinnsprung beschert. Der Überschuss war mit fast 5,5 Milliarden US-Dollar (4,6 Mrd Euro) der zweithöchste Quartalsgewinn der Unternehmensgeschichte, wie die Bank am Dienstag in New York mitteilte. Ein Jahr zuvor hatten eine hohe Risikovorsorge für drohende Kreditausfälle und eine Einigung in der milliardenschweren Korruptions- und Geldwäscheaffäre um den malaysischen Staatsfonds 1MDB den Gewinn von Goldman Sachs auf 373 Millionen Dollar einbrechen lassen.

JPMorgan überrascht mit Gewinnsprung - Milliardenrückstellungen aufgelöst
Weniger Sorge vor Kreditausfällen hat der größten US-Bank JPMorgan Chase im zweiten Quartal einen überraschend kräftigen Gewinnsprung eingebracht. Mit rund 11,9 Milliarden US-Dollar (10,0 Mrd Euro) lag der Überschuss rund zweieinhalb Mal so hoch wie ein Jahr zuvor, wie das Institut am Dienstag in New York mitteilte. Damit schnitt die Bank besser ab als von Analysten im Schnitt erwartet. Das lag vor allem daran, dass das Institut netto 2,3 Milliarden Dollar an Risikovorsorge für gefährdete Kredite auflöste. Dabei standen einer Auflösung von 3 Milliarden Dollar Abschreibungen von 734 Millionen Dollar auf gefährdete Kredite gegenüber. Für die JPMorgan-Aktie ging es im vorbörslichen US-Handel trotz dieser Nachrichten zunächst um rund ein Prozent abwärts. Die Bank hatte bereits im ersten Quartal einen Teil der Rückstellungen aufgelöst, die sie aufgrund der wirtschaftlichen Verwerfungen im Zuge der Corona-Krise gebildet hatte.

Volkswagen-Konzern erhöht mittelfristiges Renditeziel für 2025
Der Volkswagen -Konzern hat seine mittelfristige Zielsetzung für die operative Marge zur Mitte des Jahrzehnts erhöht. So sollen 2025 nun vor Zinsen und Steuern 8 bis 9 Prozent vom Umsatz als Gewinn hängen bleiben, wie der Dax -Konzern am Dienstag zur Vorstellung seiner neuen Strategie bis 2030 mitteilte. Bisher hatten die Wolfsburger 7 bis 8 Prozent angepeilt. Das neue Margenziel sei Grundlage für die nächste Planungsrunde, in der Volkswagen traditionell im Herbst seine Investitionen für die kommende Fünfjahresperiode festzurrt.

Neue Probleme mit 787 'Dreamliner' werfen Boeing weiter zurück
Der US-Luftfahrtriese Boeing muss seine Auslieferungsziele wegen neuer Produktionsmängel beim Langstreckenjet 787 "Dreamliner" stark reduzieren. Der Airbus -Rivale teilte am Dienstag mit, dass weitere Inspektionen und Reparaturen bei etlichen 787-Fliegern nötig seien, die noch nicht an Kunden übergeben wurden. Boeing rechne damit, dieses Jahr weniger als die Hälfte seiner derzeit gelagerten 787-Maschinen ausliefern zu können. Deshalb werde auch die Produktion des Modelltyps vorübergehend gedrosselt.

Energiekosten belasten Gerresheimer - Sondereffekt stützt Gewinn
Die Nachfrage nach Injektionsfläschchen, Spritzen und Spezialampullen für Medikamente liefert dem Verpackungshersteller Gerresheimer weiter Rückenwind. Und auch das Geschäft mit Flakons und Parfümfläschchen kommt langsam wieder in Tritt, nachdem während der Corona-Krise das für die Parfümhersteller wichtige Geschäft an den Flughäfen zunächst weggebrochen war. Für ein wenig Gegenwind auf der Gewinnseite sorgen derweil höhere Energiekosten. Die Aktien fielen kurz nach dem Handelsstart um mehr als sechs Prozent.

Qiagen dämpft Ausblick nach Rückgang bei Covid-Tests
Mit den weltweit voranschreitenden Impfkampagnen sinkt die Nachfrage nach Covid-19-Tests. Das bekommt auch das Diagnostik- und Biotechunternehmen Qiagen zu spüren. Der MDax -Konzern senkt deshalb seine Jahresziele. Das Management um Unternehmenschef Thierry Bernard setzt seine Hoffnungen nun vor allem auf jene Produktgruppen ohne Covid-19-Bezug - und gerade dort zieht die Nachfrage derzeit kräftig an. An der Börse verlor die Aktie am Dienstagmorgen erneut an Wert, nachdem sie bereits am Vorabend knapp drei Prozent eingebüßt hatte.

VW holt Batteriepartner aus China - Zweites deutsches Werk möglich
Volkswagen hat seine milliardenteuren Pläne zum Aufbau eigener Batteriezell-Fabriken konkretisiert und tut sich am Standort Salzgitter mit einem großen Anbieter aus China zusammen. Der Betriebsrat sieht zudem gute Chancen für die mögliche Errichtung eines weiteren Zellwerks in der Bundesrepublik.

SGL Carbon blickt zuversichtlicher in die Zukunft - Aktie steigt
Wegen gut laufender Geschäfte und des voranschreitenden Restrukturierungsprogramms blickt der Kohlefaserspezialist SGL Carbon zuversichtlicher auf das Gesamtjahr. Das Management erwartet jetzt laut einer Mitteilung vom Dienstag für 2021 mehr Umsatz und mehr Gewinn als bisher. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereinflüssen rechnet SGL nun mit 130 bis 140 Millionen Euro. Bisher hatte der Konzern maximal 120 Millionen angepeilt. Dazu soll der Umsatz nun auf rund eine Milliarde Euro steigen, nachdem die Schätzung vorher bei bis zu 970 Millionen Euro lagen. Dazu prognostiziert SGL ein leicht positives Konzernergebnis. Bisher hatte der Konzern bestenfalls mit damit gerechnet, keine Verluste zu machen.

Traton im ersten Halbjahr zurück auf Vorkrisenniveau
Volkswagens Nutzfahrzeugtochter Traton ist im ersten Halbjahr zum Vorkrisenniveau zurückgekehrt. Bei Absatz und Umsatz liegt das Unternehmen, zu dem unter anderem MAN und Scania gehören, leicht über den Werten aus den ersten sechs Monaten 2019, wie aus am Dienstag veröffentlichten vorläufigen Zahlen hervorgeht. Das bereinigte Operative Ergebnis liegt mit 1,1 Milliarden Euro etwa auf dem Niveau von 2019. Die Aktien reagierten unter dem Strich allerdings kaum, sie notierten zuletzt knapp ein Prozent im Plus

VW-Ziel: Hälfte aller Autos aus Konzern bis 2030 mit Batterieantrieb
Der Volkswagen -Konzern will bis zum Jahr 2030 die Hälfte seines gesamten Modellangebots auf Batterieautos umgestellt haben. Dieses Ziel gab Vorstandschef Herbert Diess am Dienstag bei der Vorstellung der neuen Unternehmensstrategie aus. Die größte europäische Autogruppe plant zudem, im laufenden Jahrzehnt den realen CO2-Fußabdruck pro Wagen über den gesamten Lebensabschnitt eines Fahrzeugs um 30 Prozent gegenüber dem Niveau von 2018 zu senken.

US-Getränkeriese Pepsico erhöht nach Gewinnanstieg Prognose
Der US-Getränke- und Snackhersteller Pepsico erhöht nach einem robusten Wachstum im zweiten Quartal seine Prognose für das Gesamtjahr leicht. So soll der Umsatz 2021 aus eigener Kraft um 6 Prozent zulegen, wie der Rivale von Coca-Cola am Dienstag in Purchase mitteilte. Dabei sind Währungseffekte sowie Zu- und Verkäufe ausgeklammert. Den um Sonder- und Wechselkurseffekte bereinigte Gewinn je Aktie sieht Pepsico um 11 Prozent höher. Bislang war das Unternehmen beim Umsatz von einem Anstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich sowie einem Ergebniswachstum im hohen einstelligen Prozentbereich ausgegangen. Die Aktie legten im vorbörslichen US-Handel um mehr als ein Prozent zu.

Britische Banken dürfen wieder Dividenden zahlen - EZB rät zur Vorsicht
Die größten britischen Banken dürfen für 2020 wieder unbeschränkt Dividenden an ihre Aktionäre ausschütten. Die britische Notenbank hob die wegen der Corona-Krise verhängten Beschränkungen für große Geldhäuser des Landes am Dienstag mit sofortiger Wirkung auf. Auch die großen Banken im Euroraum können in Sachen Dividenden mit Lockerungen rechnen. Doch die Europäische Zentralbank (EZB) als Aufsichtsbehörde will anders als die Bank of England allzu stark sprudelnde Ausschüttungen auch weiterhin verhindern.

rtr/dpa-AFX/lb