In wenigen Monaten ist es so weit: Dann jährt sich der Börsengang der Deutschen Telekom zum 25. Mal. Das Ereignis löste - begleitet von einer großen Werbekampagne - bei den Deutschen eine regelrechte Aktien-Euphorie aus. Befeuert wurde diese in den folgenden Jahren durch unzählige junge Firmen, die ihr Geschäftsmodell auf den neuen Kommunikationsformen Mobilfunk und Internet aufbauten und ebenfalls an die Börse strebten.
Das Ergebnis ist bekannt: Kurz nach der Jahrtausendwende platzt die sogenannte Dotcom-Blase. Aus den Aktienkursen der Telekom sowie der Neue-Markt-Unternehmen entweicht ganz viel Luft. Und den Deutschen vergeht die Lust auf Börse für viele Jahre.
Das ändert sich in jüngster Zeit wieder. Dabei weckt heute wie vor mehr als 20 Jahren besonders ein Segment die Fantasie der Anleger: Technologie-Unternehmen. Selbst eine so gewaltige Krise wie die Corona- Pandemie konnte die Rally bei den Aktien dieser Firmen nicht bremsen. Im Gegenteil.
Die in zahlreichen Ländern verhängten Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen beschleunigten Trends wie das Online-Shopping oder die Digitalisierung von Arbeits- und Geschäftsprozessen enorm. Das lässt die Kassen bei kleinen, spezialisierten Tech-Firmen wie bei den Internetriesen klingeln.
Bestes Beispiel ist Amazon. Der weltgrößte Online-Versandhändler hat seinen Nettogewinn im ersten Quartal 2021 verdreifacht und damit sämtliche Erwartungen übertroffen. "Die anderen Technologieriesen stehen dem in nichts nach", so Olivier de Berranger, Investmentstratege des Fondsanbieters LFDE.
So seien die Nettogewinne bei der Google-Mutter Alphabet um 163 Prozent, bei Apple um 110 Prozent, bei Facebook um 94 Prozent und bei Microsoft um 44 Prozent gestiegen. "Es handelt sich dabei jedoch nicht um eine Erholung: Denn bereits das Vorjahr lief für sie fantastisch", konstatiert de Berranger.
Basis für echte Gewinne
Dass hinter den Kurszuwächsen der Tech-Firmen echte Gewinne stehen, das unterscheidet diesen Aufschwung von der Rally um die Jahrtausendwende. Damals waren viele Geschäftsprognosen mehr auf frommen Wünschen als auf realistischen Gewinnaussichten aufgebaut. Das bekamen auch Fonds zu spüren, die seinerzeit das Technologie-Thema spielten.
Viele dieser Portfolios verloren im Dotcom-Crash 90 Prozent und mehr an Wert und verschwanden irgendwann sang- und klanglos vom Markt. Doch einige der Anlagevehikel überlebten und bescherten den Anlegern vor allem in den vergangenen zehn Jahren hohe Renditen.
Im Folgenden stellt €uro am Sonntag drei interessante Vertreter dieser Gruppe und ihre Historie vor. Allen gemeinsam ist, dass sie in der langen Zeit ihres Bestehens einem ständigen Wandel unterworfen waren. Heute haftet den Fonds, wenngleich nicht ohne Risiko, längst nicht mehr der Ruf des hochspekulativen Investments an. Denn sie setzen auf eine erwachsen gewordene und immer relevanter werdende Branche.
DWS Artificial Intelligence Das Urgestein
Hinter dem trendigen Namen DWS Artificial Intelligence vermutet man wohl kaum ein Portfolio, das 1983 aufgelegt wurde. Und doch reicht die Historie so lange zurück. Vor fast 40 Jahren brachte die Deutsche-Bank-Tochter den DWS-Technologiefonds auf den Markt. Eine Pioniertat, wie man aus heutiger Sicht sagen muss. Technologie war zum damaligen Zeitpunkt noch vieles: "Neben dem, was heute als Technologiesektor gilt, investierte der Fonds auch in Bereiche wie Gesundheit und Verteidigung", sagt Frederic Fayolle, der aktuelle Fondsmanager.
Erst mit Aufkommen der Industrieklassifizierung und der sogenannten GIC-Codes kurz vor der Jahrtausendwende bekam das Portfolio einen ordentlichen Vergleichsindex, an dem es nun seine Positionen ausrichtete. "In der Frühphase und während der Dotcom-Jahre tauschte der Fonds seine Titel häufiger aus. Doch mit der Zeit wurde der Ansatz qualitätsorientierter und ruhiger", so Fayolle. "Heute finden wir unsere Investments im Spektrum zwischen Growth und Value - mit deutlichem Fokus auf Growth."
2010 änderte der Fonds den Namen in DWS Technology Typ 0, und seit einem Jahr trägt er die aktuelle Bezeichnung. Verbunden damit ist die Umgestaltung in einen sogenannten Feeder Fonds, der seine Mittel in das Portfolio DWS Invest Artificial Intelligence investiert. Damit will sich die DWS stärker auf thematisches Investieren ausrichten und am Wertschöpfungspotenzial von künstlicher Intelligenz partizipieren.
BGF World Technology Zum Streber gemausert
Das Technologie-Portfolio des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock (BGF steht für Blackrock Global Funds) taucht in den vergangenen Jahren regelmäßig in den Bestenlisten auf. Die Ratingagentur Mornigstar vergibt für den Fonds die Bestnote von fünf Sternen. Ebenso trägt der BGF World Technology aktuell die FondsNote 1, die von €uro am Sonntag und den Schwesterzeitschriften im Finanzen Verlag vergeben wird. Vielfach schnitt der Fonds besser ab als seine Benchmark, der MSCI AC World Information Technology Index. Im Jahr 2020 erzielte das Portfolio zum Beispiel einen rund doppelt so hohen Wertzuwachs wie der Index.
Aufgelegt wurde der Fonds am 3. März 1995, damals noch von Merrill Lynch Investment Management. Unter diesem Dach macht das Anlagevehikel das gesamte Auf und Ab von Interneteuphorie bis zum Platzen der Tech-Blase mit. 2006 wird das Portfolio im Zuge der Übernahme von Merrill Lynch IM in Blackrocks Angebot an Publikumsfonds integriert. Über viele Jahre bleibt die Kursentwicklung eher unauffällig.
2017 übernimmt der heutige Portfoliomanager Tony Kim das Ruder bei dem Fonds und sorgt in den kommenden Jahren für eine bemerkenswerte Wertentwicklung. Zum Zeitpunkt von Kims Übernahme war praktisch noch keines der Themen aktuell, auf die er heute setzt. Das sind zum Beispiel Cloud Computing, Subskriptionsmodelle für Software, künstliche Intelligenz, digitale Bezahlung oder Automatisierung.
Nordasia.com Chancen im fernen Osten
Anfang Januar 2000, kurz vor dem Höhepunkt des Internethypes um die Jahrtausendwende, kam der Nordasia.com auf den Markt. Er sollte eine Art Nachfolger für den zwei Jahre vorher aufgelegten Fonds Nordinternet werden, der mit mehreren Hundert Prozent Wertzuwachs seit Bestehen glänzte. Schon damals zeichnete sich ab, dass im asiatischen Raum ein immer größerer Teil der mit dem Internet zusammenhängenden Entwicklung stattfinden würde. Neue Technologie und neue Wachstumsmärkte - das schien die sichere Formel für Gewinne zu sein.
Das Platzen der Tech-Blase an Nasdaq und Neuem Markt verschonte aber auch die fernöstlichen Werte nicht. Nach nur zwei Monaten Kursgewinnen ging es mit dem Portfolio bis März 2003 bergab. Rund 92 Prozent an Wert verlor der Fonds in dieser Zeit. Wer statt zu verzweifeln am Tiefpunkt eingestiegen wäre, hätte bis heute ein Plus von mehr als 850 Prozent eingefahren.
Nicht vorschnell aufgeben wollten zumindest die Fondsverantwortlichen. 2007 wechselte der Nordasia.com wie auch der auf westliche Internetwerte spezialisierte Nordinternet von Nordinvest zu Pioneer Investments. Heute sind beide Fonds unter dem Dach des größten europäischen Vermögensverwalters Amundi zu finden: der Nordinternet unter dem Namen Amundi Internetaktien, der Nordasia.com noch immer unter seinem alten Namen. Auch die Ausrichtung ist geblieben, was ihm ein Alleinstellungsmerkmal unter den erhältlichen Tech-Fonds sichert.