Commerzbank-Aktie an Dax-Spitze: Geldhaus steigert Gewinn trotz operativer Schwächen
· Börse Online RedaktionDie Bank ist damit an der Börse weniger wert als der Zahlungsabwickler Wirecard . Das Fintech-Unternehmen aus einem Münchener Vorort kommt nach einer seit Jahren anhaltenden Kursrally inzwischen auf mehr als 15 Milliarden Euro.
Die Commerzbank steigerte dank einer geringen Steuerquote den Reingewinn um neun Prozent auf 250 Millionen Euro. Börsianer monierten aber, dass die Ergebnisentwicklung aus diesem Grund nicht nachhaltig sei. Außerdem falle die Kernkapitalquote mit 13,3 Prozent schwächer aus als gedacht. Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research wies auf den enttäuschenden Zins- und Provisionsüberschuss hin: "Die Zahlen zeigen, dass Banken im aktuellen Umfeld weiter Schwierigkeiten haben, richtig Geld zu verdienen."
Insgesamt sieht sich der Vorstand nach zwei mageren Jahren auf Kurs zu einem wieder steigenden Überschuss 2018 - auch wegen einer breiter werdenden Kundenbasis. "Wir wachsen in unserem Kerngeschäft und digitalisieren unser Geschäftsmodell", erklärte Konzernchef Martin Zielke am Dienstag in Frankfurt. Das operative Ergebnis blieb im ersten Quartal mit 289 Millionen Euro um gut zwölf Prozent unter dem Wert des Vorjahreszeitraums. Der Überschuss zog dennoch überraschend an, da das seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Institut in den ersten drei Monaten 2018 so gut wie keine Steuern zahlen musste: Mit 250 Millionen Euro fiel der Gewinn um gut neun Prozent höher aus als ein Jahr zuvor.
Zielke bekräftigte wie schon bei der Hauptversammlung vor einer Woche die Absicht, für das Geschäftsjahr 2018 eine Dividende zu zahlen. Fünf Cent je Aktie habe die Bank dafür bereits reserviert. Zuletzt hatte der Dax -Konzern für 2015 eine Mini-Dividende von 20 Cent je Anteilsschein gezahlt - das einzige Mal überhaupt seit der Finanzkrise 2007/2008, in der der Staat die Bank mit Milliarden Steuergeldern vor dem Kollaps bewahrte.
Im Gesamtjahr 2017 hatte die Commerzbank unter dem Strich gerade einmal 156 Millionen Euro verdient, ein Jahr zuvor waren es 279 Millionen Euro. Negativ zu Buche schlugen im vergangenen Jahr Kosten für den Abbau Tausender Stellen. Bis 2020 soll die Zahl der Vollzeitstellen um netto 7300 auf 36 000 schrumpfen.
Seit Jahren macht der Finanzbranche das Zinstief zu schaffen, denn es macht das Geschäft mit Einlagen und Krediten weniger einträglich. Die Commerzbank hält mit einer Offensive bei Privatkunden dagegen. Bis zum Jahr 2020 will das Institut zwei Millionen zusätzliche Kunden anlocken, im laufenden Jahr soll die Marke von einer Million Netto-Neukunden geknackt werden. Im ersten Quartal 2018 kamen nach Angaben der Bank in Deutschland unter dem Strich etwa 73 000 Privat- und Unternehmerkunden hinzu. Seit Verkündung der Strategie im Herbst 2016 sei die Kundenzahl in Deutschland somit um 712 000 gewachsen.
Von mehr Kunden verspricht sich die Commerzbank auf lange Sicht mehr Gewinn. Allerdings kosten neue Kunden in der Regel zunächst einmal, bevor die Bank an ihnen verdient. Daher sind bei den Erträgen - den gesamten Einnahmen der Bank - nach wie vor keine großen Sprünge zu erkennen: Im ersten Quartal blieben die Erträge mit 2,3 Milliarden Euro knapp unter dem Vorjahreswert (2,39 Mrd Euro)./ben/zb/DP/zb