"Ich verspreche Ihnen: Ich werde nicht lockerlassen, bis wir am Ziel sind." Der neue Aufsichtsratschef Helmut Gottschalk stärkte Knof den Rücken. Aktionäre kritisierten dagegen die Personalquerelen der vergangenen Wochen und hinterfragten die Rolle der Bank im Wirecard-Skandal.
Der überraschende Rückzug von gleich vier Aufsichtsräten gebe ein verheerendes Bild ab und führe zu einem Vertrauensverlust, monierte Rechtsanwalt Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). "Zusammen mit den ständigen Strategiewechseln ist man versucht, von Chaostagen bei der Commerzbank zu sprechen." Die Fondsgesellschaft Deka forderte eine Trendwende unter Knof. "Es ist nun wichtig, dass die neue Führungsmannschaft um Manfred Knof die Zeit bekommt, um ihre Ziele umsetzen zu können", sagte Portfoliomanager Andreas Thomae. Der Stimmrechtsberater Glass Lewis empfahl Aktionären, dem Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern. Dies hätte zwar keine rechtlichen Folgen, wäre aber ein Misstrauensvotum.
Knof versprach, die ins Straucheln geratene Commerzbank wieder auf Trab zu bringen. "Wir werden alles dafür tun, um die Commerzbank wieder leistungsfähig und nachhaltig profitabel zu machen." Weltweit streicht er 10.000 Stellen, in Deutschland fällt jeder dritte Job weg. Hunderte Filialen und Standorte im Ausland werden dichtgemacht. In diesem Jahr soll das Betriebsergebnis wieder positiv sein. 2020 wies die Bank wegen Umbaukosten und der Corona-Krise einen Nettoverlust von 2,9 Milliarden Euro aus.
"ALLE WOLLEN DIESE BANK VORANBRINGEN"
Der erst seit ein paar Wochen amtierende Aufsichtsratschef Gottschalk betonte, dass der gesamte Aufsichtsrat und auch die vier neuen Mitglieder hinter Knof stünden. In dem Gremium gebe es eine breite Unterstützung für den neuen Kurs der Bank und die dafür notwendigen Maßnahmen. "Alle wollen diese Bank voranbringen." Der ehemalige DZ-Bank-Chefkontrolleur übernahm den Posten von Hans-Jörg Vetter, der Anfang März aus krankheitsbedingten Gründen ausgeschieden war.
Gottschalk muss noch offiziell von der Hauptversammlung gewählt werden. Zudem stehen vier weitere neue Kandidaten zur Wahl. Nach dem Ausscheiden von Vetter hatten vier Aufsichtsräte ihre Posten niedergelegt, unter anderem aus Unzufriedenheit über die Rolle des Bundes als Großaktionärs, der seit einer Rettungsaktion in der Finanzkrise knapp 16 Prozent an der Commerzbank hält.
KREDITAUSFALL DURCH WIRECARD-PLEITE
Zahlreiche Aktionäre kritisierten die Bank für ihr Verhalten im Wirecard-Skandal. Sie hatte dem Zahlungsdienstleister gemeinsam mit anderen Banken einen Kredit gewährt und musste nach der Insolvenz 187 Millionen Euro abschreiben. Thomae wollte wissen, warum die Geschäftsbeziehung nicht früher beendet wurde. "Schon ein Jahr vor der Insolvenz von Wirecard sind in der Commerzbank Zweifel an dem Unternehmen aufgekommen und es wurden Geldwäscheverdachtsmeldungen an die BaFin weitergeleitet."
Commerzbank-Finanzchefin Bettina Orlopp hielt dagegen, die Bank habe sich bei der Kreditprüfung auf testierte Bilanzen verlassen und habe nie Grund zu der Annahme gehabt, dass bestimmte Vermögenswerte nicht existierten. Die Insolvenz sei ein Fall, die nicht nur die Bank sondern auch die Politik und die Strafermittler beschäftige. Durch den Zusammenbruch verloren Kunden, Banken und Anleger Milliarden.
rtr