Während Continental die Gewinnwarnung mit einem Mix aus höheren Kosten, geringeren Umsatzerwartungen und Gewährleistungsfällen begründete, sehen einige Analysten darin Anzeichen für eine Abkühlung der Autokonjunktur. Der Kurs der Conti-Aktie brach in der Spitze mehr als 14 Prozent ein - der größte Kurssturz seit fast zehn Jahren.
Der Branche bläst wegen des Handelsstreits zwischen den USA und China, der Dieselkrise und anderer Widrigkeiten der Wind heftig ins Gesicht. Einige Unternehmen haben deshalb bereits ihren Ausblick gesenkt oder schlagen vorsichtigere Töne an, darunter auch Daimler und der Zulieferer Valeo. Volkswagen hatte wegen der enormen Ausgaben für klimaschonende Autos Hoffnung auf einen stärkeren Renditeanstieg gedämpft. Kurzfristig macht dem Wolfsburger Konzern, der zu den größten Kunden von Continental gehört, auch die Umstellung auf den neuen Abgasmesszyklus WLTP zu schaffen. Und das schlägt auf die Zulieferer durch: Conti kündigte Anfang August an, dass der schärfere Prüfzyklus das dritte Quartal zusätzlich belasten werde.
Bereits im April hatte Conti seine Renditeerwartungen wegen negativer Währungseffekte eingedampft. Anfang August bestätigte Conti die Prognose noch, um sie nun - wenige Wochen später - überraschend zu senken. "Es kann sein, dass das der Beginn einer schlechteren Konjunktur ist", sagte Frank Schwope von der NordLB. Auch die Analysten von Berenberg sehen Anzeichen, dass sich die Autokonjunktur eintrübt. Das träfe die Branche mitten in einer Phase, in der sie massiv in die Elektromobilität, autonomes Fahren und neue Mobilitätsdienste investiert und dringend auf Einnahmen angewiesen ist.
OB DAS ALLES GLATT GEHT?
Der Einbruch der Conti-Aktie könne auch mit der Unsicherheit vieler Anleger wegen des bevorstehenden Konzernumbaus zusammenhängen, vermutet Autoanalyst Schwope. "Keiner weiß, ob das alles glatt geht." Conti will ab 2020 als Holding mit den drei Geschäftsfelder Rubber, Automotive und Powertrain fungieren. Die größte Veränderung ist die Herauslösung und ein Teilbörsengang der Antriebssparte Powertrain, der schon Mitte nächsten Jahres kommen könnte. Auch für dieses Geschäft gab Conti seine Ziele auf. Der für das Jahr 2019 anvisierte Umsatz von zehn Milliarden Euro und das operative Ergebnis (Ebit) von 850 Millionen Euro würden nicht mehr erreicht.
Für den Gesamtkonzern erwartet das Management um Konzernchef Elmar Degenhart im laufenden Jahr nun statt einer bereinigten operativen Rendite (Ebit-Marge) von mehr als zehn Prozent nur noch eine Marge von mehr als neun Prozent. Beim Umsatz geht der Konzern von rund 45 Milliarden Euro statt der bisher in Aussicht gestellten rund 46 Milliarden aus.
Conti selbst führte mehrere Gründe für den schwächeren Ausblick an. So liege das Erstausrüstungsgeschäft in Europa und China im Automobilgeschäft und in der Sparte Conti-Tech unter den Erwartungen. Zudem führe eine schwächere Nachfrage im Reifenbereich zu einer reduzierten Umsatzerwartung. Auch höhere Kosten im Antriebsbereich aufgrund der Umstellung auf Produkte und Systeme für Hybrid- und Elektroautos hätten eine Rolle gespielt. Zudem machen hohe Anlaufkosten, die sich aus dem wachsenden Auftragseingang ergeben, Conti zu schaffen. Als Konsequenz soll der Sparkurs verschärft werden. Zudem passt Continental seine Investitionen an.
rtr