Im Zuge einer Umstrukturierung brachte Bayer seine Spezialchemiesparte Material Sciences unter dem Namen Covestro Anfang Oktober an die Börse. Der Kunstname steht für Collaboration, Investition und Stärke. Aus Sicht von Bayer und den Aktio-nären der ersten Stunde hat sich das Investment gelohnt. Mit einem Erlös von 1,5 Milliarden Euro war der Börsengang trotz der widrigen Umstände letztlich erfolgreich. Der Covestro-Kurs legte gemessen am Emissionspreis von 24 Euro um 39 Prozent zu. Allerdings hatte Bayer zum reduzierten Emissionskurs keine Aktien platziert und hält noch rund 69 Prozent der Anteilscheine. Mit der Marktkapitalisierung von 6,8 Milliarden Euro schaffte es Covestro auf Anhieb in den MDAX.

Die Stärke des Konzerns liegt im Kerngeschäft Polycarbonat und Polyurethan. Hier sind die Leverkusener Weltmarktführer. Der kleinste Geschäftsbereich: Beschichtungen, Kleber und Speziallösungen. Mit mehr als 2300 Produkten für über 4300 Kunden in zehn Industrien sieht sich Covestro auch hier breit positioniert. Der Gewinntreiber liegt aber woanders - in der Collaboration, der Zusammenarbeit.

Die Polymer-Industrie hat lange über-investiert, was zu einem Angebotsüberhang führte, der auf die Preise drückte. Mit viel Disziplin ist es den Großen der Branche gelungen, die Kapazitäten erheblich zu kürzen. Trifft jetzt eine anziehende Nachfrage auf das gesunkene Angebot, können höhere Preise durchgesetzt werden. Das ist der Gewinnhebel für Covestro. Einen Vorgeschmack lieferten die Zahlen zum dritten Quartal. Insgesamt war der Umsatz mit minus 1,4 Prozent rückläufig, doch das Ebita stieg um 44,5 Prozent. Dieser positive Trend sollte sich verstärken.

Übernahmefantasie



Als kurstreibend für Covestro könnte sich die Fusion der beiden US-Chemiekonzerne Dow Chemical und DuPont erweisen. Der neue Chemiegigant wird nach dem Zusammenschluss dreigeteilt. Ein Teil wird den Schwerpunkt Kunststoffe haben. Sicherlich wird der neue Gigant auch extern wachsen. Covestro könnte dabei in den Fokus geraten, zumal Bayer noch ein großes Aktienpaket hält. Bekommt der Börsenneuling so auch noch Übernahmefantasie, ist das Kursziel der Investmentbank Kepler Cheuvreux von 43 Euro sicherlich gut erreichbar. Mutige Anleger setzten den Gewinnhebel mit einem klassischen Call an. Der vorgestellte Schein mit Basispreis 28 Euro und einem Jahr Laufzeit bietet ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis.