Für Klaus-Peter Schulenberg ist die Tourneeverlängerung ein kleiner Trost. Denn für den Veranstalter und Ticketvermarkter CTS Eventim, den Schulenberg leitet, war die WM alles andere als erfreulich - obwohl das Unternehmen die rund drei Millionen Eintrittskarten für die Fußballweltmeisterschaft verkaufte. Jedoch gab es wegen der Herrschaft von König Fußball im Sommer weit aus weniger Konzerte und Veranstaltungen als gewöhnlich. Umsatz und operativer Gewinn der Bremer stiegen deshalb im Halbjahr lange nicht so stark wie in den ersten drei Monaten.
Der Konzernchef dürfte inzwischen wieder ein besseres Gefühl haben. Denn aus Brasilien kommen gute Nachrichten: CTS Eventim erhält die exklusiven Ticketing-Rechte für die Sommerolympiade in Brasilien 2016.
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Margenstarker Kartenverkauf
Der Deal stärkt den Kartenverkauf, die Perle des Unternehmens. Schulenberg, der bereits in den frühen 70er-Jahren als Manager des deutschen Schlagerbarden Bernd Clüver die Unterhaltungsbranche kennenlernte, ist inzwischen mit CTS der größte Ticketvermarkter Europas. Die Bremer verkaufen Karten von fremdorganisierten Events wie Rio 2016, vornehmlich aber vertreiben sie die Tickets der eigenen Veranstaltungen.
Schulenberg sieht sich inzwischen auch im Veranstaltungsgeschäft europaweit an der Spitze. Das Unternehmen organisiert hierzulande beispielsweise bekannte Musikfestivals wie Rock am Ring, das jährlich Zehntausende Besucher anzieht.
Die Veranstaltungssparte trägt rund zwei Drittel des Geschäftsvolumens von zuletzt rund 340 Millionen Euro im Halbjahr. Doch die Kosten sind hoch, Hallenmiete und Technik wollen bezahlt werden. Und Künstler wie Helene Fischer, die zu den bestbezahlten deutschen Stars zählt, verlangen immer höhere Gagen, was die Margen dämpft.
Das Gros des Gewinns, rund 70 Prozent, entfällt auf den Kartenverkauf. Der Bereich Ticketing wächst über dies schneller als das Veranstaltungsgeschäft. Noch werden die meisten der Eintrittskarten für Konzerte, Shows und Sportevents über stationäre Vorverkaufsstellen vertrieben, die Gebühren für ihre Dienstleistung verlangen.
Richtig lukrativ ist der rasch wachsende Kartenverkauf via Internet, auf den sich CTS spezialisiert hat. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren einen dreistelligen Millionenbetrag in die notwendige ITInfrastruktur investiert. Hunderte Mitarbeiter kümmern sich nur darum, dass die Systeme Millionen von Webaufrufen verarbeiten können.
Als Marktführer im Web hat CTS alle Trümpfe in der Hand: Die Vorverkaufsgebühr für fremde Vertriebsstellen entfällt, an Gebühren rund um die Tickets lässt sich gutes Geld verdienen: Kartenkäufer zahlen rund fünf Euro für den Versand - oder erwerben für die Hälfte die Option, die Karte selbst auszudrucken. Weitere Produkte wie Zusatzversicherungen kommen hinzu. Analysten schätzen die Gewinnmargen hier auf 40 bis 50 Prozent - Tendenz steigend.
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Expansion in Brasilien
Um das Wachstum voranzutreiben, hat CTS zuletzt drei Ticketvermarkter in den Niederlanden, in Frankreich und Spanien gekauft. Der Chef will die internationale Expansion weiter forcieren. Gegenüber der BÖRSE ONLINE-Schwesterpublikation €uro am Sonntag deutete Schulenberg eine Expansion in Südamerika an: "Wir richten unsere Systeme auf brasilianisches Kundenverhalten wie Sprache und Bezahlgewohnheiten aus. Da sind weitere Schritte nur konsequent." Richtung Weihnachten sind die Aussichten gut. Zahlreiche Veranstaltungen, die wegen der WM gestrichen wurden, werden im kommenden Jahr nachgeholt. Viele Tickets, etwa für die Helene-Fischer-Konzerte ab Juni, werden zum Fest verschenkt - gern mit Geschenkumschlag, zu 2,90 Euro extra.
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