Der erste Kurs wurde mit 28 Euro festgestellt, dann stieg die Aktie über die 30-Euro-Marke, womit Daimler Truck mit rund 25 Milliarden Euro bewertet wird. Für die Aktionäre des Stuttgarter Autobauers hat sich die Abspaltung vorerst gelohnt. Daimler-Vorstandschef Ola Källenius, der Initiator der Trennung nach 125 Jahren unter einem Dach, gab der Hoffnung Ausdruck, "aus einer Erfolgsgeschichte zwei" zu machen.

"Heute ist ein historischer Tag für Daimler Truck", sagte Daum. Mit dem ersten Handelstag an der Börse beginne eine neue Ära. Der abgespaltene Konzernteil beschäftigt mehr als 100.000 Mitarbeiter und steuert in diesem Jahr auf einen Umsatz zwischen 37 und 39 Milliarden Euro zu. Bei der Rendite hinkt das Geschäft mit Lkw und Bussen aber hinter der verbleibenden Pkw-Sparte her. Daum will das ändern, auch wenn das Geschäft von der Konjunktur abhängig und entsprechend schwankungsanfällig ist. In einem guten Umfeld sei eine zweistellige Umsatzrendite drin, sagte er. Dazu müsse sich aber vor allem das Europa-Geschäft steigern.

Doch die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Wenn Daimler Truck die zehn Prozent geschafft habe, werde man lieber mehr investieren als die Renditen weiter nach oben zu treiben nach dem Motto "nach mir die Sintflut", sagte Daum. Dass es Daimler Truck noch gebe, dafür seien zwei Dinge verantwortlich: "Zum einen, weil die Firma immer Geld verdient hat - und da waren schwierige Zeiten zwischendrin. Zum zweiten, weil die Firma immer investiert hat in die Zukunft."

Zum Handelsstart liegt der Börsenwert von Daimler Truck am unteren Rand der Schätzungen von Analysten, die auf bis zu 40 Milliarden Euro gehofft hatten. Daum glaubt aber, dass sich der Kurs bis zum Beginn des nächsten Jahres noch einpendelt. Denn Indexfonds, die etwa den Leitindex Dax abbilden, müssen die Daimler-Truck-Aktien erst einmal aus den Depots werfen. Im März dürfte der Nutzfahrzeugkonzern aber in den Index der 40 wichtigsten Unternehmen an der deutschen Börse einziehen. Die Daimler AG, die im Februar in Mercedes-Benz umgetauft werden soll, bleibt mit einem Börsenwert von rund 80 Milliarden Euro ebenfalls im Dax.

EINS PLUS EINS IST MEHR ALS ZWEI


Mit der Abspaltung folgt Daimler-Chef Källenius der Theorie, dass die Teile eines Konzerns einzeln mehr wert sind: Für die Aktionäre, die für je zwei Daimler-Aktien ein Daimler-Truck-Papier zusätzlich ins Depot gebucht bekamen, geht die Rechnung bisher auf: Ihr Depotwert stieg bis zum Freitagmittag um vier Prozent gegenüber dem Daimler-Schlusskurs vom Donnerstag. Die Daimler AG bleibt mit zunächst 35 Prozent Ankeraktionär von Daimler Truck. "Mit dem heutigen Tag beginnt für uns eine neue Zeitrechnung", erklärte Källenius. Mercedes-Benz könne sich jetzt ganz darauf konzentrieren, "die begehrenswertesten Autos der Welt zu bauen und bei Elektromobilität und Fahrzeugsoftware die Führung zu übernehmen".

Gleichzeitig tritt Daimler Truck aus dem Schatten des Pkw-Geschäfts. Analysten setzen darauf, dass der Kapitalmarkt das börsennotierte Unternehmen damit stärker kontrolliert. Der Kurs werde maßgeblich davon bestimmt, ob Daum sein Renditeversprechen halten könne. Margen von zehn Prozent und mehr hatte Daimler Truck schon in der Vergangenheit angepeilt, um die Rivalen Volvo und Scania einzuholen. Meistens gelang es aber nicht, die Kosten im Zaum zu halten.

An der Börse wird Volvo deshalb deutlich höher bewertet: mit umgerechnet 40,5 Milliarden Euro. Scania-Eigner Traton, der mehrheitlich zu Volkswagen gehört, kommt auf knapp elf Milliarden Euro, weil die Münchner Schwester MAN mit schwachen Margen kämpft. Die Iveco-Muttergesellschaft CNH Industrial wird mit 22 Milliarden Euro etwas geringer bewertet als Daimler Truck.

rtr