boerse-online.de: In mehreren Berichten warf die "Financial Times" dem Zahlungsdienstleister Wirecard in den vergangenen Tagen manipulierte Geschäftszahlen und verschleierte Kundenbeziehungen vor. Wie stichhaltig sind diese Vorwürfe aus Ihrer Sicht?
Daniela Bergdolt: Die jetzt von der Financial Times erhobenen Vorwürfe erscheinen fundiert. Immerhin basieren sie wohl auf echten Zahlen des Unternehmens und internen Mails, die mit offen gelegt wurden. Leider passt das in das Bild des Unternehmens, wie es sich seit einiger Zeit bietet.

boerse-online.de: Sie haben die Konzernführung bereits nach den Turbulenzen im Frühjahr scharf kritisiert und waren der einzige Vertreterin von Aktionären und Investoren auf der Wirecard-Hauptversammlung im Mai, die Vorstandschef Markus Braun die Entlastung verweigert hat. Hat ihre Kritik nichts bewirkt?
Wirecard muss sich weiter fragen lassen, was das Unternehmen aus den Attacken und Kursturbulenzen im Frühjahr gelernt hat, gerade was Compliance, Corporate Governance und interne Kontrollsysteme angeht.

boerse-online.de: Was fordern Sie konkret?
Wir fordern das Unternehmen auf, von sich aus eine externe Sonderprüfung einzuleiten, um für Transparenz zu sorgen und die Vorwürfe aus der Welt zu räumen. Die Ergebnisse sollten transparent gemacht, publiziert und insbesondere für Anleger zugänglich gemacht werden. Die Sonderprüfung sollte auch nicht von der bislang für Wirecard tätigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY (Ernst & Young) durchgeführt werden, sondern von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfungsunternehmen. Auch der Aufsicht muss sich in diesem Zusammenhang kritische Fragen gefallen lassen. Aufsichtsratschef Wulf Matthias muss jetzt klarstellen, wie es um die Kontrolle bei Wirecard bestellt ist.