Die Furcht vor der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus hat die Anleger am Donnerstag eingeschüchtert. Der DAX brach deutlich ein. Die Inflationssorgen wären zwar nach der Anhörung des US-Notenbankchefs Jerome Powell weniger geworden, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Broker Axi. Dennoch fehle es an frischen Impulsen. Powell bestätigte, dass der aktuelle Preisdruck vorrübergehend sei und kein Grund für einen vorzeitigen Kurswechsel der Geldpolitik bestünde.
Der Ölpreis war wiederholt unter Druck. Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) hätten sich laut Insidern auf einen Kompromiss zur Förderpolitik geeinigt. Das Energieministerium der VAE dementierte dies. Der Preis der Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee fiel um 1,4 Prozent auf 73,70 US-Dollar je Barrel. Grund dafür waren Spekulationen auf eine Angebotsausweitung der Fördermenge.
Auf Unternehmensseite stand Daimler im Fokus. Die Geschäftszahlen lägen über den Erwartungen, ohne Einmal-Effekte, sagte ein Börsianer. Die anfänglichen Gewinne konnte die Aktie allerdings nicht halten und fiel ein paar Prozentpunkte.
Größtes Sorgenkind am Donnerstag war die Siemens-Energy-Aktie. Zeitweise stürzte das Papier um mehr als 13,5 Prozent ab. Grund hierfür waren Probleme mit der spanischen Windkraft-Tochter Siemens Gamesa. Das Unternehmen kippte die Gesamtjahresziele.
Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war
Ein Jahr, zwei Realitäten: Wie Daimler so schnell aus der Krise kam
Manchmal ändert sich der Blick auf die Welt innerhalb von nur einem Jahr gewaltig. Noch im Juli 2020 schien der Stuttgarter Auto- und Lastwagenbauer Daimler angesichts eines Quartalsverlusts in Milliardenhöhe und explodierender Kosten in einer ernsten Schieflage, nur zwölf Monate später ist die Lage ganz anders: Allein für das zweite Quartal von April bis Ende Juni vermeldete der Konzern am Donnerstag einen überraschend hohen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 5,2 Milliarden Euro. Damit hielt der Konzern in etwa das Niveau aus dem ersten Quartal - und übertraf zum wiederholten Mal die Markterwartungen. Und das, obwohl andauernde Lieferengpässe von wichtigen elektronischen Bauteilen der Branche seit Monaten zu schaffen machen.
Siemens Energy kassiert Ergebnisprognose - Probleme bei Gamesa
Der Windkraftanlagenbauer Siemens Gamesa kämpft weiter mit erheblichen Problemen mit seinem schwächelnden Onshore-Geschäft. Zudem verhageln hohe Preise für wichtige Materialien wie Stahl oder Kupfer die Bilanz. Siemens Gamesa musste daher bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr die Prognose senken. Das schlägt auch auf die Konzernmutter Siemens Energy durch: Der Münchner Konzern musste in Folge beim Ergebnisausblick ebenfalls zurückrudern.
Drägerwerk wegen hoher Kosten mit Gewinnrückung im zweiten Quartal
Die Corona-Pandemie beschert dem Medizin- und Sicherheitstechnik-Konzern Drägerwerk ein anhaltend hohes Auftragsniveau. Im vergangenen Quartal sorgten jedoch hohe Kosten für einen Ergebnisrückgang bei dem Lübecker Unternehmen. An der Börse war die Nachricht Anlass für lange Gesichter, wenngleich die Norddeutschen ihre erst kürzlich angehobenen Jahresziele bestätigten.
Mindestens 20 Tote bei Unwettern - Häuser eingestürzt
Ganze Landstriche sind überflutet, Orte von der Außenwelt abgeschnitten, Häuser eingestürzt: Nach Dauerregen im Westen Deutschlands sind mindestens 20 Menschen gestorben. Im Ort Schuld in der Eifel wurden in der Nacht zum Donnerstag vier Häuser komplett und zwei weitere zur Hälfte weggespült. 50 bis 70 Menschen werden nach Angaben des rheinland-pfälzischen Innenministeriums vermisst.
US-Krankenversicherer UnitedHealth hebt Gewinnprognose erneut an
Der US-Krankenversicherer UnitedHealth schraubt sein Gewinnziel für 2021 ein weiteres Mal nach oben. Dank guter Geschäfte in der ersten Jahreshälfte erwartet Konzernchef Andrew Witty für das Gesamtjahr jetzt einen Gewinn je Aktie von 17,35 bis 17,85 US-Dollar, wie UnitedHealth am Donnerstag in Minnetonka (US-Bundesstaat Minnesota) mitteilte. Bereits im April hatte er das Ziel auf 17,15 bis 17,65 Dollar angehoben, nachdem der Gewinn je Aktie im vergangenen Jahr 16,03 Dollar erreicht hatte. Die UnitedHealth-Aktie legte nach den Nachrichten im vorbörslichen US-Handel um gut ein Prozent zu.
US-Geldhaus Morgan Stanley steigert Quartalsgewinn deutlich
Starke Zuwächse im Investmentbanking und in der Vermögensverwaltung haben der US-Bank Morgan Stanley im zweiten Quartal zu deutlich mehr Erlösen und Gewinn verholfen. Unterm Strich verdiente das Geldhaus in den drei Monaten bis Ende Juni laut eigener Mitteilung vom Donnerstag 3,5 Milliarden Dollar (3,0 Mrd Euro). Das waren zehn Prozent mehr als vor einem Jahr. Die gesamten Einnahmen der Bank legten um acht Prozent auf 14,8 Milliarden Dollar zu.
Rekordverdächtige Unwetterschäden in diesem Sommer
Die Unwetterserie dieses Sommers könnte außergewöhnlich hohe Schäden in Deutschland, der Schweiz und in Österreich anrichten. Schon vor den jetzigen Überflutungen in der Eifel waren die Gewitter- und Hagelschäden vielerorts überdurchschnittlich hoch, wie der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) und einzelne Unternehmen berichten. "Es zeichnet sich ab, dass sich dieses Jahr mit Stürmen, Überschwemmung, Starkregen und Hagel zu einem der schadenträchtigsten seit 2013 entwickeln könnte", sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Bereits im Juni hatten Starkregen und Hagel einen geschätzten versicherten Schaden von 1,7 Milliarden Euro verursacht.
Netflix holt erfahrenen Spieleexperten an Bord
Die Pläne von Netflix zum Einstieg ins Geschäft mit Videospielen werden mit der Verpflichtung eines Branchenveteranen konkreter. Mike Verdu kommt von Facebook, wo er für die Zusammenarbeit mit Entwicklern von Spielen für die VR-Brille Oculus verantwortlich war. Zuvor arbeitete er beim Branchenriesen Electronic Arts. Bei Netflix wird er Vizepräsident für Spieleentwicklung, wie der Videostreaming-Dienst am Donnerstag bestätigte.
Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway erwartet operativen Jahresverlust
Trotz weiter steigender Bestellzahlen rechnet die Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway auf Jahressicht mit einem operativen Verlust. Dieser könnte bis zu 450 Millionen Euro hoch sein, sagte der Leiter des operativen Geschäftes, Jörg Gerbig, im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Das ist deutlich mehr, als Branchenexperten bislang erwarten. Just Eat Takeaway wolle weiter in Wachstum investieren, der Gewinn von Marktanteilen sei wichtiger als das bereinigte operative Ergebnis, hieß es.
rtr/dpa/lb