"Die Unsicherheit über das Vorgehen der Fed ist einfach zu groß." Spekulationen auf weitere Konjunkturstützen der EZB trieben den Dax in der abgelaufenen Woche (bis Freitagmittag) um mehr als sechs Prozent in die Höhe.

EZB-Chef Mario Draghi hatte am Donnerstag angekündigt, bei der Ratssitzung der Zentralbank im Dezember werde geprüft, ob die Geldpolitik die Konjunktur ausreichend ankurbelt. Aus Sicht vieler Experten sind weitere expansive Maßnahmen damit so gut wie sicher. Seit März pumpen die EZB und die nationalen Notenbanken Monat für Monat rund 60 Milliarden Euro in das Finanzsystem. Bis September 2016 ist so ein Gesamtumfang von 1,14 Billionen Euro vorgesehen.

GELDPOLITIK IN USA UND EURO-ZONE DRIFTET AUSEINANDER



Einen anderen Weg schlägt dagegen Fed-Chefin Janet Yellen ein, die die Geldpolitik in den USA deutlich straffen will. Eine Zinswende in diesem Monat halten viele Experten nach zuletzt eher enttäuschenden Konjunkturdaten allerdings für unwahrscheinlich. Ebenfalls als ungewiss gilt, ob die Fed die letzte Möglichkeit in diesem Jahr nutzt und die Zinsen Mitte Dezember erhöht.

"Die Kommunikation der US-Notenbank verläuft in den letzten Wochen zusehends unkoordiniert und widersprüchlich", urteilt Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner. Viele Börsianer sehnen sich eine Entscheidung der Fed inzwischen dringend herbei: Die Ungewissheit über den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung sorge schließlich schon seit Wochen für Unruhe am Markt, sagte ein Händler.

Ob und wann die Fed die Zinswende einleitet, hängt maßgeblich von einer nachhaltigen Erholung der US-Konjunktur ab. Im Fokus stehen in der neuen Woche unter anderem die Auftragseingänge für langlebige Güter (Dienstag) und die erste Schätzung für das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal (Donnerstag). Analysten gehen davon, dass die Wirtschaft nur langsam gewachsen sein dürfte. Aus Deutschland und der Euro-Zone stehen der Ifo-Geschäftsklimaindex (Montag) und die Verbraucherpreise für Oktober (Freitag) auf der Agenda. Experten rechnen damit, dass die Inflationsrate im Euro-Raum bei minus 0,1 Prozent verharrt.

DEUTSCHE BANK PRÄSENTIERT DETAILS ZUR NEUEN STRATEGIE



Für Gesprächsstoff sollten zudem die Quartalsberichte zahlreicher Unternehmen dies- und jenseits des Atlantiks sorgen. Auf deutscher Seite lassen sich mehrere Dax-Konzerne in die Bücher schauen, darunter am Mittwoch Volkswagen. Wissen wollen die Investoren vor allem, wie sich der Skandal um manipulierte Abgaswerte in der Bilanz des Autobauers niederschlägt.

Bei der Deutschen Bank richtet sich der Fokus auf den neuen Vorstandschef John Cryan, der am Donnerstag in allen Details präsentieren soll, wie Deutschlands größtes Geldhaus in Zukunft aussehen wird. Zudem wird der vollständige Bericht zum dritten Quartal veröffentlicht - herbe Abschreibungen auf die Investmentbank und die vor einem Börsengang stehende Postbank hatten dem Institut einen Verlust von sechs Milliarden Euro eingebrockt.

Ebenfalls mit Zahlen warten unter anderem der Chemiekonzern BASF und die Deutsche Börse (jeweils Dienstag) auf. Lufthansa und Bayer geben am Donnerstag Einblick in ihre Bilanz. International dürften Anleger vor allem auf den Quartalsbericht von Apple am Dienstag schauen.

Die konjunkturelle Entwicklung in China dürften die Anlegern in der neuen Woche ebenfalls nicht aus den Augen verlieren. Ab Montag stellt das Land die mit Spannung erwarteten Weichen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung der Volksrepublik. Das Plenum des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei berät über den nächsten Fünf-Jahres-Plan. Das Wirtschaftswachstum war in der Volksrepublik zuletzt unter die Marke von sieben Prozent gerutscht - das ist das niedrigste Quartalsplus seit den Zeiten der globalen Finanzkrise Anfang 2009.

Am Freitag reagierte die chinesische Zentralbank mit einer weiteren Zinssenkung auf die Konjunkturabkühlung. Dies schob den Dax an, der den höchsten Wochengewinn seit Dezember 2011 verzeichnete. Der deutsche Leitindex schloss am Freitag bei 10.794,54 Punkten - ein Wochenplus von 6,8 Prozent. Der Dow kam in der Woche auf einen Aufschlag von 2,5 Prozent.