"Vor der Sitzung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag wollen sich die Anleger nicht zu weit aus dem Fenster lehnen", sagte ein Händler. "Und die US-Unternehmensbilanzen waren bislang auch nicht so wirklich überzeugend." Es fehle an klaren Impulsen für die eine oder andere Richtung. Die US-Futures signalisierten für die Eröffnung der Wall Street kaum veränderte Kurse.

Am Vormittag hatten Spekulationen auf eine unmittelbar bevorstehende Ausweitung der Anleihekäufe durch die EZB einen Dämpfer erhalten, denn den Frankfurter Währungshütern zufolge haben die Geldspritzen inzwischen die Kreditvergabe in der Euro-Zone belebt. "Damit nimmt der Druck auf die EZB ab, schon bald aktiv zu werden", sagte ein Börsianer. Dies schob den Euro an, der mit einem Tageshoch von 1,1386 Dollar rund einen halben US-Cent höher als am Vorabend notierte.

Seit März pumpt die Notenbank monatlich Milliarden von Euro in das Finanzsystem, um über die Preisentwicklung auch die Wirtschaft anzukurbeln. Da im September die Preise in der Euro-Zone um 0,1 Prozent sanken, waren Spekulationen auf eine vorzeitige Ausweitung des Programms aufgekommen. Damit rechnen die meisten Geldmarkthändler nach einer Reuters-Umfrage aber erst später. Das Programm soll im September nächsten Jahres auslaufen.

Für Zurückhaltung sorgte zudem der durchwachsene Verlauf der US-Bilanzsaison. So enttäuschte IBM die Investoren mit dem Umsatz, der stärker als erwartet zurückging. Vorbörslich fielen die Aktien in New York um 4,7 Prozent. Die Titel des Speicherchip-Produzenten SanDisk stiegen dagegen angesichts von Spekulationen auf eine Übernahme durch den Festplatten-Hersteller Western Digital vorbörslich um mehr als acht Prozent.

TELEKOM-AKTIEN NACH KAUFEMPFEHLUNG AN DAX-SPITZE



Im Dax führten die Aktien der Deutschen Telekom nach einer Kaufempfehlung von Goldman Sachs die Gewinnerliste an. Sie stiegen um 2,3 Prozent auf 15,69 Euro. Zu den Gewinnern zählten zudem SAP. Der Chef der Software-Schmiede, Bill McDermott, erklärte anlässlich der endgültigen Vorlage von Quartalszahlen, der Umsatz mit Cloud-Software könnte in diesem Jahr stärker als bisher gedacht steigen.

Auf der Verliererseite standen mit einem Abschlag von einem Prozent Lufthansa. Der Fluggesellschaft ist mit ihrem Angebot zur Lösung des seit fast zwei Jahren anhaltenden Tarifstreits mit den Flugbegleitern immer noch kein Durchbruch gelungen. Das schadet laut einem Händler dem Image des Konzerns.

Im TecDax stiegen Manz um 4,7 Prozent. Der Spezialmaschinenbauers soll Adidas beim Aufbau vollautomatischer Schuhfabriken in Deutschland, den USA und anderen wichtigen Absatzmärkten unterstützen. Die Aktien des Sportausrüsters legten um ein Prozent zu. "Investoren sehen in der Kooperation ein zusätzliches Standbein, durch den der Spezialmaschinenbauer neue Aufträge ans Land ziehen könnte", sagte ein Händler.