Die andauernde Scheu der Wall Street vor neuen Höchstständen drücke auf die Stimmung, sagte ein Händler. Auch am Donnerstag sah es nicht danach aus, als könnte der Dow-Jones-Index erstmals in seiner über 100-jährigen Geschichte die Marke von 20.000-Punkten knacken. Die US-Futures deuteten vielmehr auf kaum veränderte Kurse zur Eröffnung hin. Am Freitag vor Silvester endet der deutsche Börsenhandel um 14.00 Uhr.
Viele Investoren nutzten die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr für Winterferien. Die Handelsspannen seien deshalb sehr eng. "Seit dem großen Verfall am 16. Dezember ist die Volatilität nahezu zum Stillstand gekommen", sagte Analyst Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets. Auf Jahressicht hat der Dax sieben Prozent gewonnen und schickt sich an, das fünfte Jahr in Folge mit einem Plus zu beenden.
Die Wall Street hat ihren Rekordkurs zuletzt ebenfalls nur noch zögerlich fortgesetzt. Kurz vor Weihnachten rückte der Dow-Jones-Indes zwar noch bis auf wenige Zähler an die magische 20.000er Marke heran. Doch seither plagen Zweifel über die Nachhaltigkeit der Rally seit der Wahl von Donald Trump zum künftigen US-Präsidenten die Anleger. Es bleibe abzuwarten, welche Taten Trump seinen "markigen Worten" folgen lasse, sagte Analyst Oldenburger. "Eine mögliche Steuersenkung, wie bereits vor und nach dem Wahlkampf angekündigt, spielt hier eine wichtige Rolle. Ein interessanter Januar steht uns also bevor. Es wird eine Art Wettkampf zwischen Zweiflern und Optimisten werden, die den neuerlichen Kursanstieg einzuordnen versuchen." Trump tritt sein Amt am 20. Januar 2017 an.
Für 2017 sollten sich Investoren daher nach Ansicht vieler Börsianer ein dickes Nervenkostüm zulegen. Wahlen in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und wohl auch in Italien könnten Diskussionen über den Zusammenhalt der Euro-Zone wieder hochkochen lassen .
MONTE PASCHI WEITER VOM HANDEL AUSGESETZT
In Europa sorgte zum Jahresende vor allem die Unsicherheit über die Zukunft der italienischen Banken für Zurückhaltung. Die Sanierung der Bank Monte dei Paschi wird vermutlich teuerer als erwartet. Nach Einschätzung der EZB fehlen dem Institut aus Siena 8,8 Milliarden Euro Kapital. Auch der italienische Staat muss noch Milliarden zuschießen. Bis zur Klärung der Rettung sind die Aktien vom Handel in Mailand ausgesetzt.
Europaweit standen ohnehin meist die Aktien von Bankentiteln auf den Verkaufszetteln - genau wie auch am Donnerstag: Die europäischen Bankenindizes verloren aufs Jahr gesehen sieben und acht Prozent. Der Kursverlust bei der Deutsche Bank und der Commerzbank summiert sich auf je gut 20 Prozent, womit sie im Dax die Schlusslichter sind. Am Donnerstag verloren sie erneut je rund ein Prozent.
Auf der Gewinnerseite stehen auf Jahressicht wie schon 2015 Adidas mit einem Plus von über 60 Prozent ganz oben. Am Donnerstag legten Adidas gegen den Trend 0,3 Prozent zu.
Im MDax hielten Covestro mit einem Abschlag von 3,5 Prozent die rote Laterne. Die Analysten der DZ Bank hatten die Aktien der Kunststofftochter von Bayer zum Verkauf empfohlen. Auf Jahressicht waren Covestro allerdings ein Renner: Der Aktienkurs hat sich verdoppelt und damit so viel wie kein anderer MDax-Wert gewonnen.
rtr