Dax und EuroStoxx50 verloren am Mittwoch jeweils gut vier Prozent auf 9520 beziehungsweise 2672 Punkte. Der Dividenden-Future auf die Standardwerte der Euro-Zone brach um knapp sieben Prozent ein und notierte mit 52,10 Zählern so niedrig wie noch nie. In den vergangenen vier Wochen sackte sein Kurs um mehr als die Hälfte ab. "Die Suche nach der Talsohle wird noch eine Weile andauern", prognostizierte Analyst Han Tan vom Online-Broker FXTM. Denn die Aktienkurse seien gemessen an den - in der drohenden Rezession zu erwartenden - Firmengewinnen noch recht hoch.

TRUMP SCHWÖRT USA AUF HARTE ZEITEN EIN


Auf die Stimmung schlugen Börsianern auch die mahnenden Worte von US-Präsident Donald Trump, der seine Landsleute auf harte Zeiten einstimmte. Die gute Nachricht sei, dass Trump den Ernst der Lage nun offenbar erkannt habe, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Die schlechte aber lautet: Es könnte noch mehrere Wochen dauern, bis sich die Situation auf der anderen Seite des Atlantiks stabilisiert."

Der privaten Arbeitsagentur ADP zufolge fiel der Jobabbau im März zwar deutlich geringer aus als befürchtet. Allerdings sei der Stichtag der Erhebung der 12. März. Daher spiegelten die Zahlen nicht den vollen Effekt der Beschränkungen des öffentlichen Lebens wider.

In Europa bot sich ein ähnliches Bild: Das Stimmungsbarometer für die Einkaufsmanager fiel überraschend stark auf ein Siebeneinhalb-Jahres-Tief von 44,5 Punkten. "Der eigentliche Schaden wird sich aber erst im April zeigen", warnte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com.

DOLLAR, GOLD UND ANLEIHEN IM AUFWIND - ÖLPREIS FÄLLT


Vor diesem Hintergrund flüchteten Anleger in die Weltleitwährung. Dies verhalf dem Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, zu einem Kursplus von 0,6 Prozent auf 99,689 Punkte. Die Nachfrage nach den ebenfalls als sicher geltenden Bundesanleihen drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf minus 0,493 von minus 0,457 Prozent.

Auch mit der "Antikrisen-Währung" Gold deckten Anleger sich ein. Das Edelmetall verteuerte sich um 0,8 Prozent auf 1583,57 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Angesichts der drohenden Rezession und der großen Unsicherheit habe Gold noch Luft nach oben, sagte Analyst Carsten Menke von der Bank Julius Bär.

Abwärts ging es dagegen erneut mit dem Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 3,6 Prozent auf 25,41 Dollar je Barrel (159 Liter). Das Angebot werde die Nachfrage im April um etwa 25 Millionen Barrel pro Tag übersteigen, sagte Bjornar Tonhaugen vom Brokerhaus Rystad. "Vor diesem Tsunami an Überangebot gibt es keinen Schutz."

SCHMERZHAFTE DIVIDENDENSTREICHUNGEN


Berechnungen der Barclays Bank zufolge werden die Dividenden europäischer Firmen 2020 um rund 40 Prozent zurückgehen. Nach Druck der Notenbanken strichen unter anderem die Geldhäuser HSBC, Santander und Lloyds ihre Auszahlungen. Ihre Aktien verloren daraufhin bis zu 9,2 Prozent, und der europäische Bankenindex büßte 5,1 Prozent ein.

Parallel dazu kassierten der Versicherer Münchener Rück, der Autozulieferer Continental und der Bau- und Industriedienstleister Bilfinger ihre Gesamtjahresziele. Ihre Aktien verbilligten sich um bis zu 12,4 Prozent.

rtr