"Ein Garantieschein für den baldigen Angriff auf das Allzeithoch ist dies jedoch nicht", warnt Analyst Timo Emden von Emden Research. "Zu präsent bleibt die Coronavirus-Pandemie. Während die Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen angesichts der zweiten Welle durch großzügige Konjunkturhilfen überdeckt werden, könnten die Sorgen um eine dritte Welle spätestens Anfang des neuen Jahres wieder Überhand gewinnen."

In den vergangenen Tagen legte der Dax dennoch insgesamt rund 4,5 Prozent zu und stand vor dem größten Wochengewinn seit rund einem Monat. Dabei rückte er zeitweise bis auf etwa 20 Punkte an sein Rekordhoch von 13.795,24 Zählern heran. Halte er sich auf diesem Niveau, könnten einige Anleger gezwungen sein, ihre Wetten auf einen Kursverfall aufzulösen und damit dem deutschen Leitindex zusätzlichen Rückenwind geben, sagt Anlage-Experte Joachim Goldberg von der Beratungsfirma Goldberg und Goldberg.

BREXIT-DRAMA UND KEIN ENDE?


Sorgen bereitet Börsianern allerdings das neben der Pandemie zweite Dauerbrenner-Thema Brexit. Ungeachtet der weiter laufenden Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen Großbritannien und der EU sei die Entscheidung über die Art des Austritts des Vereinigten Königreichs aus der Staatengemeinschaft bereits gefallen, resümiert Ayush Ansal, Chef des Hedgefonds Crimson Black Capital. "Selbst wenn de jure ein Handelsdeal zustande kommt, wird es wegen der tiefgreifenden Spannungen zwischen beiden Seiten de facto ein 'No Deal'-Brexit."

Ähnlich argumentiert Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. "Es gibt eindeutige Hinweise, dass Banken Vermögenswerte und Mitarbeiter aus London abziehen. Diese Wunden werden nicht so einfach heilen." Ein Brexit-Deal werde dem Pfund Sterling daher nur vorübergehend Auftrieb geben.

US-ARBEITSMARKTBERICHT WIRFT SCHATTEN VORAUS


Traditionell sind Konjunkturdaten rund um den Jahreswechsel dünn gesät. Daher richten Börsianer ihr Augenmerk bereits auf die ersten wichtigen Daten 2021: Den US-Arbeitsmarktbericht am 8. Januar. Die Experten der Commerzbank sagten für Dezember die Schaffung von 200.000 Jobs voraus. "Dies wäre nur etwas weniger als im November." Einen Vorgeschmack auf diese Zahlen liefern die Daten der privaten Arbeitsagentur ADP zwei Tage zuvor. Wegen der steigenden Infektionszahlen komme der US-Konjunkturmotor zwar ins Stottern, fügten die Commerzbank-Analysten hinzu. Eine Rezession sei aber nicht zu befürchten.

Diesseits des Atlantik stehen Anfang Januar außerdem die Stimmungsbarometer für die deutschen und europäischen Einkaufsmanager auf dem Terminplan. Die Industrie bleibe optimistisch, prognostizierten die Commerzbank-Experten. Dieser Trend werde sicher durch die Zahlen zur deutschen Industrieproduktion am 8. Januar untermauert.

Am Dienstag vor Weihnachten informiert der GfK-Index über die Kauflaune der deutschen Verbraucher. Wegen des erneuten Lockdowns erwarten Analysten für Januar einen Rückgang auf minus 9,5 Punkte von minus 6,7 Zählern.

rtr