Der Zollstreit zwischen den USA und China tauche Anleger seit Monaten in ein Wechselbad der Gefühle. "Keimt an einem Tag Hoffnung auf, nachdem ein positiver Twitter-Beitrag von US-Präsident Donald Trump veröffentlicht wird, so wird am nächsten Tag durch neue Sanktionen der USA alles in Frage gestellt", fügt Schär hinzu. Am Freitag überraschte Trump Anleger mit der Androhung von Strafzöllen auf mexikanische Waren. Vor diesem Hintergrund büßte der Dax in der alten Woche 2,5 Prozent ein.

Auch die Europawahl wirke noch nach, sagt Anlagestratege Felix Herrmann vom weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. Investoren warteten gespannt auf die Entscheidung um die Nachfolge des EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker. "Die hat Implikationen für die Vergabe anderer wichtiger Posten. Insbesondere für die des EZB-Chefsessels." Sollte der Chef der Christdemokraten im Europäischen Parlament, leer ausgehen, Manfred Weber, steigen Experten zufolge die Chancen, dass Bundesbank-Chef Jens Weidmann Mario Draghi als Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) beerbt.

Vor diesem Hintergrund werden Anleger die Pressekonferenz Draghis am Donnerstag besonders aufmerksam verfolgen. Eine Leitzinsänderung gilt unter Börsianer als ausgeschlossen. Sie rechneten stattdessen mit Details zu den geplanten neuen Billig-Krediten für Geschäftsbanken (TLTROs).

SENKT DIE FED 2019 DIE ZINSEN?


Auch die US-Geldpolitik sorgt in der neuen Woche wieder für Gesprächsstoff, da immer mehr Anleger auf eine Zinssenkung der Fed vor dem Jahresende spekulieren. Eine Bestätigung hierfür erhoffen sie sich unter anderem vom sogenannten Beige Book. Der Konjunkturbericht der US-Notenbank wird am Mittwoch veröffentlicht. Daneben warten Börsianer gespannt auf die US-Beschäftigtendaten am Freitag. Einen Vorgeschmack liefern zwei Tage zuvor die Zahlen der privaten Arbeitsagentur ADP. Die Konjunkturdaten der neuen Woche würden die jüngsten Spekulationen auf eine Abschwächung des US-Aufschwungs sicher dämpfen, prognostiziert Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz.

Daneben treibt der für Freitag geplante Rücktritt der britischen Premierministerin Theresa May Börsianer um. Sie sehen den ehemaligen Außenminister und Brexit-Hardliner Boris Johnson als aussichtsreichsten Nachfolger. "Zum jetzigen Zeitpunkt scheinen die Extremoptionen eines 'No Deal'-Brexit oder 'No Brexit' wahrscheinlicher zu sein als ein ausgehandelter, geregelter Brexit", sagt Anlagestrategin Seema Shah vom Vermögensverwalter Principal Global.

Kopfzerbrechen bereitet Börsianern darüber hinaus der heraufziehende Haushaltsstreit zwischen der EU und der Regierung in Rom. Vize-Ministerpräsident Matteo Salvini werde nach dem Erfolg seiner rechtspopulistischen Lega voraussichtlich auf Neuwahlen dringen, um zum Regierungschef aufzusteigen, prognostiziert Martin Hüfner, Chef-Volkswirt des Vermögensverwalters Assenagon. Für einen Austritt aus dem Euro oder EU habe Salvini zwar nicht den Rückhalt in der Bevölkerung. "Es wird jedoch verschärft Streit über die Fiskaldisziplin und den Ausbau der Union geben. Die Gemeinschaft wackelt."

rtr